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0728 - Lichter der Verdammnis

0728 - Lichter der Verdammnis

Titel: 0728 - Lichter der Verdammnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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hatte. Er ist wirklich vorsichtig , dachte Yves. Vorsichtiger als ich.
    Aber wer hatte sich jemals in Baton Rouge am »Schatten« vergriffen? Ombre brauchte nicht krampfhaft vorsichtig zu sein. Die Halbwelt-Szene kannte ihn und ließ ihn in Ruhe, weil er niemandes Kreise störte. Er war nicht gefährlich genug.
    Offenbar änderte sich das jetzt!
    Aber vielleicht wusste die kleine Taschendiebin nur nicht, an wen sie geraten war. So etwas kam schon mal vor. Wirklich ärgerlich war nur, dass sie den Ju-Ju-Stab entwendet hatte. Warum? Er hatte keinen Nutzen für sie. Er sah auch nicht besonders wertvoll aus.
    »Wie meinen Sie das, Roger?«, ging Yves auf die Frage des anderen ein.
    »Das war auch kein gewöhnlicher Diebstahl, nicht wahr? Was war das mit der Ratte, über die Sie gestolpert sind? Es war doch eine, oder? Und die flitzte dann mit etwas Länglichem im Maul davon.«
    »Sie sind verrückt!«, entfuhr es Yves bestürzt.
    »Ich habe gute Augen, mein junger Freund. Ich weiß, was ich gesehen habe.«
    »Sie haben eine Ratte gesehen? Dann sollten Sie sich eine Brille kaufen. Das war eine junge Frau. Sie…«
    Hatte sich deren Kleidung nicht nach Fell angefühlt?
    Das ist doch völlig bescheuert!, dachte Yves. Es kann keine Ratte gewesen sein. Ich bin mit der Frau zusammengeprallt, nicht über etwas Kleines gestolpert. Und eine Ratte hätte auch nicht die Möglichkeit gehabt, mir in die Tasche zu greifen!
    So etwas wäre nur mit Magie möglich gewesen.
    Aber das Amulett, der sechste Stern von Myrrian-ey-Llyrana, hatte Cascal nicht gewarnt.
    »Wir wissen doch beide, worum es hier geht«, sagte Roger Brack ruhig. »Hören Sie, Yves - jeder, der in der obersten Chefetage von Tendyke Industries arbeitet, ist eingeweiht. Wir wissen, dass es Außerirdische gibt, wir wissen, dass es Dämonen gibt, dass es Magie gibt. Hier scheint mir Magie im Spiel zu sein. Wir sollten diesen Franzosen alarmieren. Professor Zamorra, nicht wahr? Der ist doch für Übersinnliches zuständig. Vielleicht kann er weiter helfen.«
    »Ausgerechnet Zamorra? Wenn wirklich Magie im Spiel ist, werde ich damit auch allein fertig«, protestierte Cascal. Nichts lag ihm ferner, als wieder einmal Zamorra in seiner Nähe zu haben. Aber Brack hielt schon sein Handy bereit und benutzte eine Kurzwahlfunktion.
    »Lassen Sie diesen Zamorra aus dem Spiel!«, fauchte Cascal. »Woher kennen Sie überhaupt dessen Telefonnummer?«
    »Von Tendyke. Seien Sie mal eben still, mein Junge. Die Verbindung kommt. Klack, klack, und da sind wir… - Hier Roger Brack von Tendyke Industries, guten Morgen. Ich…«
    ***
    Von einem guten Morgen konnte man wohl schwerlich sprechen, fand Professor Zamorra, wenn man in der Frühe zwischen sieben und acht Uhr aus dem Schlaf gerissen wurde. Bis vor etwa zwei Stunden hatte er gearbeitet, ein wenig gefrühstückt und ein bisschen mit seiner Gefährtin Nicole Duval herumgeschmust, die jetzt eng an ihn gekuschelt mit in seinem Bett lag - und hatte es gerade geschafft, einzuschlafen, als die Störung kam.
    Zamorra und Nicole waren Nachtmenschen. Das ergab sich schon allein daraus, dass schwarzmagische und dämonische Kreaturen vor allem die Nachtstunden nutzten, um ihren unheilvollen Trieben nachzugehen. Und wer nachts unterwegs war, den konnte man auch nachts jagen und musste nicht bei Tage umständlich nach seinem Versteck suchen…
    Diesen Rhythmus behielten die beiden Dämonenjäger auch bei, wenn sie gerade mal nicht unterwegs waren. Nur wenn es wirklich unumgänglich war, passten sie sich den Gepflogenheiten des überwiegenden Restes der Menschheit an. Aber selbst wenn Zamorra hin und wieder eine Gastvorlesung an einer Universität abhielt, achtete er darauf, dass die möglichst in den Nachmittagstunden lag.
    Das Summen des Visofons weckte ihn, kaum dass er eingeschlafen war. Jeder der bewohnten Räume von Château Montagne war mit diesen Geräten ausgestattet, die nicht nur als Bildtelefon funktionierten, sondern auch Verbindungen mit »normalen« Telefonen ermöglichten und zugleich Zugriff auf die Computeranlage des Loire-Schlosses erlaubten. Das alles funktionierte sowohl über Tastatur als auch über Spracheingabe.
    Zamorra seufzte. »Anruf akzeptiert«, murrte er, ohne sich aus dem Bett zu erheben. Der Bildschirm neben der Tür blieb grau, was bewies, dass der Anrufer nicht über ein Bildtelefon verfügte. Wenigstens etwas, dachte Zamorra halbwegs erleichtert. Dennoch: Wenn jemand ihn um diese unheilige Zeit anrief, bedeutete

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