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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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Modellen der Haute Couture seit eh und je ihr zweiter Tick…
    Mit einem Lächeln promenierte Nicole den Las Vegas Boulevard hinab, dem größten Teil des Touristenstroms entgegen, der jetzt erst dem Zentrum zufloss, um sich ins Nachtleben zu ergießen.
    Ja, sie war zufrieden, entspannt und selig. Ihre ›Jagd‹ war erfolgreich verlaufen, und sie hatte die - für sie - richtige Entscheidung getroffen, als sie beschlossen hatte, nicht an der Tagung teilzunehmen.
    Kongress, Symposion - diese Worte allein klangen für Nicole von vornherein nach langweiligen, alten Männern, die in Räumen mit schlechter Luft einander die Ohren volllaberten. Professoren und Doktoren vom unkonventionellen Schlage Zamorras oder auch Fletcher Strongtrees waren in solcherlei Kreisen die Ausnahme. Am Vorabend waren sie im Rahmen eines Empfangs einem Großteil der weiteren Tagungsteilnehmer begegnet. Auf die Gesellschaft der meisten von ihnen hätte auch Zamorra liebend gern verzichtet, aber er konnte sich seiner einmal eingegangenen Verpflichtung als Referent nicht so ohne weiteres entziehen. Der Ärmste… Nicole nahm sich vor, ihn heute Nacht dafür so großzügig zu entschädigen, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte, indem er ihr, wie er es nannte, die ›Lizenz zur Einkaufsorgie‹ erteilt hatte.
    Bis dahin allerdings war noch etwas Zeit. Es war jetzt kurz nach Fünf, und Zamorra rechnete nicht damit, sich vor acht Uhr loseisen zu können. Blieben für Nicole also noch knapp drei Stunden totzuschlagen, was in einer Stadt wie Vegas kein Problem darstellen sollte.
    Weil sie ohnedies gerade darauf zuschlenderte, beschloss sie, einen Absteeher ins Luxor zu machen, dem letzten Hotel & Casino vor dem Mandalay Bay , das dahinter majestätisch und wie ganz aus Gold gemacht aufragte und das Südende der Glitzermeile markierte.
    Das Luxor war auf eigene Art kaum weniger beeindruckend: Eine schwarze Pyramide, die in ihrer Größe den Vorbildern bei Giseh kaum nachstand. Das Bauwerk verschmolz beinahe mit dem mittlerweile dunklen Himmel. Lauflichter rasten über seine Kanten der Spitze zu, aus der sich ein gewaltiger Lichtstrahl in die Nacht bohrte. Der Haupteingang lag zwischen den vorgestreckten Löwenpfoten einer gewaltigen Sphinx, die, von Scheinwerfern in überirdisch anmutendes Licht getaucht, aus der Front lugte.
    Nicole war neugierig auf den unkonventionellen Bau als solchen, wollte wissen, wie er von innen aussah. Die Aussicht auf einen Cocktail und einen Snack in einer der Lounges war jedoch auch nicht zu verachten…
    Und dann war da noch etwas.
    Irgendetwas, das…
    Nicole wusste nicht, was es war, konnte es nicht benennen. In Ermangelung eines passenden Wortes nannte sie es in Gedanken einen Lockruf.
    Aber nein, das war es nicht. Im Grunde war es nicht mehr als ein ganz vages Gefühl, ein leichter Drang, der sie dazu bewegen wollte, in diese Pyramide hineinzugehen. Und nicht einmal diese diffuse Umschreibung traf es wirklich.
    Was es auch war, es ließ sich nicht fassen. Mehr noch, es schien nur zu existieren, weil sie sich momentan so darauf konzentrierte in ihrem Versuch, es zu ergründen. Kaum lenkte sie ihr Denken mit einer bewussten Anstrengung davon ab, wurde es noch nebulöser. Oder es zog sich auf eine tiefe Ebene ihres Unterbewusstseins zurück, auf die Nicole keinen unmittelbaren Zugriff besaß.
    Dennoch gab sie ihm nach und tat, was sie ja ohnedies hatte tun wollen: Sie betrat das Luxor.
    Ihre eben noch so gute Laune und Unbeschwertheit allerdings lösten sich mit jedem Schritt ein bisschen mehr auf…
    ***
    Die Nacht kam. Der GEIST erwachte. Und ER weckte SEINE Glieder.
    Sie regten sich, kamen aus dunklen Höhlen, in deren Kühle sie Zuflucht vor der Hitze des Tages gefunden hatten.
    Yellowhorse wusste nicht, wie und wo er den Tag zugebracht hatte.
    Er sah nicht, wie Staub, der eben noch die Form eines Grabhügels nachgebildet hatte, in plötzlichem Wind auffuhr, kreiselnd und pfeifend. Das Wirbeln verdichtete sich zu tierischer Gestalt, und dieser Mustang, der keiner war, erhob sich so aus dem Boden, dass Yellowhorse auf seinem Rücken zu sitzen kam.
    Erst jetzt kam er richtig zu sich, als sei er langsam aus tiefstem Schlaf aufgetaucht. Nein, anders… Yellowhorse fühlte sich, als sei er eben erst zum Leben erwacht.
    Und in diesem Leben kannte er nur eine Aufgabe.
    Er rief sein Gefolge. Stumm.
    Die Kojoten scharten sich um ihn. Und er führte sie von neuem.
    Er wusste, wie er so vieles wusste -und so vieles nicht

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