0728 - Lichter der Verdammnis
brauche Sie nicht.«
»Dann schicke ich Sie wieder in Baals Kerker zurück. Viel Vergnügen beim Sterben!«
»Ich sterbe nicht, nur weil Sie sich das wünschen«, sagte Seneca scharf. »Sie unterschätzen mich. In fünf Jahrhunderten haben schon viele versucht, mich zu töten, und ich lebe immer noch. Und ich werde noch leben, wenn Sie längst zu Asche zerfallen sind.«
»Davon sind Sie überzeugt?« Calderone erhob sich und trat vor Seneca. »Schauen Sie.«
Er rollte den linken Jacken- und Hemdsärmel hoch. Dann griff er unter seine Jacke und zog eine großkalibrige Pistole hervor. Er richtete die Mündung auf seinen linken Unterarm und schoss.
Die Kugel fetzte das Fleisch auf. Blut schoss hervor.
Es war schwarz!
Es war Dämonenblut!
Verblüfft sah Seneca zu, wie die Blutung stoppte, ohne dass Calderone etwas tat, und wie sich die Wunde langsam wieder schloss.
Calderone richtete die Waffe auf Senecas Stirn.
»Sind Sie sicher, dass Sie so etwas auch können?«
»Sie haben schon einmal vergeblich versucht, meinen Doppelgänger aus dieser Welt zu ermorden«, erinnerte Seneca ihn. »Dafür sind Sie im Gefängnis gelandet. Und geklappt hat es trotzdem nicht. Glauben Sie, dass Tendyke und ich mich so sehr voneinander unterscheiden, dass Sie bei mir Erfolg hätten?«
»Wir können das ausprobieren«, schlug Calderone vor.
Er registrierte so etwas wie Unsicherheit bei seinem Gegenüber.
Von der Wunde war nichts mehr zu sehen. Calderone beherrschte sich, zeigte nicht, was es ihn an Kraft gekostet hatte, dieses dämonische Phänomen vorzuführen. Noch war er eigentlich nicht so weit… Er trat zurück, legte die ungesicherte Waffe auf den Tisch neben seinem Sessel und rollte die Ärmel wieder runter.
»Was wollen Sie nun von mir?«, fragte Seneca. »Sie haben mich doch bestimmt nicht aus alter Freundschaft befreit. Sie sprachen von meiner Schuld. Was soll ich für Sie tun?«
»Ich werde Ihnen bei Gelegenheit einen Dienst abverlangen.«
»Was für einen Dienst? Wann?«
»Das sage ich Ihnen, wenn es an der Zeit ist, und Sie werden tun, was ich verlange.«
»So nicht, mein Bester«, wehrte Seneca ab. »Ich will vorher wissen, worauf ich mich einlasse.«
»Ach«, grinste Calderone. »Sie wollen unbedingt in den Kerker zurück und darin verrecken? Oder glauben Sie ernsthaft, Sie kämen da jemals aus eigener Kraft raus?«
Seneca nickte.
»Gut. Probieren Sie es aus. Unsere Unterhaltung ist hiermit beendet. Man wird Sie in Baals Gefängnis zurückbringen.«
***
Zamorra war selbst überrascht, wie einfach es war, dieses Dämonentor zu benutzen. Er war einfach hinein gerutscht, als er blitzartig eine Öffnung erkannte.
Von einem Moment zum anderen fand er sich in einer seltsamen Umgebung wieder. Da war Licht - aber war es das wirklich?
War nicht das Licht Dunkelheit und die Dunkelheit Licht?
Das dunkle Licht - oder das helle Dunkel - schmerzte!
Es versuchte, Zamorra unter seine Kontrolle zu bekommen!
Er wehrte sich.
Er versuchte zurückzukehren, aber er fand den Weg nicht. Er konnte nicht einfach ebehso zurück, wie er hierher gekommen war. Dieser Weg entzog sich seinem Zugriff.
Und das dunkle Licht blendete ihn mit seiner Finsternis!
Licht des Bösen!
Er musste sich dagegen schützen. Aber wie konnte er das tun, wenn er nicht wusste, wogegen er sich zu sichern hatte?
Er sah sich um, von Kopfschmerzen geplagt, die ihn im Moment des Eintritts in diese Sphäre überfielen und nun ständig stärker wurden.
Von der Ratte war nichts zu sehen, auch vom Ju-Ju-Stab nicht.
Das verdammte Biest musste also von hier aus bereits weitergegangen sein…
Konnte er es nicht mit der Zeitschau herausfinden?
Er wollte sie einsetzen, als er feststellte, dass das Amulett sich abgeschaltet hatte! Und es ließ sich auch nicht wieder aktivieren.
»Verdammt, wo bin ich hier gelandet?«, fragte er sich.
Er saß fest! Er fand den Weg zurück nicht, und das Amulett streikte!
An Letzteres war er gewöhnt, seit sich die in der Silberscheibe entstandene »künstliche Intelligenz« namens Taran daraus gelöst hatte, um körperlich zu werden und zu verschwinden. Seit jener Zeit funktionierte das Amulett zwar noch, aber nicht mehr immer so, wie gewohnt.
Aber dass sich ihm die Rückkehrmöglichkeit durch das Dämonentor verschloss, war ärgerlich.
Nun gut - er hatte immer noch den Dhyarra-Kristall und die Strahlwaffe. Aber was er damit in diesem Raum anfangen konnte, wusste er noch nicht. Er musste erst einmal herausfinden, wo
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