0723 - Kobold-Attacke
angenommen, dachte er innerlich zitternd. Baal war so schon schlimm genug. Aber Baal als Drache war einfach entsetzlich.
»Sieh zu, dass du schnellstens einen anderen Weg findest, Garax!«, drängte er. »Wir dürfen keine Zeit verlieren, weil Ixi möglicherweise in größter Gefahr ist!«
Und wir erst…
»Wir müssen Regenbogenblumen benutzen«, kam es Garax als Erstes in den Sinn. »Dann klappt es sicher.«
»Und wenn da, wo Ixi ist, keine Regenbogenblumen sind?«, fauchte Krax.
»Sind bestimmt welche. Denn sie kann doch selbst keinen Regenbogen zaubern. Dafür ist sie zu blöde! Ist doch nur ein Mädchen!«
»Na, dann los«, zischte Krax. »Und wehe, es funktioniert nicht! Dann -dann - dann lasse ich mir was ganz Grauenhaftes für dich einfallen«, sagte er anstelle einer passenden Idee.
Die Kobolde hetzten in weiten Sprüngen davon, dorthin, wo in der unwirtlichen Landschaft zwischen Felsbrocken Regenbogenblumen wuchsen.
***
Baal sah ihnen verwundert nach. Aber er verzichtete darauf, sie zu verfolgen. Sie interessierten ihn nicht weiter. Er hatte sie eingeschüchtert, das reichte völlig aus.
Und er hatte diesen jungen Drachen.
Natürlich war Baal in der letzten Zeit nicht untätig gewesen. Er hatte Informationen gesammelt, und so war ihm zu Ohren gekommen, dass der Dämonenjäger Zamorra, den sie den »Meister des Übersinnlichen« nannten, einen Jungdrachen in seiner Burgfestung beherbergte. Wie es aussah, war dies eben genau jener Drache.
Es konnte nützlich sein, ihn als Geisel zu benutzen, wenn Zamorra tatsächlich hier auftauchte. Baal fürchtete Zamorra zwar nicht sonderlich, aber er sicherte sich gern in alle Richtungen ab. Einmal in seiner Existenz hatte er das versäumt, damals, als er den Olymp für sich beanspruchen wollte, und Stygia hatte ihn - nein, nicht getötet, wie sie glaubte, aber sie hatte ihn für sehr lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Eine sehr lange Zeit selbst für einen Dämon.
Und während dieser Zeit hatte sich die Welt ziemlich rasant verändert.
Zamorra schien zu einem Machtfaktor geworden zu sein. Er hatte schon zahlreiche Dämonen umgebracht. Er war ein sehr gefährlicher Mensch. Aber Baal war sicher, dass er mit ihm fertig wurde. Vor allem, wenn er diesen Jungdrachen als Geisel hatte. Das würde Zamorra zumindest verunsichern.
Es war ziemlich einfach gewesen, den Jungdrachen gefangenzunehmen. Er war nicht besonders stark. Seine Drachenmagie steckte noch in den Kinderschuhen. Damit konnte er vielleicht Menschen und Kobolde erschrecken, aber nicht den Moloch.
Baal änderte seine Flugrichtung und kehrte dorthin zurück, wo er Ty Seneca, den Sohn des Asmodis, gefangen hielt. Und er fand es als recht nützlich, zur Fortbewegung die Gestalt eines Drachen nutzen zu können.
Vielleicht sollte er das häufiger tun.
***
Verblüfft starrte Asmodis auf den Platz, an dem sich gerade noch der Kobold befunden hatte. Der war einfach verschwunden und hatte den Ex-Teufel hier zurückgelassen!
»Is' doch nicht wahr«, murmelte er. »Hat der eigentlich noch alle Nadeln an der Tanne?«
Im nächsten Moment war Broxo wieder da. »Ja, wo bleibt Ihr denn, Herr?«
»Noch mal so ein Späßchen, und ich setze dich ohne Hut und Mantel auf der Mondrückseite aus!«, drohte Asmodis.
Broxo erschauerte. »Da soll es aber sehr kalt sein, munkelt man.«
»Und die Luft ist ziemlich dünn, genauer gesagt: Es gibt sie überhaupt nicht!«, teilte Asmodis lapidar mit. »Deshalb solltest du vielleicht vorher noch sehr tief einatmen.«
»Herr, ich dachte, Ihr könntet mir folgen«, seufzte der Kobold.
»Wenn ich nicht weiß, wohin du dich teleportierst? Gib mir deine Hand!«
»Äh - was wollt Ihr damit? Und Ihr solltet wissen, Herr, dass ich ohne Hand ziemlich…«
»Ich drehe dir den Hals um«!, brüllte Asmodis ihn an. Allein die Wortgewalt trieb Broxo einige Meter zurück. »Wieso müssen Kobolde eigentlich ständig so ausgesprochen dämlich sein? Ich sollte euch wirklich Baal überlassen!«
»Das wäre aber sicher nicht sehr nützlich«, stöhnte Broxo.
»Her mit der Pfote, und dann teleportierst du noch einmal!«, drängte Asmodis, ohne weiter darauf einzugehen. »Nun mach schon. Es eilt!«
Als Broxo diesmal teleportierte, zog er Asmodis mit sich.
Der schüttelte sich heftig. Vor seinen Augen drehte sich alles. »Kein Wunder, dass ihr Kobolde allesamt eins an der Klatsche habt«, murmelte er. »Wenn ihr immer so teleportiert - nein danke, da bleibe ich lieber bei meiner
Weitere Kostenlose Bücher