0727 - Mystic, der Maniac
Motiv gab. Yannah selbst hatte es ihm genannt. Dessentwegen war auch Mystic, der alte Zauberer, wieder hervorgeholt worden.
Assunga!
Suko schauderte, wenn er an sie dachte. Er hatte sie in Rumänien erlebt, zusammen mit Dracula II.
Wie die beiden allerdings zueinander standen, wußte er nicht. Nur besaß Assunga eine sehr gefährliche Waffe. Es war ihr geheimnisvoller Mantel, der sie unsichtbar machen und von einem Ort zum anderen transportieren konnte. Wenn diese Person zu Yannahs Feinden zählte, dann konnte Suko deren Reaktion in gewisser Hinsicht sogar verstehen.
Aber sie hatte sich noch nicht gezeigt. Bisher war Assunga nicht mehr als ein ausgesprochener Verdacht.
Wie ging es weiter?
Yannah und ihre Helfer würden sich zunächst um Suko kümmern. Assunga war erst einmal Nebensache geworden. Suko wußte auch von Yannahs Beziehungen. Sie kannte sich in Paris aus, sie hatte zahlreiche Bekannte und Freunde in allen Kreisen und war nicht grundlos von vielen konsultiert worden, die mehr über ihre Zukunft wissen wollten.
Diese Beziehungen würde sie ausspielen, das stand fest.
Suko wartete nur darauf, ob sich etwas ereignete. Er fragte sich dabei immer wieder, wie sie es anstellen würde, ihn zu finden? Wen würde sie losschicken?
Er drehte sich auf die Seite, weil ihm das Liegen auf dem Rücken einfach zu unbequem war. Das war auch nicht die richtige Lage. Die harten Federn drückten einfach zu stark gegen seinen Arm.
Er stand auf.
Erst jetzt fiel ihm auf, daß in der kleinen Kabine auch zwei Fenster waren. Sie lagen sich gegenüber.
Suko schaute aus der Luke, die zum Wasser hin lag. Ihm war der Wind laut vorgekommen, aber er wehte trotzdem nicht stark, denn das Wasser kräuselte sich nur leicht, und die Wellen liefen wie kleine, kabblige Glitzerfische aufeinander zu.
Er sah das andere Ufer.
Es lief wie ein dunkler, langgezogener Streifen parallel zum Wasser dahin.
Dicht dahinter lag eine Leuchtspur in der Luft. Es waren die eingeschalteten Laternen, die in einer Reihe standen.
An einigen Stellen trieb der Dunst über den Fluß. Manchmal schien er auf dem Wasser zu kleben.
Suko drehte sich wieder um.
Stehenbleiben oder hinsetzen? Er entschied sich dafür, auf die Uhr zu schauen.
Kurz nach Mitternacht!
Irgendwie fühlte er sich besser und beruhigter. Der neue Tag war endlich angebrochen. Er sollte ihm Erfolg bringen, denn noch heute würde sein Freund John Sinclair eintreffen.
Und doch würden noch Stunden vergehen. Eine lange Zeitspanne, viele Chancen für die Gegenseite.
Suko nahm wieder Platz.
Er stemmte sein Kinn gegen die Hände und blieb ruhig sitzen. Dabei merkte er, daß die Kälte auch vor diesem kleinen Raum nicht stoppte. Sie kroch durch Ritzen und Wände, sie fand ihren Weg zu ihm, und auch seine Füße schienen mit einer dünnen Eisschicht bedeckt worden zu sein. Um nicht ein- oder festzufrieren, mußte er sich bewegen.
Suko stand auf.
Er trampelte auf der Stelle und lauschte den dumpfen Echos seiner Tritte.
Der Kahn bewegte sich wie üblich. Die Wellen liefen gegen ihn an, sie krabbelten an ihm entlang, sie ließen ihn schwanken, aber nur leicht.
Oder nicht?
Suko wurde plötzlich mißtrauisch, weil er den Eindruck bekam, daß sich der Kahn stärker bewegte.
Aber der Wind hatte nicht zugenommen, die Wellen konnten nicht höher oder wilder geworden sein. Das heftigere Schwanken mußte eine andere Ursache haben.
Suko bestand fast nur noch aus Mißtrauen. Natürlich dachte er an Yannah und ihre Komplizen. Zuvor aber wollte er genau feststellen, ob die Bewegungen tatsächlich keines natürlichen Ursprungs waren. Deshalb lief er wieder auf das schmale Fenster zu.
Nein, das Wasser war nicht stärker in Bewegung geraten. Ruhig floß die Seine dahin. Manchmal sprangen Wellen übereinander, wobei dann ein kurzes Leuchten oder Glitzern entstand, als hätte jemand Kristalle auf dem Wasser verteilt.
Das alte Schiff schwankte trotzdem stärker als es der normale Wellenfluß zuließ. Suko brauchte kein Seemann zu sein, um dies herauszufinden.
Etwas lief da völlig quer. Der Gedanke an Yannah und ihre Komplizen aus dem Leichenkeller verstärkte sich. Er kam sich längst nicht mehr sicher vor. Obwohl er einige Zeit mit der Hexe zusammengewesen war, wußte er noch immer nicht, mit welchen Kräften sie genau ausgestattet war. Darüber hatte sie lieber geschwiegen.
Suko fiel der Vergleich mit einer Zelle ein. Diese Kabine hatte nur einen Ausgang. Er wußte nicht, was sich dahinter
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