0730 - Ssacah-Virus
Sie war so nahe liegend, dass es ihm schon fast peinlich war, dass es ihm nicht früher eingefallen wahr.
Er schickte noch einen Ssacah-Virus auf die Reise. Aber diesmal infizierte er nur einen der anderen Rechner in dem großen Arbeitszimmer der Villa.
Paisa drückte die RETURN-Taste.
Dann sprang er auf, als ob er Hummeln im Hintern hätte. Händeringend tigerte er auf und ab, konnte seine Nervosität nicht mehr verbergen.
Es dauerte ein paar Minuten, bis sich etwas regte. Ein helles Zischen erfüllte plötzlich den Raum. Der Dämonenknecht schöpfte Hoffnung.
Das CD-ROM-Laufwerk eines Computers öffnete sich. Und eine Messing-Kobra streckte ihren flachen bösen Kopf hervor!
Satish Paisa ballte die Fäuste so stark, dass sich seine Fingernägel in seine Haut gruben. Er bemerkte es nicht einmal. Wilder Triumph kochte in ihm auf.
Doch nur, um im nächsten Moment abgrundtiefer Enttäuschung zu weichen.
Die Messing-Kobra schaffte es zwar, sich aus der Workstation zu schlängeln und auf dem Fußboden zu landen.
Doch dann verließen sie ihre Kräfte. Paisa konnte fühlen, wie der schwarzmagische Funke in ihr erstarb. Es war keine Energie mehr in dem unterarmlangen Metallkörper. Er war nur noch ein Stück totes Messing, nutzlos für den Kobra-Dämon Ssacah.
Paisa ließ den Kopf hängen.
In diesem Moment öffnete sich die Tür.
Bhavani kam herein. Sein Blick fiel auf die leblose Messing-Kobra.
Nun konnte Paisa sein Versagen nicht mehr verbergen. Mit knappen Sätzen berichtete er, was geschehen war.
»Aber es hat sich gezeigt, dass es grundsätzlich funktioniert!«, beharrte Paisa. »Ich muss nur den Fehler in der Programmierung ändern. Dann können wir in Sekundenbruchteilen unsere Anhängerschar weltweit vervielfachen!«
Doch während er sprach, wurde ihm klar, dass sein Kumpan ebenfalls keine guten Nachrichten hatte.
Paisa trat einen Schritt auf seinen Gastgeber zu.
»Was ist geschehen, Ramesh?«
»Sie sind hinter uns her.«
»Wer?«
»Zamorra und Duval, fürchte ich. Jedenfalls haben unsere Brüder in New Delhi sie gesichtetet. Und diese durchgeknallte Schnalle von der Demon Police ist auch mit von der Partie.«
»Asha Devi?«
Wie die meisten indischen Dämonenknechte hatte auch Paisa schon von der Polizistin gehört. Als Ssacah-Anhänger hielt er allerdings Zamorra für viel gefährlicher. Grimmig dachte der Programmierer daran, was dieser Mann aus Frankreich dem Ssacah-Kult bereits alles angetan hatte. Seine Gefährtin, Duval, war ebenfalls mit Vorsicht zu genießen. Auf ihr Konto ging schließlich der Tod des letzten Ssacah-Hohepriesters, Nick Bishop.
Und diese Asha Devi?
Nach allem, was Paisa über sie wusste, schien sie irgendwie geistesgestört zu sein. Aber das machte sie natürlich unberechenbar und somit ebenfalls gefährlich.
»Ich fürchte, dass sie auf dem Weg nach Bangalore sind«, räumte Bhavani ein.
»Wie konnte das geschehen?«
»Meine Balas haben es wohl nicht rechtzeitig geschafft, meinen ehemaligen Diener kalt zu machen«, musste Bhavani zugeben.
Paisa nickte grimmig.
Diese verdammten Gedärmekreaturen!, dachte er wütend. Hätte ich mir denken können, dass man sich auf die nicht verlassen kann! Aber Ramesh himmelt die Drecksviecher ja an wie ein verdammter Engländer sein Schoßhündchen!
»Ich habejioch ein paar von unseren alten Freunden zusammengetrommelt«, erzählte Bhavani. »Männer, die zum Teil schon mit Nick Bishop zusammen gekämpft haben. Sie kennen Zamorra. Und sie alle hassen ihn ebenso wie wir.«
Diese Ankündigung beruhigte Paisa einigermaßen. Er baute jedenfalls lieber auf andere Ssacah-Anhänger als auf diese ekelhaften Mistviecher mit ihren schwarzmagisch manipulierten Ziegengehirnen.
»Unsere Brüder halten jedenfalls die Augen auf«, fuhr Bhavani fort. »Und wenn Zamorra und die anderen in Bangalore erscheinen, werden sie einen heißen Empfang bereitet bekommen…«
***
Bangalore.
Als Zamorra und Nicole von Asha Devi in die Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka kutschiert wurden, fiel ihnen zuerst auf, was fehlte.
Die unbeschreibliche Armut nämlich, die für jeden westlichen Besucher indischer Großstädte ansonsten erst einmal ein großer Schock ist.
Natürlich gab es auch auf den Straßen Bangalores Bettler. Doch im Vergleich zu ihren Leidensgenossen in Kalkutta, Bombay oder New Delhi wirkten sie fast wohl genährt.
Auch die Ärmsten der Armen schienen an dem allgemeinen Wohlstand teilzuhaben. Der lebhafte Straßenverkehr von
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