0724 - Der Stasi-Vampir
öffnete sie. Zuvor trank er einen Schnaps.
Nachdem er die Flasche Bier zur Hälfte geleert hatte, setzte er sich auf das Bett. Neu war auch die Glotzkiste mit dem großen Bildschirm. Er hatte sich den Apparat durch ein Versandhaus schicken lassen und zahlte jeden Monat die Raten ab.
Dia Fernbedienung lag bei ihm immer in Griffweite. Er schaltete den Kasten ein und sah die Mainzelmännchen in dar ZDF-Werbung über den Bildschirm huschen.
Als dann die Pause vorbei war und die Serie weiterlief, konnte er sich nicht darauf konzentrieren, Immer wieder mußte er an seine Frau denken.
Sie war zurückgekehrt. Dabei gab sie sich nicht einmal Mühe, ihre Rückkehr zu verbergen, sonst wäre sie von der Lebensmittelhändlerin wohl nicht entdeckt worden.
Was hatte sie vor? Und wo, zum Teufel, kam sie her! Er lachte auf, als ihm der Vergleich eingefallen war.
»Ja«, keuchte er, »beim Teufel. Du mußt beim Teufel gewesen sein, Helga. Er hat dich nicht mehr gemocht und dich wieder entlassen. Etwas anderes ist nicht möglich.«
Er leerte die erste Flasche Bier, dann auch die zweite, aß zwischendurch Brot und Käse, ließ die Glotze laufen, ohne sich bewußt für das Programm zu interessieren. Dazu hatte er einfach nicht den Nerv, denn ihn beschäftigten andere Dinge.
Zwischendurch schaute er zum Fenster, lehnte sich auch mal nach draußen, ohne jedoch eine Spur von Helga zu entdecken. Sie war und blieb verschwunden.
Es war schon 21.00 Uhr, als es an seiner Wohnungstür klingelte. Das Geräusch riß ihn aus seiner Starre. Er saß für einen Moment unbeweglich und dachte an Helga.
Kam sie jetzt auf dem normalen Weg zu ihm? Sein Herz schlug schneller, der Magen verwandelte sich in einen schweren Klumpen, über seine Haut rann ein elektrischer Strom, und hinter der Stirn pochte es.
Er stand auf.
Beim vierten Klingeln stand er Vor der Wohnungstür im fahlen Licht der über seinem Kopf hängenden Lampe.
Öffnen oder nicht?
»Wer ist da?«
Eigentlich hatte er - wenn überhaupt - mit einer Frauenstimme gerechnet. Aber nicht sie gab Antwort, sondern die Stimme eines Mannes, die ihn aufforderte, endlich zu öffnen.
Er kannte die Stimme. Sie gehörte dem dicken Polizisten mit dem Namen Heinrich.
Was wollte der?
»Machen Sie schon auf, verdammt! Ich habe für Sie eine Botschaft, die Ihre Frau angeht.«
»Moment!« keuchte er und biß danach in seinen Handballen. Tief holte er Luft. Er war völlig durcheinander und wußte nicht, was er noch unternehmen konnte.
War es tatsächlich dieser Heinrich, oder hatte ihn jemand imitiert. Stoßflug war schon soweit, daß er sich alles vorstellen konnte, selbst das Unwahrscheinlichste.
Heinrich schlug gegen die Tür. Das Dröhnen erschreckte Stoßflug. »Ja, ja, Moment noch.« Er drehte den Schlüssel herum und zog die Tür mit einem Ruck auf.
Es war tatsächlich der Polizist. Obwohl Stoßflug ihn nicht leiden konnte, war er bei seinem Anblick irgendwie beruhigt. Alle konnten bei ihm erscheinen, nur seine veränderte Frau nicht.
Heinrich drängte sich an ihm vorbei. Er trug eine billige blaugraue Lederjacke, dazu blaue Jeans und unter der Jacke einen dünnen Pullover, der seinen kugeligen Bauch hart umspannte.
Die beiden Männer gingen in die Wohnung. Stoßflug hatte nicht gefragt, weshalb Heinrich gekommen war, er führte ihn in die Schlafküche hinein.
Der Polizist schaute sich um. »Hier hausen Sie also? In der Küche schlafen?«
»Ja, warum nicht?«
»Ist ja auch ihr Bier.«
»Wollen Sie einen Schluck?« Stoßflug hatte sich entschlossen, höflich zu sein.
»Ja, auch einen Schnaps.«
Heinrich trank das Bier aus der Flasche. Den Schnaps allerdings aus einem Wasserglas.
Er leckte seine Lippen und bewegte sich auf dem Stuhl. Die Glotze hatte Stoßflug ausgemacht.
»Ja, das tat gut«, sagte der Beamte und schaute den Mann an, der ihm gegenüber auf dem Klappbett saß. »Scheiß Spiel, nicht wahr?«
»Wieso?«
»Das mit deiner Frau.«
Helmut hob die Schultern. »Es ist allein meine Angelegenheit. Ich weiß Bescheid.«
»Ach - tatsächlich?« Heinrich fragte mit einem seltsamen Unterton, der Stoßflug mißtrauisch werden ließ.
»Was soll das heißen?«
»Daß es nicht deine Angelegenheit ist.«
»Die der Polizei denn?«
»Kann sein.«
Heinrich stellte die leere Flasche auf den Küchentisch. »Muß aber nicht unbedingt.«
»Jetzt verstehe ich nichts mehr«, flüsterte Stoßflug, »überhaupt nichts mehr.«
»Kann ich mir denken. Deshalb bin ich ja zu dir
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