Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0729 - Die Bestien von Las Vegas

0729 - Die Bestien von Las Vegas

Titel: 0729 - Die Bestien von Las Vegas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
auch Sechzig.
    Weniger typisch als seine Physiognomie war seine Kleidung, abgesehen von dem handbestickten und mit Türkisen besetzten Zopfhalter. Der taubenblaue Zweireiher stammte zweifelsohne weder aus indianischer Herstellung noch von der Stange. Dazu kam, dass Fletcher Strongtree für einen Nachkömmling der amerikanischen Ureinwohner ungewöhnlich hoch gewachsen und von kräftig-sehniger Statur war.
    Zamorra erhob sich halb von seinem Stuhl und drückte die dargebotene Hand. »Die Freude ist ganz auf unserer Seite, Doktor.«
    Strongtree nahm am Tisch Platz. »Verzeihen Sie bitte die Verspätung. So kurz vor Beginn unserer Tagung scheint alle Welt etwas von mir zu wollen. Aber keine Sorge«, er hob die Hände, wie um eventuelle Einwürfe abzuwehren, und klopfte dann mit der Rechten auf die linke Brustseite seines Jacketts, »für die Dauer unseres gemeinsamen Lunches bleibt der kleine Nervtöter ausgeschaltet.«
    Damit meinte er wohl sein Mobiltelefon, über das er ansonsten immer und überall erreichbar war.
    Ein Grund, aus dem Professor Zamorra und Nicole Duval darauf verzichteten - weil sie gar nicht immer und überall erreichbar sein wollten… Beispielsweise dann nicht, wenn sie etwa einem Vampir nachspürten oder sich vor einem versteckten: In einem solchen Fall konnte das nervtötende Zirpen oder simulierte Big-Ben-Läuten eines eingehenden Anrufs nicht nur verräterisch, sondern tödlich sein.
    Darüber hinaus hatte Zamorra ohnehin etwas gegen Handys - oder vielmehr deren Besitzer, so sie von der Art waren, die ihr kleines Spielzeug zu jeder unpassenden Gelegenheit zur Hand nehmen mussten. Welcher gesunde Mensch, hatte er sich schon wiederholt gefragt, will denn zum Beispiel telefonieren, wenn er auf dem Lokus sitzt? Dann doch lieber ungestört und -gesehen einen so genannten Schundroman lesen…
    Zamorra verzichtete allerdings darauf, Dr. Strongtree diesen Vortrag zu halten. Der hatte ihn schließlich nach Las Vegas eingeladen, um über ein anderes Thema zu referieren…
    »Hatten Sie einen angenehmen Flug?«, erkundigte sich Strongtree, ganz zuvorkommender Gastgeber, nachdem ein dienstbeflissener Kellner ihre Bestellung von Aperitifs und Vorspeisen aufgenommen hatte.
    »O ja, danke«, sagte Nicole. »Er war ja auch nicht allzu lang.«
    »Gewiss. Ein praktischer Zufall, dass Sie ohnedies gerade in Louisiana weilten. Beruflich oder privat, wenn ich mir die Frage erlauben darf?«
    »Eher privat«, erwiderte Zamorra. »Wir besuchten einen alten Freund.«
    Dass sie keineswegs nur für einen Freundschaftsbesuch in Louisiana gewesen waren, verschwieg er. [2]
    Es war eine Aktion gegen Ty Seneca und Rico Calderone gewesen. Beide befanden sich jetzt in Polizeigewahrsam, allerdings fragte Zamorra sich, für wie lange. Schon einmal hatte er die beiden der Polizei übergeben - um Seneca später in der Koboldwelt als Geisel des Dämons Baal wiederzufinden, und Calderone jetzt in Baton Rouge als Fallensteller. Vermutlich würden beide auch diesmal Mittel und Wege finden, der Justiz zu entwischen. Die Alternative wäre gewesen, sie zu töten. Aber Zamorra War kein Mörder.
    Bedauerlicherweise war bei dieser Aktion der sagenhafte Ju-Ju-Stab, der sich im Besitz von Yves Cascal befand, durch Cascal selbst - wenn auch aus Versehen - zerstört worden.
    Aber zumindest damit konnte Zamorra leben…
    Er war allein vor Ort gewesen. Nicole Duval war erst später hinzugekommen. Mittels der Regenbogenblumen war das eine Sache weniger Minuten, von Frankreich nach Louisiana zu gelangen. Damit hatten sie für ihre Weiterreise zum Termin in Las Vegas schon mal den größten Teil der Strecke hinter sich. Diese Blumen ermöglichten ihnen einen zeitlosen Transfer von Château Montagne überall dorthin, wo diese Wunderpflanzen ebenfalls wuchsen - unter anderem zum Hinterhof des Mietshauses in Baton Rouge, in dem Yves Cascal lebte.
    »Ihre Stiftung scheint ja nicht gerade klein zu sein, Doktor Strongtree«, sagte Nicole lächelnd, die eben noch in der Kongressbroschüre geblättert hatte, die unter anderem das Tagungsprogramm und Steckbriefe nebst Fotos der Referenten enthielt. »Immerhin lassen Sie sich dieses Symposion einiges kosten.«
    Sie wies mit einer Geste um sich, die mehr als nur die feine Trattoria del Lupo meinte, in die Strongtree sie nach ihrer morgendlichen Ankunft in Vegas zum Mittagessen eingeladen hatte. Das Restaurant, für das der aus Österreich stammende und in Hollywood zu Starruhm gelangte Küchenchef Wolfgang Puck

Weitere Kostenlose Bücher