0721 - Stärker als der Teufel?
Einige Male nagte sie auf ihren Lippen, sie bewegte sich auch, und Suko hörte das Klingen der unterschiedlich großen Kreise, wenn sie aufeinandertrafen.
Es war schon ein ungewöhnlicher Schmuck, den sie trug. Er ahnte, daß er eine bestimmte Bedeutung haben mußte, und deshalb fragte Suko auch: »Warum trägst du diesen Schmuck?«
»Weil es mir Spaß macht!«
Diese Antwort bewies Suko, daß er nicht mehr nachzufragen brauchte, doch seine Neugierde war nicht gestillt. »Wenn du ihn nicht umgebracht hast, wer hat ihn dann getötet? Er… er ist ja auf schlimme Weise ums Leben gekommen.«
Sie trat dicht an ihn heran. Suko nahm ihr Parfüm wahr, das einen sehr strengen Geruch absonderte.
»Es war der Teufel, mein Kleiner. Hast du gehört? Der Teufel hat ihn gekillt. Einfach so, verstehst du das? Er hat ihn getötet!«
Suko schaute auf die Leiche, dann auf die Frau. »Soll ich dir jetzt sagen, daß ich dir glaube?«
Sie hob die Schultern. »Es ist mir egal. Jedenfalls müssen wir ihn aus dem Weg schaffen.«
»Wohin denn?«
Sie schnickte mit den Fingern. »Ich weiß die Lösung bereits, Kleiner. Du mußt mir nur helfen und mit anfassen. Oder traust du dich nicht, eine Leiche zu berühren?«
»Das… das habe ich noch nie gemacht.«
»Quatsch. Irgendwas macht man immer zum erstenmal. Los, bück dich, versuche es. Wir schaffen ihn weg!«
»Wohin denn?«
»Scheiße, ich sage dir schon die Richtung. Du brauchst ihn ja nicht anzusehen.«
Für ein normales Kind wäre dies ein guter Ratschlag gewesen, aber Suko war etwas gewohnt, zudem dachte er nach wie vor wie ein Erwachsener. Dennoch rann es kalt seinen Rücken hinab, als er einen sehr genauen Blick auf den schlimm zugerichteten Toten warf.
Yannah hielt ihn unter den Achseln gepackt, Suko trug die starren Beine. Gemeinsam betraten sie den Raum, in dem Yannah ihre Kunden empfing. Suko kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er die zahlreichen elektrischen Kerzen sah, deren Licht wie der Glanz der Sterne in der Schwärze wirkte.
Er sah auch den Tisch. Durch den Lichteinfall wirkte er wie ein kleines All für sich.
Ihre Schritte wurden von einem Teppich gedämpft. Als weicher Samt umschmeichelte er ihre Schuhe.
Die schmale Tür, auf die sie zusteuerten, hatte Suko nicht gesehen. Sie war auch nur für Eingeweihte zu erkennen. Mit dem Ellbogen drückte Yannah die Klinke nach unten.
Sie war mit sich und dem Festhalten der Leiche sehr beschäftigt, so daß sie nicht auf Suko achten konnte und deshalb auch nicht sah, wie er zusammenschrak.
Er hatte eine Stimme gehört.
Nicht laut, auch nicht normal gesprochen, sondern als telepathische Botschaft in seinem Hirn. »Na geschafft?«
Das war Asmodis, der ihn da ansprach. Er hatte ihn also unter Kontrolle, wußte Bescheid.
»Ja!« flüsterte Suko.
Ein Fehler, denn Yannah wurde aufmerksam. »Hast du etwas gesagt?« fragte sie.
»Nein, nein, nicht direkt, ich… ich… bin nur froh, wenn wir es hinter uns haben.«
»Keine Sorge, wir sind gleich an der Treppe.«
Zunächst einmal schluckte sie ein enger Gang, in dem nur die Notbeleuchtung brannte. Die beiden Leuchten an den Wänden sahen aus wie trübe Augen. Das Licht einer Lampe streifte eine dunkle Tür, die das Ende des Flurs bildete.
Suko wußte noch immer nicht, wo er hier eigentlich hineingeraten war. Asmodis persönlich hatte ihn nach Paris geschafft und dort »abgesetzt«, wo sich das Zentrum befand.
Dicht vor der Tür nickte Yannah Suko zu. »Wir legen die Leiche für einen Moment ab.«
»Gut.«
Als der Tote auf dem Boden lag, spürte Suko die Blicke der Frau auf seinem Körper brennen. Er konnte nicht behaupten, daß er sich behaglich fühlte. Seiner Ansicht nach hatte sich die Einstellung zu ihm bei dieser Frau verändert.
»Was ist los?«
Sie bewegte ihren linken Arm. Dieses kurze Zucken nur reichte aus, um einen Ring aus dem Verband zu lösen. Er rutschte ihrer Hand entgegen. Mit den Fingern fing sie ihn ab. »Ich traue dir nicht. Ich weiß auch nicht, aber es kommt mir alles sehr seltsam vor.«
Suko versuchte, möglichst harmlos zu blicken: »Was ist denn an mir seltsam?«
Sie ließ den Ring geschickt um die Finger kreisen. »Ich kann es nicht genau sagen, es ist möglicherweise nur ein Gefühl, aber du warst zu schnell da.«
»Wieso?«
»Auf einmal.« Sie lächelte, spielte wieder mit dem Ring und schleuderte ihn dann auf Suko zu. »Da, fang ihn!«
Er griff zu, schnappte ihn auf und wunderte sich, wie schwer er in seiner Hand lag. Damit
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