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0730 - Ssacah-Virus

0730 - Ssacah-Virus

Titel: 0730 - Ssacah-Virus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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Mann vor dem Tempel zu fragen. Diese Sadhus sind so vertieft in ihre geistigen Welten, dass sie mit allen Göttern und Dämonen auf du und du stehen.«
    Zamorra und Nicole gingen vom Teehaus zum Tempel hinüber. Weit war es ja nicht. Auf den Gehwegen kauerten normale Bettler, wie man sie überall in Indien sieht. Straßenhändler mit Bauchläden boten ihre Waren an. Wahrsager und Astrologen stellten einen Blick in die Zukunft in Aussicht.
    Doch trotz des enormen Gedränges bewahrten alle Einheimischen einen respektvollen Abstand zu dem heiligen Mann, der auf dem Straßenpflaster hockte.
    Der Sadhu hob seinen knochigen Schädel, als Zamorra und Nicole sich ihm näherten. Wie in Trance zog er langsam die Nadeln aus seiner Zunge.
    »Hütet euch vor der Großen Schlange.«
    Zamorra war überrascht. Der Sadhu hatte ihn in bestem Oxford-Englisch angesprochen. Er bemerkte die Verblüffung des Dämonenjägers und verzog seine ausgetrockneten Lippen zu einem Grinsen.
    »Ich habe nicht immer den Weg der Entsagung gewählt. Bis zum meinem sechzigsten Lebensjahr war ich Offizier in unserer Kriegsmarine. Admiral, genauer gesagt. Doch dann hatten die Götter andere Aufgaben für mich.«
    Zamorra nickte. Es kam öfter vor, dass Männer auf dem Höhepunkt ihrer Karriere alles hinter sich ließen und ohne Geld und sogar ohne Kleidung in die innere Einsamkeit zogen, um höhere Wahrheiten zu suchen.
    Jedenfalls in Indien geschah so etwas öfter.
    »Wen meinst du mit der Großen Schlange ?«
    Darauf erwiderte der heilige Mann zunächst nichts. Er schaute Zamorra und Nicole nur gespannt an.
    »Wolltest du mir nicht eine andere Frage stellen, Fremder?«
    »Woher weißt du das?«, fragte Zamorra zurück.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich habe es in deinen Augen gelesen.«
    Der Dämonenjäger ging in die Hocke. Er zog das Dämonenmesser aus seiner Jacke und hielt es so, dass der Alte es sehen konnte.
    »Kennst du solche Waffen, hm…«
    »Nenn mich Admiral, Fremder. Meinen richtigen Namen würdest du nicht aussprechen können. Und Admiral ist es, was ich einst gewesen bin. Eine von vielen Illusionen eines unendlich langen Lebens, einer von zahllosen Wiedergeburten.«
    »Ich heiße Zamorra, Admiral. - Also, kennst du diese Art Waffe?«
    Der heilige Mann neigte langsam seinen verfilzten Schädel. Es war seltsam, dass er keine üblen Gerüche verströmte. Obwohl er sich offensichtlich seit sehr langer Zeit nicht mehr gewaschen hatte. So, als hätte er überhaupt keinen Körper, der stinken konnte.
    Aber ein feinstoffliches Wesen war er nicht. Jedenfalls ging Zamorra zunächst davon aus. Und eine schwarzmagische Ausstrahlung zeigte Merlins Stern nicht an.
    »Es ist ein Dämonendolch oder Dämonenmesser, Zamorra. Diese Waffen sind hier in Südindien recht verbreitet. Sie sind mit dem Segen von Skanda, dem Kriegsgott, versehen. Aber sie helfen nur gegen Waldkobolde und andere minder starke Verkörperungen des Bösen. - Gegen die Große Schlange wäre ein solcher Dolch so sinnlos wie eine Lebensversicherung gegen das Sterben.«
    Nicole wurde allmählich ungeduldig. »Warum sprichst du immer wieder von der Großen Schlange? Hast du Hemmungen, Ssacah beim Namen zu nennen?«
    Der Admiral lachte meckernd. Er schlug sich auf seine dürren Oberschenkel, als ob Nicole einen besonders guten Witz gemacht hätte.
    »Oh, ihr Unwissenden! Zamorra und Zamorras Gefährtin - ihr habt keine Ahnung, worum es hier geht!«
    »Ein paar Erfahrungen haben wir schon mit Ssacah gemacht«, brummte der Dämonenjäger.
    »Das mag ja sein. Ihr wisst sicher auch, dass Ssacah viele Anhänger hat, auch wenn er momentan tot sein soll. Aber… das spielt keine Rolle. Denn auch Ssacah ist nur ein Vasall.«
    »Aber er hatte einmal ganz Indien unter seiner Knute!«, rief Nicole, die nun schon fast genervt war. Die vagen Andeutungen dieses filzigen Admirals gingen ihr auf die Nerven.
    »Was ist schon Indien?«, fragte der magere alte Mann. »Ein Land, nichts weiter. Die Große Schlange ist eine allumfassende Bedrohung. Sie war bereits einmal da. Und mögen die Götter uns allen gnädig sein, wenn sie zurückkehrt !«
    »Kannst du nicht etwas deutlicher werden, Admiral?« Auch Zamorra war nun anzuhören, dass seine Geduld nicht ewig währen würde.
    »Warum sollte ich? Ich habe euch nur eine wohlmeinende Warnung zukommen lassen. Über den Rest müsst ihr euch schon selbst Gedanken machen. Diese Welt ist nicht die einzig denkbare, vergesst das nie.«
    »Besitzt du eigentlich selbst so

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