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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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hundertprozentig den Garaus machen - was eine einzelne Kugel aus mochte der Teufel wissen welchem Grund nicht schaffte!
    Und bis dahiñ musste er, Walt, eben durchhalten. Versuchen, nicht durchzudrehen…
    Dieser Versuch jedoch wurde ihm schon im nächsten Moment noch erschwert.
    Als er des alten Mannes ansichtig wurde, der offenbar aus dem Nichts gekommen war.
    Wie ein Gespenst…
    ***
    »W… wer… wer sind Sie? Was…?« Alle Fragen, die ihm auf die Zunge drängten, schienen Walt Holladay belanglos. Wichtig war nur eines: Die Kojoten taten dem alten Mann nichts. Im Gegenteil, sie drängten sich winselnd um ihn wie Hunde um ihr abgöttisch geliebtes Herrchen!
    »D… das gibts doch nicht…«, hauchte Walt fassungslos.
    Der Alte war Indianer. Mit ausdrucksloser Miene und schweigend wie ein hölzernes Standbild erwiderte er Walts Blick, der ihn aus großen, runden Augen traf.
    Dann bewegte sich der alte Mann. Und Walts Fassungslosigkeit stieg noch um ein paar Grade - der Alte dampfte.
    Nein, nein, das stimmte nicht, korrigierte sich Walt - der Mann staubte.
    Diese Feststellung entlockte Walt einen hohen, irre klingenden Laut, der in ein albernes Kichern überging.
    Lieber Gott, lass mich nicht den Verstand verlieren, bitte nicht., flehte er stumm, und tatsächlich erstarb das blöde Kichern ohne sein bewusstes Zutun.
    Bei jeder Bewegung stieg feiner Staub vom Körper des alten Indianers auf, als seien sein Hemd und seine Jeans völlig verdreckt. Was sie aber nicht waren…
    Aber dieser Staub, er wölkte auch nicht einfach nur auf. Er schien lebendig. Bildete Schlieren, die einander umwanden und umtanzten. Wie…
    Wie kleine Geister, dachte Walt und konnte nicht verhindern, dass er wieder diese kleinen, abgehackten hohen Laute ausstieß, die irgendwo zwischen dem Kichern eines Wahnsinnigen und verzweifeltem Schluchzen lagen.
    Wiederum erstickten sie ihm im Hals - diesmal, als er sah, was der Alte zu tun im Begriff war: Er trat an die Tür des Zwingers, streckte die Hand aus und fasste den Riegel…
    »Nein! Nicht!« Keuchend stieß Walt die Worte hervor.
    Er sprang zur Tür, schob die Finger durch das Maschengitter. Ein sinnloser Versuch, den Alten an seinem Vorhaben zu hindern - weil es dazu bereits zu spät war!
    Der Riegel war zurückgeschoben, die Tür nicht länger versperrt. Nur Walts Körpergewicht hielt sie noch zu. Zitternd presste er sich dagegen, die Finger in die Maschen gekrallt.
    Ungerührt trat der Indianer zwei Schritte zurück.
    Und die Meute jagte wie ein Rammbock auf die Zwingertür zu.
    Walt hatte diesem Ansturm nichts entgegenzusetzen.
    Die Kojoten stießen die Tür auf.
    Abermals blendete Walt Holladays Gehirn kurzzeitig aus…
    Als er wieder denken, sehen, fühlen konnte, lag er rücklings am Boden, begraben unter dunklen, stinkenden Schatten. Heiseres Hecheln und Knurren war alles, was er hörte - bis das Brüllen an seine Ohren drang.
    Es dauerte einen Moment, ehe er realisierte, dass er es war, der da schrie.
    Sehr laut. Aber nicht sehr lange.
    Ihm kam es trotzdem vor wie eine Ewigkeit…
    ***
    Amy Holladay stand am Schlafzimmerfenster, das zum Garten hinter dem Haus wies. In der starren Hand hielt sie das schnurlose Telefon, den Daumen wie eingefroren über der 9-Taste, ohne sie zu berühren.
    Durchs Fenster gedämpft hörte sie jetzt nur dieses furchtbare Kläffen wie von einem Rudel wilder Hunde, dazwischen immer wieder das metallene Scheppern des Zwingers, als würde mit gewaltiger Kraft daran gerüttelt.
    Sie fror entsetzlich, zitterte am ganzen Leib, während ihre Phantasie auf Hochtouren lief und in ihrem Kopf Schreckensbilder produzierte, die sie mit Augen nicht sah.
    Dann - der Schrei. Der erste Schrei.
    »Walt…!«
    Der Schrei ging über in ein nicht enden wollendes Brüllen.
    Wie auf einen Startschuss hin drückte ihr Daumen endlich die 9 auf dem Tastenfeld des Telefons, dann zweimal die 1.
    Amy vernahm die eigene Stimme wie die einer Fremden.
    »Kommen Sie. Schnell. Hier geschieht etwas Schreckliches.«
    Sie hörte gar nicht, was der Teilnehmer am anderen Ende sagte. Wie ein Automat nannte sie noch ihre Adresse, dann rutschte ihr das Telefon einfach aus den Fingern. Wie zur Klaue verkrümmt hielt sie die leere Hand noch neben dem Ohr, und als die Schreie draußen verstummten, hatte sie sie so fest zur Faust geballt, dass die Fingernägel blutige Halbmonde in ihre Handfläche gruben.
    Aus brennenden Augen starrte sie durch die Scheibe. Sah dunkle Schatten, fast wie fließend,

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