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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Augen zeigten ein Blaugrau, allerdings nicht zu kalt. Das Haar umwehte ihren Kopf, wie bei einem Löwen die Mähne. Sie strich es zurück. »Ich weiß ja nicht, wie weit Sie fahren, Mister, aber mein Ziel ist Liverpool.«
    »Dort können wir dann gemeinsam aussteigen.«
    »Wie schön«, sagte sie und lächelte. »Mein Name ist übrigens Jill Cooper.«
    »Angenehm. Ich heiße Sinclair, John Sinclair.«
    Jill Cooper lachte. »Wissen Sie, wie sich das eben angehört hat, Mr. Sinclair?«
    »Nein.«
    »Als hätten Roger Moore oder Sean Connery gesagt: Mein Name ist Bond, James Bond…«
    Jetzt mußte auch ich lachen. Für den Moment hatte ich meine eigenen Probleme vergessen.
    »Wissen Sie«, sagte Jill und schlug die Beine übereinander, was mir ausnehmend gut gefiel, »ich bin eigentlich keine so schrecklich förmliche Person, deshalb möchte ich Sie bitten, mich einfach Jill zu nennen. Darf ich dann John sagen.«
    »Gern.«
    »Und da Sie bis Liverpool fahren, könnten Sie mir eigentlich mehr über sich erzählen.«
    »Wieso dies?«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Bestimmt halten Sie mich für überaus neugierig, aber ich interessiere mich einmal für Menschen und besonders für ihren Werdegang. Das gehört auch zu meinen beruflichen Aufgaben, wenn Sie verstehen.«
    »Noch nicht.«
    »Ich bilde Menschen aus, ich schule sie um. Keine Manager, sondern Sekretärinnen, Schreibkräfte, eigentlich alles, was zu einem mittleren Bürojob gehört.«
    Ich staunte ehrlich. »Und das ausgerechnet in Liverpool?«
    »Gerade dort«, sagte sie. »Die Stadt hat unwahrscheinlich gelitten. Bei ihr ist die Grenze der Belastbarkeit schon längst überschritten. Die Stadt ist ruiniert, finanziell am Ende, man hat die Menschen in die Arbeitslosigkeit entlassen. Es sind Programme aufgestellt worden, um dies rückgängig zu machen.«
    »Dabei helfen Sie also mit, Jill?«
    »So ist es, ja. Ich trete meinen Job in den nächsten Tagen wieder an. Da beginnt ein neuer Kurs.«
    »Nicht schlecht, wirklich.«
    »Und was machen Sie beruflich, wenn ich fragen darf?«
    »Mal dies, mal das…«
    »Hören Sie auf, John, das glaube ich Ihnen nie.«
    Ich beugte mich vor. »Wollen Sie raten?«
    Sie lächelte. »Wäre nicht schlecht.« Mit den blaß lackierten Fingernägeln strich sie über ihr Knie.
    Dann legte sie den Kopf schief. »Könnte es sein, daß Sie selbständig sind?«
    »Nein.«
    »Also angestellt und kein Beamter.«
    »So ist es.«
    »Ich wäre auch enttäuscht gewesen, wenn ein Beamter vor mir gesessen hätte.«
    »Das sind auch Menschen.«
    »Aber nur manchmal, wobei ich einige davon ausklammern möchte.« Sie ging nicht näher darauf ein, sondern beschäftigte sich wieder mit meinem Beruf. Daß sie tatsächlich einen Beamten vor sich sitzen hatte, ahnte sie natürlich nicht. »Nun ja, ich würde sagen, Sie sind Anwalt oder Ingenieur.«
    »Richtig.«
    »Was denn nun?«
    »Anwalt.«
    Sie lachte mit blitzenden Zähnen. »Sie sehen, es hat geklappt. Wunderbar, nicht?«
    »Kompliment«, sagte ich.
    Tief holte sie Luft. »Stört es Sie eigentlich, wenn ich rauche?«
    »Nein.«
    »Danke.« Aus der schmalen Handtasche, das Leder war schwarz und zeigte rote Punkte, holte sie eine Schachtel Zigaretten hervor. Der Glimmstengel besaß einen weißen Filter. Sie steckte ihn sich zwischen die Lippen, ich gab ihr Feuer und dachte gleichzeitig daran, daß sie mir der Himmel geschickt hatte.
    Jill Cooper kannte Liverpool, ich kaum, und sie konnte mir Informationen geben.
    So direkt schnitt ich das Thema nicht an. Ich sprach erst allgemein über die wirtschaftliche Lage, die ja mehr als schlecht aussah, und dann über die in Liverpool.
    »Aber das wird sich ändern«, behauptete Jill.
    »Auch dort, wo alles brach liegt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Pardon, wie meinen Sie das, John?«
    »Ich denke an den Hafen.«
    »Ja, ja«, stimmte sie mir zu. »Da hat man ganze Industriegebiete, fast hätte ich gesagt abgefackelt, aber es liegt dort noch sehr viel im argen. Man will aber aufbauen, wenn der gemeinsame Markt kommt, muß man konkurrenzfähig sein.«
    »Stimmt. Was existiert denn dort überhaupt noch?«
    »Nicht mehr viel. Ein paar Transportunternehmen, aber keine große Industrie mehr. Stahl und Kohle liegen am Boden, man hat nicht rechtzeitig genug umgestellt. Sie wissen ja…«
    »Ist das Gelände denn tot?«
    Jill hob die Augenbrauen. »Im gewissen Sinne schon. Was die Industrie angeht, sieht es böse aus.«
    »Und sonst?«
    Sie deutete auf ihren Hals, der von

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