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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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Trab.« Ich schaute auf die Uhr. In zwei Stunden hatten wir Mitternacht, und da wollte ich eigentlich im Bett liegen, um den Fall am nächsten Tag wieder frisch aufnehmen zu können.
    Sukos Hand lag schon auf dem Apparat, als dieser anfing zu summen. Mein Freund zuckte zusammen, denn er war in Gedanken.
    Er hob ab.
    Ich beobachtete ihn und sah, daß er grinste. »Na, was ist das denn? Der liebe Tanner.«
    Ich schaltete augenblicklich die Lautsprecher ein, um das Gespräch verfolgen zu können.
    Tanner war einer der Superpolizisten. Ein altes Rauhbein, aber mit einem weichen Kern. Er zählte zu unseren Freunden, auch wenn er sich immer aufregte, wenn er uns sah.
    Diesmal klang seine Stimme nicht poltrig, sondern gepreßt. Es hörte sich an, als hätte er Mühe, seine Tränen zu unterdrücken. »Ich habe es bei euch zu Hause versucht, hatte kein Glück und…«
    »Wir sitzen über einem Fall.«
    »Gut, Suko. Ich glaube, daß ich etwas habe, das eure Aufmerksamkeit erfordert. Ein pensionierter Kollege von uns ist umgebracht worden. Ich kannte ihn gut, man hat mich geholt, obwohl das nicht mein Bezirk ist. Wie er ums Leben kam«, Tanner holte tief Luft, »das habe ich noch nie zuvor erlebt.«
    »Wie tötete man ihn?«
    »Der Mann erstickte.«
    »Woran?«
    Tanner, der Chiefinspektor, mußte sich erst räuspern, bevor er reden konnte. »Ob ihr es glaubt oder nicht, der ehemalige Kollege ist an Blüten oder Blumen erstickt.«
    »Wie bitte?«
    »An Blüten!«
    Suko schaute mich an. Ich war leicht grau im Gesicht geworden. Das wußte ich, ohne in den Spiegel zu schauen. Ich dachte sofort an die tote Krankenschwester. Auch auf ihrem starren Körper lagen die Blüten und Blütenblätter.
    Das war die Spur!
    Ich sprang hoch, während Suko in meinem Sinne handelte. »Tanner, wir brauchen die Anschrift. Schnell!«
    »Okay.«
    Er fragte nicht, er handelte. Ich hatte bereits meine Jacke vom Haken gerissen und Suko ebenfalls.
    Ich warf ihm seine zu. »Wir fahren mit meinem Wagen«, sagte er und stürmte an mir vorbei.
    ***
    Es war ein grauenhaftes Bild, obwohl der Tote nicht mehr am Tatort lag. Die Männer hatten ihn vom Tisch weggenommen und auf den Boden gelegt und sein Gesicht von den Blüten gereinigt.
    Nicht aber den Mund.
    Er stand weit offen, wie die Öffnung eines Tunnels. Wir konnten hineinschauen und sahen diese zusammengepappte Masse, die in der Mundhöhle so dunkel wie Teer aussah. Aus dem Mund des Toten strömte ein Geruch hervor, der mich, da ich gebückt stand, besonders intensiv traf und mich gleichzeitig anwiderte.
    Es war eine Mischung aus fauligen Blumenresten und Erbrochenem. Es war furchtbar.
    Suko und Tanner sprachen flüsternd miteinander. Ich bekam mit, daß sie von einem fünfjährigen Jungen sprachen, auf den der Großvater hatte aufpassen sollen, der aber verschwunden war. Niemand wußte, wohin er gegangen war. Die schlimmsten Befürchtungen wurden ausgesprochen. Man nahm an, daß der Mörder ihn mitgenommen hatte. Seine Mutter, die später gekommen war und auch den Toten entdeckt hatte, lag bereits mit einem schweren Schock in der Klinik. Ihr Mann war bei ihr und wachte an ihrem Bett. Das alles bekam ich mit.
    »Nein«, sagte ich, wobei ich mich aufrichtete und Tanner anschaute, der auch jetzt seinen Filz trug und an einer kalten Zigarre kaute. »Es war kein Killer männlichen Geschlechts.« Ich wies auf den Toten. »Diese Tat wurde von einer zweiundzwanzigjährigen Frau begangen, die zwanzig Jahre ihres Lebens im Koma lag und nicht um eine Spur gealtert war, als sie aus diesem Zustand erwachte.«
    Tanner war baff.
    Ich hatte ihn selten sprachlos erlebt, doch diesmal fehlten ihm die Worte. »Ihr… ihr… bindet mir doch keinen Bären auf?« fragte er schließlich.
    »Nein.«
    »Das kann ich nicht nachvollziehen!« flüsterte er. »Ich glaube, da müßt ihr mir einiges erklären.«
    »Machen wir gern, allerdings später.« Ich wandte mich an Suko. »Hast du die Liste mit?«
    »Ja, und der Name Jock Greenfield steht ebenfalls darauf.«
    »Dann sind die anderen auch in Gefahr.«
    Suko nickte. »Womit sich meine Theorie wohl zu bestätigen scheint.«
    »Verdammt noch mal.« Tanner tobte beinahe. »Welche Gefahr? Welche Kollegen? Welche Theorie denn?«
    »Der Fall liegt mehr als zwanzig Jahre zurück«, erklärte ich. »Es ging damals um einen Guru namens Shagri…« Ich berichtete, was wir herausgefunden hatten, und Tanner, der alte Fuchs, zeigte, daß er ein Gedächtnis wie ein Elefant hatte, denn er
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