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0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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geheimnisvollen Praktiken versucht, die sein Großvater beherrscht hatte.
    Aus Vernunft.
    Und aus Angst.
    Weil er befürchtete, etwaige Geister, die er rief, womöglich nicht mehr loszuwerden, nicht beherrschen zu können…
    Weil er nicht gewollt hatte, dass es zu so etwas kam!
    Wie gelähmt stand er da, und starrte gebannt auf den geisterhaften Falben inmitten der Staubwolke, deren stürmisches Wirbeln abgeflaut war. Jetzt war es nur noch ein fast sanftes Wogen graubrauner Schleier, schmutzige Gespenster, die den unheimlichen Mustang umtanzten wie in der biblischen Historie die Israeliten das Goldene Kalb.
    Sinn indes vermochte Yellowhorse in all dem noch immer nicht zu erkennen Weder verstand er, warum es geschah, noch, was hier eigentlich vorging. Aber es konnte nichts Gutes sein, nicht einmal etwas Harmloses, ganz sicher nicht!
    Ein neues Gefühl stellte sich der nun doch in ihm aufwallenden Panik in den Weg.
    Plötzlich fühlte sich Ben Yellowhorse beobachtet. Von Augen angestarrt, deren Blicke er wie körperliche Berührungen spürte.
    Und dieses Empfinden erleichterte ihn.
    Irgendjemand war da.
    Jemand war zu ihm auf den Hügel gekommen, sicher jemand aus der Stadt, um guten Morgen zu sagen oder sich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei.
    Wie auch immer - es war gut, dass da jemand war. Dass er nicht mehr allein war!
    »Hey!«, kam es Yellowhorse schon über die Lippen, als er sich in die Richtung drehte, aus der er die Blicke spürte. Tatsächlich sah er nicht nur in ein Augenpaar, sondern in deren zwei.
    Wie Bernstein schimmernde Augen, die ohne jeglicher Regung und allen Ausdrucks waren, ihn nur anstierten.
    Die zugehörigen Schädel und Körper verschmolzen fast mit der Wüstenlandschaft, ihr Pelz war von fast gleicher Färbung.
    Kojoten.
    Zwei ungewöhnlich kräftig wirkende Exemplare.
    Sie standen nur da, keine zehn Meter entfernt, taten nichts. Doch ihre Haltung erinnerte Yellowhorse an den Skorpion, als der auf seinem Bauch gehockt hatte. Auch die beiden Kojoten schienen auf irgendetwas zu warten.
    Yellowhorse kniete nach wie vor im Staub. Eher reflexhaft als wirklich bewusst wollte er ein Stück von den Kojoten abrücken. Ebenso unbewusst warf er zuvor einen raschen Blick zu Boden, um nicht unversehens dem Skorpion zu nahe zu kommen.
    Er sah jedoch nur die Zeichen, die Botschaft in der Schrift der Steinalten.
    Der Bote aber war verschwunden!
    Yellowhorse schaute sich am Boden um. Wo war der Skorpion?
    Etwas zupfte am Saum seines Hemdes.
    Nein, nicht etwas - er musste nicht erst hinsehen, um zu wissen, dass es der Skorpion war.
    Diesmal ergab sich Yellowhorse dem Impuls, nach dem Skorpion zu schlagen - trotzdem tat er es letztlich nicht. Sein Arm erstarrte mitten in der Bewegung, noch bevor seine Hand das Tier erreicht hatte.
    Es hätte ihm nichts genützt, diesen einen Skorpion abzustreifen…
    Es war nicht der Einzige, der an ihm hochkletterte.
    Yellowhorse spürte ein Krabbeln auf dem Rücken, wusste weder, ob auf oder unter seinem Hemd, noch von wie vielen Skorpionen es herrührte - mindestens zwei oder drei, vielleicht mehr…
    Einen weiteren sah er jetzt über sein rechtes Knie auf den Oberschenkel kriechen, während ein anderer im Schaft seines linken Stiefels verschwand.
    Ein Kribbeln in seinem Nacken.
    Eine Berührung wie von winzigen Nadeln nahe seiner heftig pochenden Halsschlagader.
    Dann, wie auf ein heimliches Zeichen hin, verharrten die Skorpione.
    Für den Bruchteil einer Sekunde.
    Ehe sie, alle zugleich, zustachen. Ihre Stachel mit einer Kraft, die ihren kleinen Leibern unmöglich innewohnen konnte, tief in Yellowhorses Haut und Fleisch trieben.
    Sein Herz raste.
    Das Gift schoss regelrecht durch seine Adern. Er konnte es spüren. Furchtbar heiß erst, dann entsetzlich kalt.
    Und er fragte sich: Ist so der Tod?
    ***
    »Miss Duval, Professor - ich freue mich, Sie kennen zu lernen!«
    Fletcher Strongtree, Doktor der Anthropologie, nickte ihnen zu. Die unüberhörbar ehrliche Freundlichkeit seines Tonfalls stand in krassem Widerspruch zu seiner streng wirkenden Erscheinung. Seine indianische Abstammung stand ihm vor allem ins Gesicht geschrieben: scharf geschnittene Züge, markante Nase, schwarzes, von Silberfäden durchzogenes Haar, das er am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst trug, bronzene Haut, die an gegerbtes Leder erinnerte. Die Tatsache, dass sein Alter unmöglich zu schätzen war, verlieh ihm etwas Mysteriöses. Strongtree konnte Vierzig sein, ebenso gut aber

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