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073 - Dämonenrache

073 - Dämonenrache

Titel: 073 - Dämonenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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aber Sie hätten seine Warnung gestern Nacht nicht in den Wind schlagen sollen!«
    »Lassen Sie endlich diese verfluchte Schranke fallen!«, presste Roland heraus. Die Mauern um ihn herum wurden immer enger. Er fühlte, wie das Netz um ihn noch dichter zusammengezogen wurde. Kaum dass er sich noch bewegen konnte.
    Der Druck auf seinem Brustkorb wurde immer größer. Die Angst schnitt fast körperlich spürbar in sein Herz, der Muskel verkrampfte sich.
    Roland wurde hochrot im Gesicht. Die Luft zum Atmen wurde knapp.
    Das Weib ging mit einem spöttischen Ausdruck im Gesicht um ihn herum. »Leon wird gar nicht begeistert sein, Sie hier zu sehen. Er wird Sie töten müssen. Wie all die anderen. Sie waren sehr unvernünftig, Monsieur Copernic.«
    »Sie verdammte Hexe!«
    Der Ring um seine Brust wurde noch enger.
    »Machen Sie’s wenigstens kurz!«, keuchte Roland.
    Im selben Augenblick ließ der Druck nach. Er konnte auch die Arme wieder bewegen.
    »Ich wollte Sie nur davon überzeugen, dass es keinen Sinn hat, an Flucht zu denken. Aber keine Angst, ich tue Ihnen nichts. Leon soll entscheiden. Vielleicht macht er Sie sogar zu einem Dämon. Das wäre ein Spaß, wenn Sie zu Breton gingen und ihm die Gurgel umdrehten. Einfach so.« Sie machte die Geste des Auswringens.
    Roland schauderte. Wenn er innerhalb des Zeichens blieb, konnte er sich wieder frei bewegen.
    Er atmete tief durch, obwohl seine Lungen dabei alles andere als Wohlgerüche mitbekamen.
    Rolands Gedanken jagten sich. Doch sie endeten immer wieder bei der Erkenntnis, dass seine Lage hoffnungslos war. Er war wie ein Blinder in eine Falle getappt. Er hätte sich denken können, dass mit diesem Weib etwas nicht stimmte, wenn Dumarche mit ihr zusammen gehaust hatte.
    Doch jetzt war es für eine Reue zu spät. Ihm blieb nichts anderes übrig, als in seinem unsichtbaren Käfig auf den Dämon zu warten, der ihn töten würde. Als den Ersten von vielen in dieser Nacht.
    Vielleicht habe ich auch noch eine kleine Chance, fiel es Roland plötzlich ein.
    Er ging davon aus, dass Dumarche ihn nicht hier in dieser Wohnung vom Leben zum Tode befördern konnte. Denn er musste annehmen, dass mehr Leute davon wussten, dass der junge Anwalt hierher gekommen war. Und wenn sich sein Versteck hier befand, konnte er es nicht riskieren, dass man tagsüber vielleicht auf seine Leiche stieß, die bei Sonnenlicht zerfallen würde. Seine Brücke vom Jenseits in diese Welt wäre zerstört gewesen.
    In diesem Augenblick schlug vom Turm irgendeiner Kirche her die Glocke die zwanzigste Stunde an. Aus dem dreckigen Fenster neben einem wurmzerfressenen Schrank drang kein Tageslicht mehr. Als der letzte Schlag verklungen war, begannen geheimnisvolle Geräusche im Zimmer zu rumoren.
    In den Wänden säuselte es weinerlich, das Bild über dem Bett wackelte leicht, rückte auf der Stelle hin und her. Das Rohrgestell des Bettes begann zu zittern, der Bretterboden unter den Füßen vibrierte.
    Ein Geräusch wie singendes Glas schien aus der Erde zu kommen, wurde höher und höher, bis es nur mehr als Druck auf die Ohren fühlbar war.
    Die Hexe stand still. Ihr Gesicht hatte einen verklärten Ausdruck angenommen. Die Augen waren geschlossen.
    Die Perspektiven im Zimmer verschoben sich. Das hintere Ende des Bettes schien näher zu stehen als das Fußende. Die Sisalbrücke daneben erhob sich in die Luft und blieb stehen.
    Ein Flackern wie von tausend Kerzen durchzuckte das Zimmer, tauchte alles in ein gespenstisches Licht. Rasend schnell wechselten sich die Eindrücke von Hitze und Kälte ab.
    Roland fühlte sich kurz vom Boden hochgehoben und unsanft wieder zurückgestellt. Das Singen wurde wieder hörbar.
    Mit einemmal hörte alles auf. Das Singen brach ab, wie abgeschnitten, das Vibrieren hörte auf. Das Bild an der Wand hing wieder gerade. Die Perspektive war so, wie sie sein musste.
    In die plötzliche Stille dröhnte das spröde Pochen überlaut. Es kam aus der Erde.
    Wie von Geisterhand bewegt, rückte das große Bett zur Seite bis an die Wand mit den teilweise herunterhängenden Tapeten. Schnappend sprangen einige der Bodenbretter hoch, fielen polternd zur Seite.
    Ein Rumpf hob sich aus der Erde. Ein kopfloser Rumpf.
    Leon Dumarche, der Dämon, stieg aus seiner Grube.
    Seine klobigen Hände tasteten suchend zurück in sein Versteck. Die Rechte kam mit dem Kopf wieder. Stumpf glänzte das Weiß der Augen.
    Die Hand hatte den Kopf an den struppigen Haaren gepackt. Die Linke kam dazu. Die Hände

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