0724 - Geheimkonferenz der Rebellen
daß der Lare ein Auge auf Jajannu geworfen hat?"
„Sie meinen, daß er sie begehrt?!"
„Ja", knurrte Franko, „genau das meine ich."
Julian Tifflor akzeptierte die Feststellung. Jahrhundertelange Erfahrung hatte ihn gelehrt, daß die Zuneigung zwischen den Geschlechtern sich nicht auf die Mitglieder ein und desselben Volkes beschränkte.
Manchmal kamen schon recht groteske Relationen zustande. „Gut", sagte er. „Und warum stört uns das?"
„Weil Jajannu nun ihrerseits wieder ein Auge auf Sie geworfen hat, Sir", antwortete Franko ohne Zögern. „Heh ...!" protestierte Tifflor.
Franko sah ihn erstaunt an. „Sagen Sie nur, das hätten Sie nicht gemerkt!" protestierte er.
Julian Tifflor grinste. „Ich bin entwaffnet, Franko!" gestand er. „An Ihrer Vermutung ist was dran."
„Na eben. Und schon können Sie sehen, in welchen Schlamassel wir da hineingeraten sind!"
„Und wie geht's jetzt weiter?" Franko hob die breiten Schultern. „Das weiß der Himmel, Sir! Wenn es nur um die Politik gegangen wäre, hätte man den Laren vielleicht bewegen können, seine Angebetete für ein paar Minuten aus den Augen zu lassen, so daß Sie Ihre Botschaft an den Mann - oder vielmehr an die Frau - bringen konnten. Aber jetzt, da die Eifersucht mitspielt, ist die Lage gänzlich aussichtslos. Wann immer Sie mit Jajannu zusammentreffen ... Ypanqui-Thor wird auch mit dabei sein."
„Wir müssen einen Ausweg finden, Franko!" sagte Tifflor mit Nachdruck. „Und wir müssen ihn schnell finden. Denn drüben in Akon-Paj sind sie noch immer damit beschäftigt, mit Thlaa Verbindung aufzunehmen. Wenn ihnen das gelingt - und gelingen wird es ihnen, sobald die Sendestation auf Thlaa wieder in Betrieb ist -, dann erfahren sie, daß wir nicht diejenigen sind, für die wir uns ausgeben ... und dann ist der Teufel los!"
Franko grinste ein wenig boshaft. „Wem sagen Sie das, Sir?" fragte er. „Es gibt niemand, der so gut darüber Bescheid weiß wie ich ...!" 2.
Der Entführer „Die Siedler von Thlaa fühlen sich in mancher Hinsicht vernachlässigt, Exzellenz", eröffnete Julian Tifflor, alias Mithla Quinoo, bei der Audienz am nächsten Morgen seine Darstellung.
Es war genau so, wie Franko vorausgesagt hatte: Ypanqui-Thor war bei der Unterhaltung zugegen. Er hatte die Siedler von Thlaa, als sie den Audienzraum betraten, frostig begrüßt und seinen Gliedersessel seitwärts hinter Jajannu Ar-Rhis Arbeitspult aufgebaut, so daß er die Große Exzellenz ebenso wie deren Besucher im Auge behalten konnte. Julian Tifflor verstand von der Kunst, die larische Physiognomie zu lesen, genug, um zu wissen, daß im Innern des Laren ein Vulkan brodelte.
Die Botschaft, die der angebliche Gesandte von Thlaa vortrug, war eine Ausweichversion, die Tifflor sich für den Fall zurechtgelegt hatte, daß er mit der Diensthabenden Großen Exzellenz nicht unter vier Augen sprechen könne. Es handelte sich um Klagen, die die Siedler von Thlaa gegen den Großen Rat von Akon zu führen hatten. „In welcher Hinsicht fühlen sie sich vernachlässigt, mein Freund?" erkundigte sich Jajannu. „Es wurde ihnen zur Intensivierung des Agrarexports die Einrichtung einer Transmitterstrecke von Thlaa nach dem Umschlagplatz Vyshnoo versprochen, Exzellenz", antwortete der Zweite Sekretär des Siedlungsrats. „Die Strecke hätte schon vor einem Jahr betriebsbereit sein sollen. In Wirklichkeit aber existiert bis heute nur einer der beiden Transmitter-Terminals, nämlich der auf Vyshnoo."
Da traf ihn ein halb verwunderter, halb spöttischer Blick aus den großen, dunklen Augen der schönen Frau. Es war, als wolle sie ihn fragen: Und wegen einer solchen Lappalie hat der Siedlungsrat angeblich seinen Zweiten Sekretär nach Akon geschickt? „Ich werde mich darum kümmern, mein Freund", versprach die Große Exzellenz. „Was für Beschwerden gibt es sonst noch?"
Julian Tifflor spürte, wie er allmählich dem Zauber der Akonin verfiel. Er ertappte sich dabei, wie er, während er belanglose Worte automatisch vor sich hinsprach, ihre Schönheit bestaunte, den herrlich geformten Kopf, die sanft geschwungenen Lippen, das schwarze Haar, das, wenn sie den Kopf zur Seite neigte, im Schein der Lampen einen zusätzlichen, kupferfarbenen Schimmer aufwies. Und mit Genuß fand er seine Vermutung vom Vortag bestätigt, daß auch Jajannu sich für ihn interessiere. Die Beschwerden, die er angeblich im Namen des Siedlungsrats von Thlaa vorzutragen hatte, wurden immer banaler. Ein paar -
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