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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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war abgedreht.
    Margot Lechner setzte sich auf das Bett. Sie war in den vergangenen Minuten stark gealtert und zu einer gebrochenen Frau geworden, die alles verloren hatte und nun allein auf der Welt stand.
    Ich bewegte mich auf die Heizung zu und passierte dabei das Fenster. Hinter der Scheibe tobte der Schnee in einem Wirrwarr aus Flocken. Sie prasselten auch gegen das Glas, als wollten sie eine Musik erzeugen, die nie aufhörte.
    Ich drehte die Heizung voll auf. Margot bemerkte davon nichts. Sie saß auf dem Bett, hielt den Kopf gesenkt und kam mir in dieser Haltung vor wie eine Plastik.
    Mir fiel nichts ein, was ich ihr noch sagen konnte. Es war so schwer, sie zu trösten. Jedes Wort wäre mir nur wie eine leere Hülse vorgekommen.
    An der Tür schaute ich noch einmal zurück. Margot hatte die Hände zusammengelegt. »Ich… ich werde für uns beten«, flüsterte sie. »Und auch für Trudi und meinen Mann.«
    »Ja, tun Sie das«, sagte ich und ging.
    Im Flur holte ich tief Luft. Das war wieder einer der Fälle, die ich nicht mochte. Hier wurde ich mit dem Leid der persönlich Betroffenen konfrontiert. Ich konnte nicht einfach so darüber hinweggehen, ich steckte doch sehr viel Gefühl mit hinein, was einer objektiven Beurteilung des Falls nicht immer dienlich war.
    Sehr langsam ging ich den schmalen Flur entlang. Als ich die Treppe erreichte, blieb ich stehen. Ich konnte die Stufen hinab bis in den unteren Flur schauen, ihn aber nicht hundertprozentig überblicken. Das gelang mir wenig später.
    Da blieb ich abrupt stehen.
    Es hatte sich im Flur etwas verändert.
    Der Zwerg war verschwunden!
    ***
    Mir war, als würde Kälte durch meine Adern rieseln. Da war das Blut gegen flüssigen Stickstoff ausgetauscht worden. War es ein Fehler gewesen, nach oben zu gehen?
    Irgendwo schon, denn sonst hätte es der Zwerg kaum geschafft zu verschwinden. Auf jeden Fall hätte ich versucht, diesen veränderten Bürgermeister aufzuhalten.
    Ich stand auf der Treppe, eine Hand auf das Geländer gelegt. Mein Herz schlug schneller als gewöhnlich. In der Tasche steckte mein Kreuz. Die ›Waffe‹ würde hoffentlich funktionieren, denn Diablita kannte sie sehr gut.
    Also mußte auch Trudi sich vor ihr fürchten, wenn alles so stimmte, wie ich es annahm.
    Ungefähr eine halbe Minute ließ ich mir Zeit, bevor ich weiterging. Um mich herum lastete die Stille wie zäher Teer. Wohl hatte ich mich in diesem Haus nie gefühlt, nun kam noch das Wissen dazu, möglicherweise in einer Falle zu stecken.
    Und das gefiel mir gar nicht.
    Ich konnte nicht ewig auf der Treppe bleiben und ging die restlichen Stufen hinab.
    Meine Tritte waren zu hören, nur gab es keinen, der darauf reagierte.
    Ich stand schließlich in der Diele und kontrollierte die Haustür. Sie war geschlossen. Ich zog sie spaltbreit auf, um einen Blick nach draußen zu werfen.
    Lechner konnte noch nicht lange verschwunden sein, vielleicht zeichneten sich auf der Außentreppe noch Spuren ab.
    Nein, da war nichts zu sehen. Ich zog die Tür noch weiter auf, so daß ich bis auf die Straße schauen konnte.
    Da war ebenfalls nichts zu sehen.
    Sie verschwand in ihrem grauweißen Schleier, der einfach nicht abreißen wollte. Den mordlüsternen Zwergen würde dieser Schnee kaum etwas ausmachen, aber ich wollte nicht so recht daran glauben, daß sich der Veränderte zurückgezogen hatte.
    Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß er sich noch hier im Haus aufhielt. Wenn das stimmen sollte, mußte es einen Grund dafür geben. Auch darüber dachte ich nach.
    Er gehörte jetzt zu Diablitas Bande, die dafür sorgen wollte, daß der Garten gefüllt wurde. Und wo konnte Lechner am besten damit beginnen, als in seinem eigenen Haus?
    Bei seiner Frau!
    Als ich daran dachte, schaute ich unwillkürlich die Treppe hoch. Sie war leer, kein Zwerg war zu sehen. Auf der anderen Seite hatte ich mich im Schlafzimmer aufgehalten. Er hätte in der Zwischenzeit den Weg nach oben finden können.
    Oder war er hier unten?
    Vor mir und in greifbarer Nähe lag die Küchentür. Sie war natürlich ins Schloß gefallen. In der Küche rührte sich nichts, wie ich durch das Lauschen an der Tür feststellen konnte.
    Ich zog sie auf.
    Mein Blick fiel in die Küche.
    Und da hockte er auf seinem Stammplatz am Tisch, als hätte er sich überhaupt nicht verändert. Auf den Stuhl mußte er Kissen gelegt haben, so daß er größer wirkte, als er tatsächlich war.
    Er stierte mich an.
    Es sollte wohl alles normal aussehen, aber das

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