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0729 - Laurins finsteres Reich

0729 - Laurins finsteres Reich

Titel: 0729 - Laurins finsteres Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vorsichtig aufgestoßenen Tür hörte, handelte ich.
    Blitzschnell wuchtete ich den Tisch an der Kante hoch.
    Der Zwerg glotzte dumm, dann schrie er fauchend auf.
    Er schoß.
    Die andere Kante hatte ihn bereits erwischt. Der Tisch bildete eine Schräge, in die das Geschoß hineinrammte und von der dicken Platte gestoppt wurde.
    Die Kante aber hatte den Zwerg von seinem Stuhl herab zu Boden gestoßen. Er fluchte und wollte weg, doch ich war schneller und hatte den Tisch gekippt.
    Er war auf Lechner gefallen!
    Ich hetzte ebenfalls auf ihn zu, weil es ungemein wichtig war, die Pistole zu bekommen.
    Dabei hörte ich den Zwerg kreischen, das jedoch störte mich nicht. Ich wirbelte um die seitliche Kante herum und sah ein Bild, das mich eigentlich hätte erfreuen können.
    Lechner war eingeklemmt. Er bemühte sich, den Tisch wegzuschieben und wieder hervorzukriechen.
    Soviel Kraft hatte er nicht.
    Dann sah er mich.
    Er drehte den Kopf.
    Mein Fuß landete auf seinem steinernen Gesicht. Ich drückte ihn zu Boden, sah die Hand mit der Waffe ebenfalls, aber er konnte sie nicht einsetzen, weil die Tischkante seinen Arm in Höhe des Ellbogens hart einklemmte.
    Ich war schneller als er.
    Bücken, die Beretta an mich reißen, zurückspringen und mich drehen, begleitet vom Heulen des mordlüsternen Gnoms.
    Ich schob mich nicht zur Seite, schaute über den Tisch hinweg, der zudem so lag, daß er mir eine gewisse Deckung bieten konnte. Die war auch nötig, denn an der offenen Küchentür drängen mehrere mit Pfeilen bewaffnete Zwerge in den Raum…
    ***
    Margot Lechner saß auf dem Bett und kam sich selbst vor, als wäre sie zu Stein geworden. Sie lebte, aber trotzdem fühlte sie sich wie tot. Es war auch immer wieder dieses eine Wort, das durch ihren Kopf schoß.
    Tot… tot…
    Nicht sie, sondern ihr Mann.
    Obwohl er als Zwerg weiterhin existierte, glaubte sie nicht daran, daß es für ihn eine Rückkehr gab.
    Nein, das war einfach unmöglich. So etwas konnte es nicht geben. Die andere Seite hatte brutal zugeschlagen, sie würde nichts mehr anders machen.
    Im Haus war es noch ruhig. Trotz ihres Zustandes waren die Sinne geschärft, darüber wunderte sie sich. Eigentlich hätte sie in tiefe Depressionen versinken müssen, die durch Weinkrämpfe begleitet wurden. Das trat nicht ein. Sie nahm ihre Umgebung außergewöhnlich klar und deutlich war. Jeden Winkel des Zimmers, jede kleine Ecke, jeden Gegenstand, den ihr Mann und sie sich einmal gekauft hatten.
    Alles war noch so da, als würde Karl leben.
    Alles?
    Nein, nicht alles. Sie war irritiert.
    Sie schüttelte den Kopf und überlegte noch einmal genauer.
    Da fehlte etwas.
    Dieser Gedanke trieb Margot Lechners Bewußtsein in eine andere Richtung. Sie dachte nicht mehr über sich selbst oder ihr Schicksal nach, sondern über den Gegenstand, der offenbar im Zimmer fehlte und sie zu diesem Mißtrauen verleitet hatte.
    Doch was war nicht mehr vorhanden?
    Sie ging alles noch einmal durch und tastete mit den Blicken auch die Wände ab.
    Da fiel es ihr auf.
    Das große Holzkreuz, das über dem Doppelbett gehangen hatte, war verschwunden.
    Margot war nicht mehr in der Lage, sich zu rühren. Sie empfand das Verschwinden des Kreuzes als einen Schock. Es kam ihr vor, als wäre ihr die allerletzte Hoffnung geraubt worden. Sie wußte auch genau, wer dieses alte christliche Symbol fortgeschafft hatte. Das konnte nur ihre Tochter gewesen sein.
    Wenn sie genauer hinschaute, war sogar noch der Abdruck an der Wand zu erkennen. In der vergangenen Nacht hatte es noch an seinem alten Platz gehangen.
    Auf einmal fror sie. Die Heizung strömte warme Luft in den Raum, dennoch war der Frau, als wäre eine eiskalte Hand dabei, über ihren Rücken zu streichen.
    Irgend etwas verdichtete sich in ihrem Körper. Der Magen zog sich zusammen. Er kam ihr vor wie ein dicker Klumpen, der sich nicht vertreiben ließ.
    Sie stand auf.
    Bisher hatte sie sich noch immer geschmeidig bewegen können. Jetzt spürte sie ihre Muskeln, die schmerzten, und sie hatte das Gefühl, als würden andere Kräfte daran zerren.
    Als sie stand, wurde ihr schwindelig. Der breite Schrank vor ihr warf plötzlich Wellen. Sie streckte die Arme aus und stützte sich an der Tür ab.
    Was ging hier noch alles vor? Sie hatte Sinclair vertraut, sie war voll und ganz damit einverstanden gewesen, daß er sie nach oben in dieses Schlafzimmer brachte, doch alles war anders gekommen.
    Außer ihrem veränderten Mann hatte sie bisher keinen Zwerg zu

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