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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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ihr entfernt lag. Die Glastür stand sogar offen.
    Sie lächelte, dann konzentrierte sie sich. Doro mußte nach rechts, gab ihrem Körper den nötigen Schwung. Mit dem linken Fuß stützte sie sich auf einer Sprosse ab. Den rechten drückte sie zur Seite und machte gleichzeitig einen langen Schritt.
    Sie schaffte es. Ihr Fuß fand auf dem schmalen Balkonrand Halt. Jetzt brauchte sie nur mehr das Gitter zu überklettern, dann stand sie vor der offenen Tür.
    Ein Rollo war vorgezogen worden. Allerdings nicht bis ganz nach unten. Ein relativ großer Spalt war freigeblieben. Sie paßte hindurch, wenn sie über den Boden robbte. Zwar schabte sie mit dem Rücken über das Hindernis, so daß sich die Lamellen bewegten und gegeneinander stießen, doch der Lärm hielt sich in Grenzen. Davon wachte ein Mensch mit normalem Schlaf so leicht nicht auf.
    Vor ihr staute sich die Wärme, die Kühle der Nacht blieb zurück, als sie sich in das Zimmer schob.
    Sie hörte nichts.
    Auf dem kratzigen Teppichboden war sie lang ausgestreckt liegengeblieben.
    Kein Geräusch, bis auf ihren eigenen Atem. Doro wußte, daß sie in einem leeren Zimmer oder in einem Flur gelandet war, sonst hätte sie die Menschen gespürt.
    Es war ein Flur. Als sie sich aufrichtete, sah sie den Schatten einer Wand dicht vor sich und auch den Umriß eines leeren Blumenkübels. Das Licht, das sie schon von draußen hatte leuchten sehen, brannte rechts von ihr. Die Lampe selbst war nicht zu sehen, weil eine Flurecke sie verdeckte.
    Das war ihr Weg.
    Doro wußte es nicht, sie spürte es. Und auf ihr Gefühl konnte sie sich verlassen. Nach ihrem Erwachen war es anders geworden, viel intensiver und erlebnisreicher.
    Sie stand unter einer gewissen Spannung, und das war auch sehr genau zu riechen. Der Blütenduft, faulig und intensiv, strömte aus ihrer Kleidung hervor. Auf dem Boden lag ein schmaler, kratziger Teppich, ein langes Band, das sich auch um die Flurecke wand.
    Und dort sah sie die Türen.
    Vor der ersten blieb Doro stehen. Der Lichtschein streifte sie. Die Lampe stand auf einem kleinen Tisch mit geschwungenen. Eisenfüßen. Zwar war die Tür noch verschlossen, sie wußte trotzdem daß sich im Zimmer dahinter zumindest ein Mensch befand. Als sie ihr Ohr gegen das Holz drückte, glaubte sie, Atemgeräusche zu hören. Es war auch die Ausstrahlung eines Menschen, die sie spürte.
    Sie konnte auch nicht von der verschlossenen Tür aufgehalten werden.
    Sehr vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten. Ein leichter Schub, die Tür war offen und hatte vor allen Dingen nicht geknarrt. Sie schob sich schnell in den Raum und drückte die Tür wieder zu.
    Davor blieb sie zunächst einmal stehen.
    Ihr gegenüber stand das Doppelbett. Links von ihr schimmerte in einem blassen Grau die Scheibe eines Fensters. Ihm gegenüber stand der Schrank wie ein wuchtiger Klotz.
    Weder der Schrank noch das Fenster interessierten sie. Wichtig allein war das Bett.
    Ein von zwei Personen belegtes Bett.
    Von ihr aus gesehen auf der rechten Betthälfte lag die Frau. An der linken Seite, etwas näher, sah sie den Umriß eines Mannes, dessen Gestalt nur zur Hälfte von einem hellen Laken oder eine Decke bedeckt war. Das mußte McGrath sein.
    Daß er noch hier lebte, hatte sie auf dem Klingelschild in der Türnische gelesen.
    Die beiden Schläfer merkten nichts. Sie atmeten ruhig und regelmäßig. Doro konzentrierte sich. Sie nahm den Geruch der beiden auf. Eine Mischung aus Schweiß und dumpfer, verbrauchter Luft, denn das Fenster war geschlossen.
    Aber der Geruch wurde überlagert, denn ihr altes modriges Duftaroma war viel stärker.
    Sie schlich vor. Dabei öffnete sie den Mund und vollführte seltsame Kaubewegungen, als wollte sie die Blüten zu einem stinkenden Brei zerkauen.
    Neben dem Bett des Schläfers befand sich ein Nachttisch. Auf ihm stand neben der Lampe auch ein Telefon. Doro ging davon aus, daß sie möglicherweise beide töten mußte. Sollte die Frau erwachen, würde sie ihr keine Chance geben. Doch noch schlief sie ebenso ruhig wie ihr Mann.
    Die Blüten-Bestie lächelte widerlich. Etwas schob sich aus ihrem rechten Mundwinkel hervor, das aussah wie eine zur Seite gedrückte Zunge mit langer Spitze. Statt dessen war es der Blütenbrei, der sich wie Sirup seinen Weg gebahnt hatte.
    Ihr Plan stand fest. Sie würde diese Tat wieder etwas variieren, und sie war sicher, daß es gelang.
    Noch zwei Schritte, dann stand sie nicht nur neben dem Bett, sondern auf gleicher Höhe mit
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