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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Bangalore wurde von neuen japanischen und amerikanischen Wagen geprägt, nicht von den üblichen indischen Eigenproduktionen.
    Schon an der Peripherie von Bangalore waren sie an riesigen modernen Gewerbeparks vorbeigekommen.
    »Flugzeuge, Werkzeugmaschinen und vor allem Computer werden hier produziert«, erklärte Asha Devi. »Bangalore ist wie ein Magnet für ehrgeizige junge Inder.«
    »Hoffentlich nicht auch für Ssacah-Anhänger«, seufzte Zamorra. »Jedenfalls nicht, bevor wir diesem Viren-Programmierer die Festplatte zerschmort haben…«
    »Du glaubst also wirklich, dass der Ssacah-Keim durch das Internet verbreitet werden soll?«
    »Du nicht, Asha?«
    »Ehrlich gesagt, doch. Jedenfalls inzwischen. Ein Grund mehr, dass wir uns ranhalten.«
    Mit diesen Worten stieg Asha Devi in die Bremsen. Sie hatte den Vauxhall mitten auf einer Kreuzung zum Stehen gebracht. Die anderen Verkehrsteilnehmer flippten aus.
    Der Polizist, der auf einem weiß gestrichenen Sockel den Verkehr regelte, starrte verdutzt auf Asha Devi, die sich aus dem heruntergekurbelten Seitenfenster lehnte.
    »Du da! Wie komme ich hier zur Independence Street?«, rief sie.
    »Du… du kannst doch nicht einfach die Kreuzung blockieren…«, stammelte der Ordnungshüter, der nun in Asha Devi eine Kollegin erkannte.
    »Wie bitte?«
    Der rechte Arm der Inspectorin schoss aus dem Autofenster. Sie packte den Verkehrspolizisten am Koppel, sodass er beinahe von seinem Podest gefallen wäre.
    »Wir haben hier einen dringenden Einsatz, kapiert? Und jetzt verrate mir endlich den Weg, oder ich ziehe dir die Hose runter!«
    Der Polizist stieß eine langatmige Erklärung aus, die für Zamorra und Nicole völlig unverständlich war. Doch Asha Devi schien damit etwas anfangen zu können. Jedenfalls ließ sie den Beamten los und stellte kurz die Sirene an, um sich in dem von ihr selbst angerichteten Verkehrschaos einen Weg zu bahnen.
    Der Vauxhall preschte durch einige breite Prachtstraßen. Kinos mit grellen Plakaten zeigten die neuesten Filmhits aus Bollywood. Indische Ladys in Business-Kostümen oder westlichen Minikleidchen flanierten über die Boulevards. Hier sah man nur selten eine Frau im traditionellen Sari. Und die Männer trugen ohnehin alle Geschäftsanzüge.
    Wie ein Fels aus ferner Vergangenheit ragte ein bunt geschmückter Hindu-Tempel zwischen den modernen Bauten empor.
    Asha Devi bog hinter dem sakralen Gebäude links ab. Hier wurde die Gegend Zusehens traditioneller.
    »In Indien kannst du hingehen, wo du willst«, kommentierte die Inspectorin, »unsere Vergangenheit ist immer nur einen Steinwurf entfernt.«
    Sie deutete mit dem Daumen auf einen Sadhu, einen heiligen Mann, der unweit des Tempels auf der Erde saß. Er war nackt bis auf einen winzigen Lendenschurz. Der Körper war ungewaschen und mit magischen Symbolen bemalt. Haar und Bart waren verfilzt und ungeschnitten. Der Meditierende, der sich von der Welt abgewandt hatte, war bis zum Skelett abgemagert. Seine Zunge war mit mehreren dicken Nadeln durchbohrt.
    »Nur Polizistinnen mit Haaren auf den Zähnen«, sagte Zamorra, »scheint es hier zu Lande noch nicht so viele zu geben!«
    Asha Devi schluckte trocken. Doch dann warf sie lachend den Kopf in den Nacken. »Da könntest du verdammt Recht haben, Zamorra! Ich lasse mich nicht unterbuttern - schließlich bin ich ein Liebling der Götter. Dem kühnen Kämpfer stehen die höheren Mächte bei!«
    »Behandelst du deshalb alle Menschen wie den letzten Dreck?«, fragte Nicole frech.
    Asha Devi öffnete den Mund, um eine gepfefferte Antwort zu geben. Doch dann entdeckte sie die gesuchte Adresse.
    Der Rajastan Tearoom befand sich nur wenige Häuser neben dem Hindu-Tempel. Die Polizistin parkte gegenüber, neben zwei wartenden Motorrad-Rikschas.
    Die Inspectorin rückte ihre Mütze gerade und griff zu ihrer Gebetsmühle, nachdem sie ausgestiegen war.
    »Wenn euch mein Benehmen nicht passt, dann ist das euer Problem«, sagte sie zu Zamorra und Nicole. »Ich bin jedenfalls hier, um dieser Ssacah-Spur nachzugehen!«
    Der Dämonenjäger und seine Gefährtin verzichteten auf einen Kommentar.
    Stattdessen folgten sie der Inspectorin in das Teehaus.
    Der Rajastan Tearoom war in einer merkwürdigen Mischung aus südindischen und altenglischen Elementen eingerichtet. Außer den gediegenen Sitzmöbeln wiesen gerahmte Gemälde mit Fuchsjagd-Motiven auf den britischen Einfluss hin.
    Eine solche Mixtur war Zamorra in ehemaligen Kolonien schon öfter

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