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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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überleben auch nicht besonders hoch. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er mußte sich dem Blutsauger stellen und ihm den Pflock in Herzhöhe in den Körper rammen. So wie es die klassische Art war, daran hatte auch die moderne Zeit nichts ändern können.
    Wieder wuchtete sich der Vampir gegen die Tür. Diesmal mit der Kraft seines mächtigen Körpers, das konnte Helmut Stoßflug genau hören - und er sah, daß die Tür nicht mehr hielt.
    Es kam ihm vor, als wäre die Szene langsamer gedreht worden. Das Schloß zerbrach unter dem Druck, Holzspäne wirbelten Stoßflug entgegen. Ohne es eigentlich genau zu realisieren, tat der Mann aus Dresden genau das richtige in seiner Lage.
    Er huschte zur Wand und geriet dabei in einen toten Winkel der Tür, die jetzt aufgestemmt wurde, auf halbem Wege schief hängenblieb, als sich der Vampir in den Raum hineinwühlte.
    Helmut sah den mächtigen Rücken. Der ehemalige Polizist taumelte vor. Er hätte sogar sein Gleichgewicht verloren, doch es gelang ihm, sich am Rücken eines Sessels abzustützen.
    In dieser Haltung blieb er für einen Moment.
    »Hier bin ich!« rief Stoßflug, erschrak sich, weil er plötzlich so mutig war und sah, wie der Blutsauger sich aufrichtete und sich gleichzeitig drehte.
    Ziemlich langsam, Helmut konnte noch zielen…
    Er schrie und stieß zu.
    Die breite Brust des massigen Blutsaugers war nicht zu verfehlen. Was sich in den folgenden Sekunden tat, erlebte Helmut Stoßflug wie jemand, der daneben stand und nicht selbst mitmachte. Sein Gehirn weigerte sich einfach, den Schrecken wahrzunehmen. Er spürte, daß er durchgekommen war und daß etwas gegen ihn spritzte. Dann kippte der Vampir zurück, krachte zuerst auf den Sessel, riß ihn mit um und hieb noch mit dem Hinterkopf auf die Kante des Wohnzimmertisches.
    Das alles hätte ihn nicht umgebracht. Es war der zugespitzte Pflock aus Eiche gewesen, der tief in seinem Körper steckte, genau dort, wo sich das Herz befand, und ihn vernichtet oder erlöst hatte.
    Der Mann wankte zurück. Er schlug seine Hände vor das Gesicht, er konnte nicht mehr. Das Zittern nahm überhand. Er verließ den Raum mit torkelnden Schritten und mußte sich an der Wand entlangschieben, um überhaupt auf den Beinen bleiben zu können.
    Daß er den Weg in die Küche fand, glich fast einem Zufall. Irgendwie gelangte er in den. Raum hinein.
    Er warf sich auf sein Bett und vergrub das Gesicht im Kopfkissen. Helmut Stoßflug hatte es geschafft, aber er war auch so gut wie am Ende…
    ***
    Harry Stahl, der Kommissar aus Leipzig, dunkelhaarig und mit einigen grauen Strähnen in der Wolle, hatte mir nach der stürmischen Begrüßung am Flughafen einen Namen genannt.
    »Helmut Stoßflug.«
    »Wer heißt denn so?«
    »Unser Zeuge.«
    Ich mußte lachen. »Bei dem Namen hätte ich mich schon längst umtaufen lassen.«
    »Du ja.«
    Ich wunderte mich, daß Stahl nicht die Autobahn nahm, aber die war verstopft, wie er mir glaubhaft versicherte, weil er den Verkehrsfunk gehört hatte.
    »Und wie kommen wir jetzt hin?«
    »Immer an der Elbe entlang, durch Wurzen und Meißen nach Dresden. Ist eine der schönsten Strecken, die es hier bei uns im Osten gibt. Du wirst sehen.«
    Ich sah und war begeistert. An manchen Stellen schien die Zeit stehengeblieben zu sein, und ich hörte kaum zu, was mir der Kommissar berichtete, weil mich der Anblick der Landschaft zu stark ablenkte.
    Trotzdem wußte ich, um was es ging. Im Prinzip um einen Mann, dessen Frau vor zehn Jahren entführt worden war und die er als Vampirin wiedergetroffen hatte.
    So simpel war es. Doch wir beide gingen davon aus, daß sich dahinter ein Abgrund auftat.
    Dresden lag vor uns. Eine Stadt, geteilt durch die Elbe wie Köln durch den Rhein oder London durch die Themse. Die Elbe hatte ich während der Fahrt oft genug gesehen. An der linken Seite hatte uns der Fluß begleitet, oft bewacht von hohen, kantigen Felswänden und dabei eingebettet in weite Flußwiesen und Uferauen. Wir waren auch durch Meißen gefahren, und Harry hatte mir etwas mehr über das weltberühmte Porzellan erzählt.
    Wir erreichten Dresden. Der Verkehr hatte sich vor der großen und schönen Stadt verdichtet. Auch eine Stadt, deren Schicksal die Welt beschäftigt hatte, denn die schrecklichen Bombennächte während des Zweiten Weltkriegs, wo Tausende Zivilisten starben und viele von ihnen dabei elendig unter der Gewalt der Phosphorbombe verbrannten, hatte man bis heute nicht vergessen.
    Dresden war damals ein Beweis

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