0729 - Laurins finsteres Reich
Person, die sich jetzt wahrscheinlich Diablita nannte, trug die volle Verantwortung für das Grauen und auch für die Veränderung ihres eigenen Vaters, was man sich kaum vorstellen konnte.
Margot Lechner hatte meine Schritte gehört. Sie hielt sich noch immer in der Küche auf. Ich hörte ihre Stimme, die mir wie ein Krächzen entgegenschallte.
»Herr… Herr Sinclair…?«
»Ja.«
»Was ist denn?«
Ja, verdammt, was war? Ich konnte ihr einfach nicht die Wahrheit sagen.
Ich konnte sie ihr auch nicht zeigen, ich wollte sie erst auf den Schrecken vorbereiten, deshalb legte ich den Veränderten im Flur ab. Noch rührte er sich nicht. Ich aber ging davon aus, daß sich dies nach einer gewissen Weile ändern würde. Dann erwachte er und würde seinem unheilvollen Trieb folgen, um sich gleichzeitig in die Schar der Diablita-Diener einzureihen.
Ich drehte mich um und hatte meine Hand schon nach der Klinke ausgestreckt, als die Tür von innen geöffnet wurde.
Sehr schnell, so daß ich mich nicht mehr mit dem Fuß dagegenstemmen konnte.
Margot Lechner stand auf der Schwelle.
Erst starrte sie mich an, dann ihren Mann, der vor meinen Füßen lag und sich auf schreckliche Art und Weise veränderte. Ich hatte ihr diesen Schock eigentlich ersparen wollen…
Sie öffnete den Mund. Der Laut, der über ihre Lippen drang, war einfach furchtbar und kaum zu beschreiben, er drang mir durch Mark und Bein.
Dabei war er nicht einmal laut, mehr ein gedämpftes, schrilles Singen. Ich sah, wie Margot zurückwankte, wie sie in Gefahr geriet, dabei zu fallen, was schlimme Folgen für sie hätte haben können, da sie noch immer ihr Messer in der Hand hielt.
Ich stützte sie ab.
Es war Durchzug entstanden, und der Wind drückte die Haustür ins Schloß. Durch das zerstörte Küchenfenster rieselten Schneekörner in den Raum. Auch die Tür zur Küche glitt ins Schloß, weil ich sie unabsichtlich mit der Hacke angestoßen hatte.
Während ich Margot Lechner festhielt, wand ich ihr das Messer aus der Hand und legte es zur Seite.
Sie lag starr in meinem Griff. Gehen konnte sie nicht, und so schleifte sich sie in den kalt gewordenen Raum hinein.
Sie hatte eine Haut aus Kalk bekommen. Die Frau bewegte ihre Lippen, ohne daß sie auch nur ein Wort hervorgebracht hätte. Es stand leider keine Couch oder kein Sofa bereit. So blieb mir nichts anderes übrig, als sie auf einen Stuhl zu setzen und darauf zu warten, daß es ihr wieder besserging.
Sie sah aus, als wäre sie selbst zu einer Leiche erstarrt. Aber sie lebte, der Schock war es, der sie umklammert hielt. Die angebrochene Schnapsflasche stand noch in der Nähe. Mochte das Zeug auch nicht nach meinem Geschmack sein, es würde ihr vielleicht wieder auf die Beine helfen.
Ich ließ sie aus der Flasche trinken und flößte ihr behutsam einige Tropfen ein. Dabei hoffte ich stark, daß sie sich nicht noch verschluckte.
Sie trank.
Nach den ersten Schlucken fing sie an zu husten. Tränen traten in ihre Augen, und sie wollte sich wieder normal hinsetzen, wobei ich sie unterstützte.
Sie schaute mich an.
Zunächst war ihr Blick noch leer, glich dem einer Leiche. Dann jedoch stahl sich so etwas wie Leben hinein und auch das Erkennen, denn sie flüsterte meinen Namen.
»Okay, ich bin bei Ihnen, Margot.«
Sie setzte sich hin, griff zur Flasche, trank selbst einen Schluck, hustete.
Ich hatte mich vom Tisch wegbewegt und wartete darauf, daß sie mich ansprach.
Der Schnee wirbelte durch das Fenster. Ich schaute hin und sah nur eine körnige huschende Wand, aber nicht das gespenstisch anmutende Gesicht eines Zwergs.
»Das war Karl, nicht wahr?«
Ich drehte mich wieder um und nickte ihr zu. »Ja, er ist es gewesen, Margot.«
»Ist er tot?«
Was sollte ich darauf sagen? Er war eigentlich tot, doch so genau durfte man es wiederum nicht nehmen. Er würde irgendwann wieder leben, aufwachen, nur würde er dann ein anderes Dasein führen. Nicht mehr als Mensch, sondern als veränderte Person, als Zwerg, dessen Existenz auf reine Magie beruhte.
»Ich bekomme noch eine Antwort, Herr Sinclair.«
»Nein, nicht direkt tot. Er ist nur anders geworden. Sie wissen ja Bescheid.«
»Ja, ja…«, sie murmelte die Worte. »Aber ich habe nicht… ich bin so durcheinander. Er wollte doch zu Trudi, und jetzt hat er es nicht mehr geschafft. Die anderen waren schneller.« Sie weinte plötzlich. »Diese verfluchten und verdammten kleinen Bestien. Sie haben es geschafft, uns zu zerstören.«
Ich sparte das
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