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0724 - Vampirträume

0724 - Vampirträume

Titel: 0724 - Vampirträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Familie hätte er nie zu einem solchen Mittel gegriffen, aber diese Vampire waren nicht mehr als Kanonenfutter. In der Schlacht würden sie seine wahren Kinder beschützen.
    Eine eiskalte Hand legte sich auf seine Schulter.
    »Schick sie nach Süden«, sagte Baal leise, »und zwar sofort. Wir haben keine Zeit für deine dummen Rituale.«
    »Ja, Herr.«
    Jeffrey schluckte seine Wut mühsam herunter. Es schien Baal Freude zu bereiten, ihn daran zu erinnern, wer die wahre Macht in dieser Allianz besaß.
    »Meine Kinder«, wandte er sich dann an die knienden Vampire. »Eure Geschwister sind bereits auf dem Weg nach Los Angeles, um die Mörder eurer Oberhäupter zu finden. Folgt ihnen. Findet die Tulis-Yon, dann habt ihr auch Kuang-shi gefunden.«
    Er machte eine kurze Pause, um seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Enttäuscht mich nicht, so wie ihr Lord Anthony und Don Miguel enttäuscht habt.«
    Die Vampire erhoben sich wie eine schwarze Wolke in den Nachthimmel. Jeffrey sah ihnen nach, bis sie hinter den Weinbergen verschwunden waren. Es war nicht nur ihr mögliches Versagen, dass ihn nervös machte, sondern vor allem sein eigenes. Er hatte mit seiner Vermutung, dass sich Kuang-shi noch immer in Los Angeles aufhielt, alles auf eine Karte gesetzt. Einen Irrtum, da war er sicher, würde sein neuer Herr nicht verzeihen.
    »Komm jetzt«, sagte Baal, »oder bist zu feige, um mit deinen Armeen in die Schlacht zu ziehen?«
    »Nein, Herr, ich bin nicht zu feige.«
    Die Schlacht macht mir keine Angst, dachte Jeffrey, als seine Füße den Boden verließen und er in die Nacht hinausflog. Nur das, was passieren wird, wenn die Schlacht ausbleibt…
    ***
    O'Neill zog einen randvoll gefüllten Becher aus dem Automaten und fluchte, als der heiße Kaffee über seine Fingerspitzen schwappte. Vorsichtig balancierte er ihn zurück zu seinem Platz. Bereits vor drei Stunden war er im Krankenhaus angekommen, hatte zuerst beobachtet, wie die Ärzte Hope in der Notaufnahme versorgten und dann auf die Intensivstation brachten. Von den optimistischen Aussagen - »es sind nur ein paar Fleischwunden und Prellungen, Detective. Sie können die Patientin gleich vernehmen« - war nichts geblieben. Stattdessen sah O'Neill Ärzte mit ernsten Gesichtern, die hinter den Türen der Intensivstation verschwanden. Niemand sagte ihm, was geschehen war, und so hatte er sich entschieden, in einem anderen Gang, wo es wenigstens Stühle, Zeitschriften und einen Kaffeeautomaten gab, zu warten.
    Hier war es so ruhig, dass O'Neill das leise Summen der Klimaanlage hören konnte. Die Patienten schliefen bereits in ihren Zimmern, und die Nachtschwestern waren nirgends zu sehen. Nach der Hektik in der Notaufnahme wirkte der dritte Stock wie eine Oase der Stille.
    O'Neill sah auf, als eine Tür geöffnet wurde und eine sichtlich aufgebrachte ältere Frau einen Rollstuhl in den Gang schob. Darin saß ein junger Mann, dessen Beine von den Zehen bis zu den Oberschenkeln eingegipst waren. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift einer Drachenflugschule.
    »Warten Sie hier«, sagte der Arzt, der die Tür hinter ihnen schloss. »Ich komme wieder, wenn die Gipse trocken sind.«
    Die Frau nickte, schob den Rollstuhl umständlich zu einer Stuhlreihe und setzte sich. Dann begann sie auf den jungen Mann, der vermutlich ihr Sohn war, einzureden. O'Neill schnappte nur ein paar Wortfetzen auf.
    »…immer gesagt, wie gefährlich das ist…«
    »…in Ruhe, Mom.«
    »…nur weil deine Freunde so verrückt sind, musst…«
    »Detective?«
    O'Neill stand schuldbewusst auf, als er einen älteren Arzt im weißen Kittel vor sich sah.
    »Ich bin Doktor Rene Lopez. Würden Sie bitte mitkommen?«
    »Natürlich. Haben Sie Neuigkeiten?«
    »Nicht hier…«
    Schweigend und mit einer dumpfen Ahnung folgte O’Neill Lopez den Gang entlang. Erst als die Türen der Intensivstation vor ihnen auftauchten, blieb der Arzt stehen.
    »Wir haben getan, was wir konnten«, sagte er. »Die Verletzungen erschienen uns nicht gravierend, aber dann gab es Komplikationen.«
    O'Neill sah an ihm vorbei durch die halb geöffnete Tür. Auf einem Bett zeichnete sich der Umriss eines Menschen unter einem blutbesudelten Laken ab.
    »Was für Komplikationen?«
    Lopez hob die Schultern. »Wir konnten die Blutungen nicht stoppen. Ich bin sicher, dass wir die Ursache dafür bei der Autopsie herausfinden werden, aber im Moment bin ich, ehrlich gesagt, ratlos.«
    Er zeigte auf die Tür. »Die persönlichen Sachen der Patientin

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