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0726 - Krematorium der Angst

0726 - Krematorium der Angst

Titel: 0726 - Krematorium der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gestreift wurde.
    Es stank nach Moder…
    Zufall oder nicht?
    Ich wollte nicht daran glauben und war auf die nächsten Minuten mehr als gespannt.
    Der Kerl kippte das zweite Glas um, als er es leergetrunken hatte. Er drückte dann die Spitze seines Zeigefingers darauf und rollte es hin und her.
    Ein seltsames Spiel, das er plötzlich unterbrach, um eine Frage zu stellen. »Bist du Sinclair?«
    Ruhig, dachte ich mir, nur ruhig. »Sollte ich denn dieser Sinclair sein?«
    »Wäre gut.«
    »Warum?«
    »Für den Plan.«
    »Den könntest du mir erklären.«
    Er hob die Schultern. Sie waren unter einer dünnen Lederjacke verborgen. »Zu erklären gibt es da nichts. Du müßtest schon mit mir kommen, um es dir anzusehen.«
    »Was genau?«
    »Neugierde kann oft tödlich sein. Wußtest du das nicht?«
    »Bisher habe ich überlebt.«
    Er richtete seine Fischaugen auf mich. »Hast du nicht gemerkt, daß hier alles anders ist?«
    »Ungewöhnlich, meine ich.«
    »Und tödlich.«
    »Sag nur.«
    Er beugte sich zu mir vor. Der Schnapsgeruch aus seinem Mund hatte den Gestank von Moder nicht überdecken können. Aber ein Ghoul war dieser Typ nicht. Er konnte sich allerdings in ihrer Nähe aufgehalten haben und hatte deshalb den Geruch angenommen.
    »Du bist fremd hier. Man hätte dich schon in die Mangel genommen, wenn du nicht einen Schutzengel gehabt hättest.«
    »Wie gut.« Ich drehte mich auf der Stelle. »Wo kann ich den denn finden?«
    »Er steht neben dir.«
    Es war nicht schwer zu begreifen, daß er sich damit meinte, dennoch spielte ich den Überraschten.
    »Du siehst mir nicht wie ein Schutzengel aus.«
    »Stimmt. Falls du mir nicht glaubst, können wir es ausprobieren.«
    »Lieber nicht.«
    »Einverstanden.«
    »Wie geht es weiter?«
    »Ich wollte dich mitnehmen.«
    »Wohin?«
    Er lachte kalt. »Wenn mich nicht alles täuscht, bist du auf der Suche. Oder irre ich mich da?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann würde ich dich gern dorthin führen, wo du etwas Bestimmtes finden kannst.«
    Ich schnüffelte. »Hat das möglicherweise etwas mit einer Verbrennung zu tun?«
    »Gut gefolgert.«
    »Also das Krematorium?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht direkt. Hat dich nicht auch der Schornstein interessiert?«
    »Ja, auch.«
    »Dann wollen wir ihn uns ansehen. Ich glaube, du wirst davon überrascht sein.«
    »Ich sah ihn aus der Ferne.«
    Er starrte mich an. »Das ist nichts, gar nichts, mein Lieber. Du mußt ihn aus der Nähe sehen.«
    »Im Dunkeln?«
    Er zog die messerscharfen Lippen in die Breite. »Keine Sorge, es wird genügend Licht vorhanden sein«, erklärte er geheimnisvoll.
    »Das ist nett.«
    Er löste sich von der Theke. Zu bezahlen brauchte er nicht. Das Gedränge hatte eher zu- als abgenommen, aber wir kamen wunderbar durch. Man machte uns respektvoll Platz. Dieser seltsame Kauz, dessen Namen ich nicht einmal kannte, schien tatsächlich hier so etwas wie großen Einfluß zu besitzen.
    War er etwa der geheimnisvolle Destroyer?
    Nein, so sah er mir eigentlich nicht aus. Aber man konnte sich täuschen, und ich vergaß auch den widerlichen Geruch nicht, den er ausströmte.
    Ich war froh, als wir diese laute Hölle verließen und draußen vor der Tür standen.
    Ein Angetrunkener taumelte auf uns zu. Er hätte uns umgerannt, ich wäre ihm ausgewichen, nicht so der Kerl mit den langen Haaren. Er schlug mit der Handkante zu und traf dabei den Magen des Mannes. Der sackte in die Knie und übergab sich. In seinem Erbrochenem blieb er liegen, angestarrt von seinen Kumpanen.
    »Mußte das sein?« fragte ich.
    »Die Zeiten sind hart, man muß sich durchsetzen. Man muß eben zeigen, wer die Herren sind.«
    Ich hob nur die Schultern. Folgen konnte ich ihm nicht. Aber ich war auf den Schornstein gespannt.
    Er ragte nicht weit von uns in die Luft. Noch immer dunkel und düster. Ein mächtiger Finger, der drohend in die Höhe wies. Ich saugte die Luft ein, schluckte einige Male und folgte dem Namenlosen. Irgendwann holte ich ihn trotz seiner schnellen Schritte ein und wollte seinen Namen erfahren.
    »Ich bin der Hüter.«
    »Aha. Was behütest du denn?«
    »Alles hier.«
    »Auch das Krematorium?«
    »Es gehört dazu.« Er sagte es mit völlig neutraler Stimme, es hörte sich schlicht an. Ich wußte aber, daß mir noch etwas bevorstand. Allein der Begriff Krematorium oder Verbrennungsanstalt löste bei mir einen nicht eben gelinden Schauer aus.
    War ich auf meinem Weg hierher durch eine zerstörte, tote Industrielandschaft gefahren, so

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