Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
stand.

    Der vierstrahlige Jet der Alitalia war mit der üblichen Verspätung von einer Viertelstunde auf der Landebahn des Frankfurter Flughafens niedergegangen. Ganz bis an das riesige Abfertigungsgebäude hatte die Maschine nicht heranrollen können. Folglich verließen die Passagiere sie nicht durch einen der praktischen Schläuche, die direkt in die B-Halle führten, sondern stiegen über die Gangway auf das Rollfeld hinab und von dort in einen bereits wartenden Bus. Das Fahrzeug brachte sie in zügiger Fahrt zur Zollabfertigung und Paßkontrolle.
    Die ganze Zeit über hatte Hartmut Leiding sein federleichtes Paket unter den rechten Arm geklemmt. In der Linken trug er seinen handlichen Reisekoffer. Er nahm sämtliche Ereignisse und Eindrücke mit unbewegter Miene auf. Seine Augen waren nicht glasig, hatten aber einen abwesenden Ausdruck. Dies fiel jedoch nicht weiter auf. Man konnte Leiding durchaus für einen vielbeschäftigten, ständig in Gedanken kalkulierenden und Pläne aufstellenden Handlungsreisenden halten. Wer kam schon auf die Idee, daß er hypnotisiert worden war? Seine Gesten hatten etwas Stereotypes und manchmal fast Gravitätisches an sich. Auf Fragen antwortete er korrekt, sachlich, jedoch nicht unfreundlich. So auch am Zoll.
    „Haben Sie etwas zu deklarieren?"
    „Nein. Nichts."
    „Sie haben nur Handgepäck?"
    „Nur Handgepäck."
    „Öffnen Sie, bitte!"
    Leiding ließ die beiden Stahlschlösser seines Köfferchens aufschnappen. Der Beamte wühlte routiniert, aber ziemlich interesselos zwischen Wäschestücken und Schnellheftern herum, dann gab er das Zeichen, den Koffer wieder zu schließen. Der untersetzte Mann schälte die Verpackung seines leichten Mitbringsels auf und wies eine Seite des hermetischen Kreisels vor.
    „Ein Andenken", erriet der Zöllner. „Aus Rom?"
    „Von Kreta. Ich komme aus Iraklion."
    „Komisches Ding."
    Mit diesem Kommentar ließ der Beamte Leiding weitergehen. Nach der Paßkontrolle und nach dem Durchqueren der B-Halle und der A-Halle wandte sich Leidung einem der Ausgänge zu. Er setzte sich in ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse, die Dorian Hunter ihm eingeschärft hatte.
    Nicht weit von der Zielanschrift entfernt, in der Nähe des Eschersheimer Turms, passierte es. Der Chauffeur nahm eine Ampel noch bei Gelb, und von der rechten Seite kam ein klappriger Volkswagen mit Beulen und Rostflecken herangeschossen. Der Fahrer des Taxis schimpfte und trat heftig auf die Bremse. Reifen quietschten. Der Wagen drehte sich um 90 Grad.
    Hartmut Leiding saß ruhig da und stieß nicht einmal einen überraschten Ruf aus. Er verzog keine Miene; auch nicht, als sich die Schnauze des Käfer-VWs krachend in die rechte Flanke des Taxis bohrte, in die Seite, an der er im Fond saß.
    Leiding wurde nach links hinübergeworfen. Das leichte Paket, das er auf den Knien gehalten hatte, machte sich selbständig und segelte durch den Innenraum des Autos. Der Fahrer bekam es gegen den Kopf und fluchte. Häßliches Dröhnen ertönte - aber das rührte nicht von der Karambolage der Fahrzeuge her. Der hermetische Kreisel schwebte, stieß noch zweimal an und senkte sich dann wieder behutsam in Leidings Hände.
    „Haben Sie was abbekommen?" fragte der Fahrer.
    Hartmut Leiding zog ein bißchen die Brauen hoch, dann schüttelte er den Kopf.
    „Mir geht es gut."
    „So ein Glück! Na, der Kerl kann was erleben!"
    Der Chauffeur stieg aus und ließ sich auf einen erregten Disput mit dem Besitzer des klapprigen Volkswagens ein. Der Streit kulminierte in der Behauptung des Taxifahrers, der VW-Mann hätte absichtlich den Unfall inszeniert, um billig zu einem neuen Auto zu kommen, während der andere Stein und Bein schwor, daß das Taxi bei Rot über die Kreuzung gerast wäre. Beide wären handgreiflich geworden, wäre nicht eine Polizeistreife auf gekreuzt.
    Die Streithähne wurden getrennt. Kurze Zeit darauf konnte der Chauffeur seinen Fahrgast doch noch am Tempel der Magischen Bruderschaft absetzen. Am Fahrzeug war nur Blechschaden entstanden; mittels einer Brechstange war an Ort und Stelle das Blech des hinteren rechten Kotflügels so zurechtgebogen worden, daß es den Reifen nicht behinderte.
    Etwas später stand Leiding in einem schlicht eingerichteten Raum einem hageren Mann gegenüber, dessen Alter um die Fünfzig liegen mochte. Sein Äußeres und sein Auftreten wurden in der Hauptsache durch schütteres Haar, ein fein geschnittenes, ausdrucksvolles Gesicht und die recht reservierte Art

Weitere Kostenlose Bücher