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073 - Das Alraunenmädchen

073 - Das Alraunenmädchen

Titel: 073 - Das Alraunenmädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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gekennzeichnet, die er an den Tag legte.
    Hartmut Leiding wußte nicht, daß er Thomas Becker, dem Großmeister des Frankfurter Tempels der Magischen Bruderschaft, gegenüberstand. Er fragte auch nicht danach, stellte sich nicht vor, äußerte keinen Gruß oder irgendeine Höflichkeitsfloskel, hielt Becker nur das Paket entgegen und versetzte: „Das soll ich hier abliefern."
    „Ich danke Ihnen", gab Becker zurück. „Um was handelt es sich denn?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Wer schickt Sie?"
    „Herr Hunter. Ich habe den Auftrag, Ihnen dieses Paket auszuhändigen. Er gab es mir in Iraklion." Thomas Becker musterte Leiding eingehend, sah ihm in die Augen und begriff. Er faßte nach dem federleichten Paket. Leiding nickte ihm zu, drehte sich um und verließ den Tempel, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.
    Der Großmeister hielt ihn nicht auf. Er wußte, daß der Mann sich in Trance befand, daß der posthypnotische Befehl jedoch mit der Übergabe des Päckchens endete. Leiding stand nun nicht mehr unter dem Bann des Dämonenkillers. In wenigen Minuten würde er sich fragen, wo er war und was sich abgespielt hatte. Erinnern würde er sich nicht. Ihm mußten ganz einfach ein paar Stunden im Gedächtnis fehlen.

    Es war früher Abend in Frankfurt am Main, als Dorian Hunter den Tempel der Magischen Bruderschaft erreichte. Thomas Becker, Peter Plank und drei andere Brüder erwarteten ihn bereits mit fragenden Mienen. Er setzte ihnen auseinander, was sich ereignet hatte, nachdem er sich in Iraklion von Becker und Plank getrennt hatte; keine Einzelheit ließ er aus.
    Genau wie die anderen Brüder zeigte sich Thomas Becker sehr entsetzt über den Zwischenfall mit den beiden Besessenen im Lufthansa-Jet von Athen nach Frankfurt.
    „Das hätte übel ausgehen können, Dorian. Ich mache mir Vorwürfe. Es wäre doch besser gewesen, wenn wir nicht unabhängig voneinander gereist wären. Zu dritt wären wir stärker gewesen."
    Dorian schüttelte den Kopf. „Nein. Sie hätten uns dennoch überwältigt, wären wahrscheinlich mit vier oder gar fünf Mann erschienen, um uns den hermetischen Kreisel abzunehmen. Und wenn wir ihn bei uns gehabt hätten, hätten sie ihn uns abgejagt. Dann stünden wir jetzt wieder wie der Ochs vorm Berge da."
    „Ja, das stimmt", pflichtete Peter Plank ihm bei. Aufgeregt fuhr er sich mit der Rechten durch seine brandrote Mähne. „Jetzt aber besitzen wir etwas, womit wir Faust zu präziseren Angaben bringen können."
    „Noch ist das reine Vermutung", gab ein anderer Bruder zu bedenken.
    „Ich denke, wir werden etwas erreichen", erklärte der Dämonenkiller. Er nahm den nunmehr ausgepackten hermetischen Kreisel aus den Händen Beckers entgegen und hob ihn ein Stück empor. „Dieser Gegenstand steckt voller Geheimnisse und Überraschungen. Wir werden erst nach und nach ergründen, was er alles vermag."
    „Worauf warten wir?" Peter Plank trat unruhig auf. „Beginnen wir!"
    „Ja, fangen wir an", sagte nun auch Thomas Becker. „Wir haben wirklich keine Zeit zu verlieren." Die sechs Männer suchten zunächst den Vorhof auf und ließen sich vom Torhüter die Zeremoniengewänder aushändigen, die für jede Kulthandlung unerläßlich waren. Diese ärmellosen, knöchellangen Ponchos wirkten wegen ihrer grauen Färbung beinahe wie eine Gefängniskluft. Unterschiede wurden nicht, getroffen. Die Kleidung war für alle gleich, ob es sich um einen Lehrling, Theoretiker, Praktiker, Großmeister oder gar um einen Philosophen; Adepten oder Magister handelte.
    Vom Vorhof aus gelangten sie in den Meditationsraum. Der Dämonenkiller und Thomas Becker schritten an der Spitze der Gruppe, schweigend wie die anderen. Dorian trug den hermetischen Kreisel.
    Thomas Becker brach das Brot der Erkenntnis und teilte es an die anderen Brüder aus. Mit ernsten Mienen schoben sie sich die weißen, scharf gewürzten Oblaten, die die Formen von Drudenfüßen besaßen, auf die Zungen und zerkauten sie. Anschließend nahmen sie aus einem schlanken Kelch den Wein des sechsten Sinnes zu sich.
    Dann betraten sie den dritten Raum, den eigentlichen Tempel. Sogleich begaben sie sich an den runden, einbeinigen Tisch mit der gläsernen Platte. Dorian schaute sich nicht im Tempel um, denn er wußte ja, daß sich nichts verändert haben konnte.
    Zehn Meter maß der kreisrunde Raum im Durchmesser, und auf der kuppelförmigen Decke waren die zwölf Zeichen des Tierkreises und das komplette geheime Himmelsalphabet in Art von Fresken aufgemalt.

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