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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gekommen«, erwiderte der Dicke grinsend.
    Er ließ seine Worte wirken, und Helmut Stoßflug dachte auch über sie sehr genau nach. Daß es um seine Frau ging, stand fest, aber was hatte dieser Heinrich damit zu tun? Ausgerechnet er, der ihm vor zehn Jahren schon nicht geglaubt hatte?
    Langsam hob er den Kopf. »Ich glaube, daß müssen Sie mir alles erklären, Herr Heinrich.«
    Der Dicke streckte seine Beine aus. »Mache ich gern. Wichtig ist, daß du die Sache vergißt.«
    »Welche?«
    »Die mit deiner Frau.«
    Fast wäre Stoßflug aufgesprungen. »Verdammt noch mal, ich habe sie doch gesehen.«
    »Stimmt.«
    Heinrich blieb gelassen. »Ich werde dir nicht widersprechen. Trotzdem solltest du sie vergessen, und zwar sehr schnell.« Er hob eine Hand. »Der Level ist für dich einfach zu hoch angesetzt, hier geht es um andere Dinge.«
    »Um welche denn?«
    »Braucht dich nicht zu interessieren. Du solltest nur gewisse Dinge vergessen.«
    »Das kann ich doch nicht.« Helmut schüttelte den Kopf. »Ich war doch schon bei euch und habe eine Aussage gemacht.«
    Heinrich winkte ab. »Kein Problem. Dann wirst du noch einmal zurückkommen und die Aussage widerrufen.«
    »Man wird mich für einen Narren halten und…«
    »Moment mal«, unterbrach ihn der Polizist. »Narren sind nur diejenigen, die keinen Rat annehmen. Außerdem ist eine kleine Vergütung vorgesehen.« Er bewegte sich ächzend und griff in die Innentasche seiner Lederjacke. Aus ihr holte er zwei 1000-Mark-Scheine hervor. Er wedelte sich damit Luft zu. Auf seinem runden Gesicht hatte sich ein typisches Grinsen ausgebreitet, das nach Geld roch.
    »Für mich?« fragte Helmut.
    »Klar. Du mußt nur widerrufen. So leicht möchte ich auch mal mein Geld verdienen, aber mir hat noch niemand ein derartiges Angebot unterbreitet - schade.«
    »Das ist Ihnen also zweitausend Mark wert. Nicht wenig, muß ich schon sagen.«
    »Meine ich ja auch.«
    »Aber was ist euch dieses Geld wert? Daß ich meine verschwundene Frau einfach vergesse?«
    »Zum Beispiel.«
    »Und was noch?«
    Der Dicke hob seine runden Schultern an. »Das ist alles, mein Freund. Nicht mehr.«
    Hinter Stoßflugs Stirn bewegten sich die Gedanken in einem wilden Chaos. Er schaffte es nicht, sie zu ordnen. Zuviel auf einmal jagte durch seinen Kopf. Ihm war in den letzten Minuten klargeworden, daß das Verschwinden seiner Frau kein Zufall gewesen war. Da steckte einfach mehr dahinter, eine große Sache, die schon seit zehn Jahren lief und sicherlich von einflußreichen Kreisen diktiert wurde, wobei ein Typ wie Heinrich nicht mehr als ein Mitläufer war, der sicherlich nicht in Details eingeweiht wurde.
    Heinrich war Polizist. Er stammte noch aus den alten Zeiten. Sicherlich hatte er Verbindungen zum Stasi gehabt. Ja, das lag sogar auf der Hand, er war ein Spitzel gewesen. Und jetzt hatte man ihn geschickt, damit er eine gewisse Sache aus der Welt schaffte.
    Steckte dahinter vielleicht noch immer der Staatssicherheitsdienst? Er war da, es gab die alten Seilschaften, nur blühten sie jetzt im verborgenen, aber einige Pläne liefen trotzdem weiter.
    Heinrich wedelte noch immer mit den beiden Scheinen. »Los, stell dich nicht so an. Nimm sie!«
    »Nein!« Stoßflug antwortete spontan. »Du kannst dein Geld behalten, du schmieriger Spitzel!«
    »Ach!« Mehr sagte Heinrich nicht. Trotzdem, hatten ihn die Worte getroffen. Sein Gesicht lief rot an, auf der Haut zeigte sich der Schweiß in kleinen Perlen. Er schluckte einige Male, stierte zu Boden und holte tief Luft, wobei er wirkte, als wollte er seinen dicken Körper noch mehr aufblähen.
    »Habe ich dich richtig verstanden?«
    »Das hast du, Heinrich.«
    Er fragte noch einmal nach. »Du willst die Kohle also nicht haben?«
    »Nicht unter diesen Bedingungen.«
    Der Polizist brummte etwas und nickte. Dann ließ er die Scheine wieder verschwinden. »Muß ich akzeptieren, auch wenn es mich ärgert.«
    Stoßflug kippte sich einen Schnaps ein. Den brauchte er nach diesem Streß. »Ist nicht mein Problem.«
    »Bestimmt nicht«, stimmte Heinrich ihm zu. Er wartete, bis das Glas leer war. »Es könnte aber zu deinem Problem werden, Stoßflug. Wie alt bist du eigentlich?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Ein gutes Alter. Aber kein Alter, um schon zu sterben, wenn du mich verstehst.«
    Helmut Stoßflug war nicht betrunken. Er konnte sich schon vorstellen, was Heinrich mit dieser Antwort bezweckt hatte. »Soll das eine Drohung sein?«
    »Weiß ich nicht…«
    »Sollte das bedeuten?«

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