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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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über die Mauerkrone gleiten und verschwinden.
    Dann kam Wind auf. Wirbelte Sand hoch, formte ihn erst zu einer Wolke und dann zu etwas Gestalthaftem, das in der draußen herrschenden Düsternis nicht zu erkennen war. Wie von einer kräftigen Bö getrieben, entschwand auch es über die Mauer.
    Amy wagte sich ins Freie. Auf der Schwelle der Hintertür stehend glaubte sie Hufschlag - Hufschlag? - zu hören, verzerrt, dumpf und hallend, als antworte aus der Tiefe des Bodens eine gigantische Trommel auf den Takt.
    Dann überlagerte das Wimmern und Heulen von Sirenen diese Laute, die vielleicht nicht einmal wirklich gewesen waren.
    Wie eine Schlafwandlerin ging Amy in den Garten, dann weiter zum Zwinger.
    Jenseits der Grundstücksmauern zuckte rotes und blaues Licht auf, schwoll das Sirenengeheul zu ohrenbetäubender Stärke.
    Amy Holladay hörte es trotzdem kaum. In ihren Ohren war nur ihr eigenes Heulen.
    Und so fanden sie die Cops vor - am Boden kauernd und heulend wie ein Präriewolf, in ihren Schoss den vom Hals getrennten Kopf ihres Mannes gebettet…
    ***
    FÜHRE MEINE GLIEDER… VERNICHTE DU DIE SEINEN…
    Ben Yellowhorse wusste, was damit gemeint war. Das Wissen war in ihm, war ihm eingegeben worden. Wie ihm so vieles gegeben worden war…
    Eine Armee zum Beispiel. Und ein Schlachtross.
    Wie der Wind hatte es ihn ans Ziel getragen. Und unterwegs hatten sich ihm SEINE Glieder, SEINE Helfer und Diener, die Wölfe dieser Wüste, angeschlossen, waren Yellowhorse gefolgt wie Söldner einem Feldherrn in den Krieg.
    Und einen Krieg, Schlachten hatten sie in der Tat zu führen. Wie viele, das würde sich zeigen.
    Die erste lag hinter ihnen. Sie hatten dem Feind das Erste seiner Glieder abgeschlagen. Doch würden sie nicht ruhen, bis auch das Letzte in seinem Blute vor ihnen lag.
    Noch heute Nacht würden sie sich einem zweiten Helfer des Widersachers, des Eindringlings, dessen pure Präsenz das Land vergiftete, stellen…
    Und auch in den folgenden Nächten würden sie nicht ruhen. So lange nicht, bis der Feind alles Gift verspritzt und sie es getilgt hatten!
    Die Streitkräfte würden ihm, Yellowhorse, nicht ausgehen. Ihre Zahl war so unerschöpflich wie die Macht, die sie ihm nachtrieb.
    So, wie sie es auch jetzt tat, da er auf seinem Mustang aus Macht und Staub und Wind durch die Nacht ritt, dem nächsten ›Glied‹ des Feindes entgegen, das Yellowhorse mit Sinnen witterte, die ihm vor Tagesfrist noch nicht zur Verfügung gestanden hatten.
    Er sah jetzt mit Augen, die schärfer waren als die des Adlers. Hörte und roch, wie es kein Raubtier dieser Welt vermochte.
    All diese Sinne waren ihm ebenso geschenkt worden wie alles andere Neue, das in ihm war und ihn ausmachte.
    Er empfand mit der Seele dieses Landes.
    Und dachte und handelte in und mit seinem GEIST.
    ***
    Am nächsten Abend
    Als Glücksspielparadies und ›Disneyland für Erwachsene‹ übte Las Vegas keinen sonderlichen Reiz auf Nicole Duval aus. Als Mekka für Modefans hingegen…
    In den Einkaufsmeilen etlicher der am Las Vegas Boulevärd gelegenen Resorts unterhielten die namhaftesten und teuersten Modeschöpfer der Welt Boutiquen. Nicole hatte sie im Laufe des Tages allesamt abgeklappert - und das Verkaufspersonal glücklich gemacht. Weniger glücklich dagegen würde wohl Zamorra sein, wenn die Rechnungen der Kreditkartenfirmen eintrudelten…
    Nicole selbst allerdings war überglücklich. Erschöpft zwar von ihrer Shoppingtour de Force, die sie auf Designerschusters Rappen bewältigt hatte, aber äußerst zufrieden.
    Eine der erstandenen Kreationen -den Rest würde man ihr ins Hotel liefern, da sie die Sachen ohne Kofferkuli gar nicht hätten schleppen können -hatte sie gleich angelassen: Einen schwarzen Stretchoverall aus hauchdünnem Material, der ihren über die Maßen vorzeigbaren Körper hauteng umschloss und ihr auf dem Rückweg zum Mandalay Bay so manchen entweder begehrlichen oder tadelnden Blick eintrug.
    Sie spürte den leichten Stoff kaum auf der Haut, durchaus eine Wohltat in Anbetracht der Hitze, die auch jetzt noch herrschte, da die Sonne hinter den Bergen im Westen beinahe schon verschwunden war und der Strip sich in jenes neonbunte und -leuchtende Bild verwandelte, das man in aller Welt mit Las Vegas gleichsetzte.
    Weniger angenehm als der Overall trug sich in dieser Wärme die schulterlange schwarze Lockenmähne, die Nicole gleichfalls heute erstanden und aufgelassen hatte, weil sie zu ihrem neuen Outfit passte. Perücken waren neben

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