0721 - Stärker als der Teufel?
die in der normalen Größe, und ich entdeckte auch keine Spuren eines fremden Besuchers.
Aber ich wußte sofort, daß die Wohnung leer war. Man spürt so etwas einfach, und ich erreichte mit schnellen Schritten den Wohnraum, der dieselben Maße hatte wie meiner.
Und doch war es nicht so wie immer.
Mich störte der Geruch.
Es war nicht der gleiche wie in meiner Wohnung, es roch hier einfach anders.
Ich saugte die Luft ein. Meine Nase reagierte wie ein Seismograph, also sehr empfindlich, und mir kam es tatsächlich so vor, als hätte jemand etwas verbrannt.
Kohle?
Nein, die roch anders.
Ich überlegte hin und her. Plötzlich wußte ich, was da verbrannt worden war oder gebrannt hatte.
Schwefel.
Es stank noch leicht nach einem schwefligen Geruch, und diese Tatsache ließ bei mir das Blut allmählich erstarren, denn der Schwefeldampfgestank deutete auf eine ganz bestimmte Person hin, die es einfach nicht lassen konnte, sich mit diesem Geruch zu verabschieden.
Asmodis!
Er war auch derjenige, die die Schuld an Sukos Veränderung trug. Er genoß deshalb seinen Triumph, und er mußte es gewesen sein, der Suko besucht und entführt hatte.
Mir kamen schreckliche Gedanken. Ich stellte mir den wehrlosen Suko in der Hand des Teufels vor, der mit ihm machen konnte, was er wollte. Er würde dem »Kind« nicht den Hauch einer Chance lassen. Er würde ihn zerquetschen.
Das Blut stieg mir in den Kopf. So sehr es mir Spaß bereitet hatte, mit Jessica Long zusammen gewesen zu sein, hätte ich darauf verzichtet, wäre eine Entführung vielleicht nicht passiert. Und wenn der Teufel so etwas in Szene setzte, dann hinterließ er höchstens die Geruchsspur, aber keinen Hinweis darauf, wo er sich mit seinem Opfer befand.
Trotzdem wollte ich die Wohnung nicht verlassen, ohne sie wenigstens durchsucht zu haben. Möglicherweise hatte Suko noch eine Spur gelegt, was ideal gewesen wäre.
Im Bad fand ich nichts, im Schlafzimmer auch nicht, die Küche konnte ich ebenfalls vergessen, den Wohnraum dazu.
Nichts…
Ich stand mitten im Raum. Der Klumpen in meinem Magen wurde dicker und dicker. Das Herz klopfte schneller. Ich wußte, daß ein Mensch spurlos verschwinden konnte, und Asmodis hatte meinen Freund sicherlich in seine Dimension geschafft. Da würde sich Suko dann aus eigener Kraft nicht mehr befreien können.
Und ich wußte nicht einmal, wo ich mit der Suche ansetzen sollte. Es war zum Verrücktwerden.
Ich verließ die Wohnung durch den Flur. Meine Blicke glitten an der Garderobe entlang und streiften auch die helle Wand dahinter, auf der ich plötzlich etwas entdeckte.
Sie war beschmiert worden.
Zuerst dachte ich an einen Schmutzfleck, bis ich genauer hinschaute und plötzlich wie elektrisiert war.
Das war kein Schmutzfleck, das waren Buchstaben, die sich zu einer Nachricht zusammensetzten.
Eine Botschaft für mich?
Drei Worte nur, aber diese dahingekritzelten und schwach geschriebenen Buchstaben hatten es in sich.
Bin in Paris!
Ich las sie einmal, zweimal, ich las sie auch ein drittes Mal und wußte nicht so recht, ob ich mich auf den Arm genommen fühlen sollte oder nicht.
Wieso war er in Paris?
Das ergab doch keinen Sinn! Das war bestimmt ein Windei.
Wer sollte denn Interesse daran haben, Suko nach Paris zu schaffen, in die Stadt an der Seine zu entführen. Der Teufel etwa? Das wollte ich nicht glauben. Andererseits waren seine Wege oft so rätselhaft und verschlungen, daß man bei ihm einfach mit allem rechnen mußte. Auch mit einer Entführung nach Paris.
Ich atmete tief durch, als ich mich umdrehte und wieder in den Wohnraum zurückging. Ich hatte Glenda Perkins versprochen, ihr Bescheid zu geben, das wollte ich einhalten.
Als ich den Hörer abhob und die Nummer tippte, da zitterten meine Finger. Sie schien am Apparat gelauert zu haben, schon nach dem ersten Klingeln hörte ich ihre Stimme.
»Ich bin es.«
»Und? Hast du Suko gesehen?«
»Nein, ich habe ihn nicht gefunden, aber ich weiß, wo er sich befindet. In Paris.«
Glenda Perkins schwieg erst einmal, so perplex war sie. Sie atmete heftig, dann erklang ihre Frage.
»Noch mal, John, damit ich mich nicht verhört habe.«
»Suko ist in Paris.«
»Woher weißt du das?«
»Von ihm selbst. Er hat mir die Nachricht hinterlassen. Er kritzelte sie gegen die Wand im Flur.«
»Das glaubst du?«
»Es ist seine Schrift, Glenda.«
Sie schnaufte in den Hörer. »Die kann jemand gefälscht haben, John. Du kennst doch die Tricks.«
»Das stimmt alles.
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