Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
sprichwörtliche Stein.
    Leise öffnete er den Schrank, in dem sich neben seinen drei Jagdgewehren auch eine kleine Sammlung von Faustfeuerwaffen befand. Einer der wenigen Vorteile, kinderlos zu sein, bestand darin, dass er die Waffen leicht zugänglich verwahren konnte. Die Revolver und Pistolen waren sogar geladen.
    Walt nahm den 38er Smith & Wesson heraus. Der stupsnasige Revolver war zwar eher ein Fall fürs Damenhandtäschchen, und tatsächlich hatte Walt ihn für Amy angeschafft, die damit auch umzugehen wusste, aber aus eben diesem Grund lag der 38er auch am griffbereitesten.
    Auf dem Weg durch den Family Room entsicherte er den vorbildlich gepflegten Revolver.
    Neben der Hintertür blieb er stehen, beugte sich etwas zur Seite und versuchte, durch das farbige Glas einen Blick nach draußen zu erhaschen.
    Als sich nichts rührte, entriegelte er die Tür, zog sie spaltbreit auf, schlüpfte hinaus und zog sie hinter sich ins Schloss.
    Fast drei Meilen entfernt begann der Strip, die Pracht- und Glitzermeile von Sin City mit ihren riesigen Hotel- und Casino-Bauten, die sich über die Distanz kunterbunt wie kitschiger Nippes ausnahmen. Der Widerschein all dieser Lichter lag wie eine fluoreszierende Nebelglocke über jenem Tal, das vor Jahren einmal gewaltig erschienen war und das Las Vegas heutigentags, als die am schnellsten wachsende Stadt der USA, fast schon zur Gänze ausfüllte. Dieses Leuchten schuf auch im Garten der Holladays zumindest die Ahnung trüber Helligkeit. Dennoch blieb der größte Teil im Schatten, in dem sich alles Mögliche verbergen konnte…
    »Nero!«, rief Walt halblaut.
    Der Hund lief für gewöhnlich frei auf dem ummauerten Grundstück. In den Zwinger musste er nur, wenn Besuch kam.
    Wieder glaubte Walt, eine huschende Bewegung auszumachen, im rückwärtigen Teil des Gartens diesmal. Abermals rief er nach seinem Hund, doch Nero ließ sich weder sehen noch hören, was höchst sonderbar war. Er gehorchte eigentlich aufs Wort…
    Den Revolver in der rechten Hand, tastete Walt mit der linken nach dem Schalter für die Außenbeleuchtung.
    Niedrige Pilzlampen glommen auf, verbreiteten jedoch eher dezente Helle als richtiges Licht. Walt verfluchte sich im stillen, noch keine ordentlichen Scheinwerfer installiert zu haben. Er hatte es zwar schon einige Mal vorgehabt, zu Gunsten anderer Heimwerkerprojekte aber immer wieder aufgeschoben.
    Das Grundstück hinter dem Haus maß an die hundert Meter in der Länge. Walt Holladay hatte den Garten zweistufig angelegt. Die obere Stufe schloss sich direkt ans Haus an, umfasste die geflieste Terrasse und eine gepflegte Rasenfläche.
    Dahinter und fast zwei Meter tiefer lag der naturbelassene Teil, der in seiner Gestaltung der Wüste nachempfunden war: Kein Gras, dafür Steine und Sand, zwischen denen genügsame Sträucher sowie ein paar Kakteen und Palmen wuchsen, mittendrin der großzügig bemessene Pool, der von einem künstlich angelegten Wasserfall gespeist wurde.
    Jetzt lief der Wasserfall nicht, und dementsprechend still war es hier hinter dem Haus. Von fern allerdings wehte eine leichte Brise Verkehrsgeräusche heran, über Walt nahmen zwei, drei Flugzeuge Kurs auf den nahen McCarran Airport.
    Es war also nicht totenstill.
    Aber es war… unheimlich still.
    Keine Grillen…, registrierte Walt, …das ist es. Er hörte kein Grillenzirpen, das nächtens so sehr zu seinem Garten gehörte, dass er es normalerweise gar nicht bewusst wahrnahm -nur das Fehlen fiel ihm jetzt auf.
    Die Mündung des 38ers nach vorne gerichtet, ging Walt ein paar Schritte vor, bis er auf die tiefer gelegene Ebene des Gartens hinabsehen konnte. Auch dort schien sich die Dunkelheit jenseits der Lichtinseln eher noch zu ballen, als seien die Schatten vor der Helligkeit dorthin geflohen, wo sie jetzt zu etwas wie greifbarer Schwärze verschmolzen, zu etwas - Lebendigem ohne Körper.
    Denn etwas bewegte sich darin. Rührte diese Schwärze auf, wie eine träge Wellenbewegung, die zähen Sumpf durchlief.
    Aus zusammengekniffenen, fast geschlossenen Augen starrte Walt Holladay in die dichten Schatten, und wieder sah er eine Bewegung, ohne Zweifel diesmal, und er war sicher, dass es ein Tier war. Der Größe nach konnte es durchaus sein Schäferhund sein.
    Abermals rief er nach Nero. Dabei ging er die Treppe hinab, deren Wegverlängerung zum Pool führte. Jeder Schritt hinunter fuhr ihm schmerzhaft durchs malträtierte Kreuz.
    Vor ihm, auf der anderen Seite des Pools - wieder eine

Weitere Kostenlose Bücher