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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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dem Kopf des Schläfers. Unter ihren Füßen spürte sie einen Teppich, so flauschig wie ein dickes Handtuch.
    Dorothy Mainland schaute nach unten.
    Es war McGrath. Auch nach den langen Jahren erkannte sie das kantige Gesicht wieder, auch wenn er älter geworden und sein Haar sicherlich ergraut war.
    Sie nickte.
    Es war so etwas wie eine Bestätigung, ein gewisser Anfang. Sie brauchte den Mann nur auf den Rücken zu drehen, dann würde alles wie von selbst laufen.
    Wie sie diesen Hundesohn haßte. Er hatte damals die Verantwortung getragen. Er hatte auch Kugeln in den Körper des Gurus geschossen. Er würde leiden, er würde ersticken, er würde umkommen.
    Sie beugte ihren Kopf vor und bewegte auch die Hände, wollte sie geschmeidig machen und sich auf die Tat vorbereiten.
    Einen letzten Blick warf sie auf das Fenster.
    Wie ein matter Spiegel sah es aus. Nichts bewegte sich dahinter. Kein Dieb wollte einsteigen. Doro und ihre beiden Opfer waren unter sich. Und noch ein vierter Gast würde sich hinzugesellen - der Tod!
    Der Gedanke an die Bluttat vor über zwanzig Jahren hatte sie erregt. Ihr Körper sonderte einen noch stärkeren Geruch ab, den der Schlafende nicht wahrnahm.
    Sie streckte die Arme aus, schaute auf ihre Hände, die in diesem ungewissen Zwielicht fahl wie Geisterklauen schimmerten. Bald würden sie um seinen Hals liegen und zudrücken.
    Für einen Moment verzerrte sich ihr Gesicht, als wäre es eine in ein Irrlicht getauchte Fratze. Die Augen glühten auf, aber es war nicht Doros Blick, der sich darin abmalte, sondern der eines längst Verstorbenen, dessen Körper nur mehr aus Asche bestand.
    Sie packte zu!
    Schnell wie eine Schlange, und ihre Hände reagierten wie zwei Zwingen, die von beiden Seiten durch Schrauben verengt werden konnten. Dabei drehte Doro den Kopf des Schlafenden so herum, daß sie direkt in sein Gesicht starren konnte.
    Sie wollte sehen, wie er litt, sie wollte ihm noch sagen, was er damals getan hatte, ihm die Anklage ins Gesicht keuchen und ihn dann mit einem dicken Schleim aus Blüten ersticken.
    McGrath erwachte!
    Es war anders als sonst. Es war das blitzschnelle Hervorholen aus einem bestimmten Zustand, hinein in einen anderen. Es war gleichzeitig das Hereinreißen in die Welt des Schreckens und der Wehrlosigkeit, das sekündliche Erfassen, plötzlich nicht mehr atmen zu können und dann die grelle Panik zu spüren.
    Er versuchte zu schreien.
    Es wurde ein Röcheln.
    Er riß die Augen auf. Er sah das häßliche Gesicht der jungen Frau und den wilden Glanz in ihren Augen.
    Die Natur kannte kein Pardon, und McGrath begriff plötzlich, in welch einer Lage er sich befand.
    Panik und Entsetzen strahlten in seinen Augen. Er wollte sich bewegen, aber diese Person fiel schräg auf seinen Körper und schaffte es zudem, seine Arme festzunageln, so daß er sie nicht mehr bewegen konnte. Sie sah so zart aus, aber sie kam ihm schwer wie ein dicker Felsblock vor.
    »Tod! Tod!« keuchte sie ihm entgegen, ließ ihren Mund offen, damit die dunkle Flüssigkeit hervorquellen konnte wie ein Strom. Gleichzeitig nahm die Haut wieder die Dünne von Papier an, und die Skelettfratze schimmerte dahinter so kalt wie Gletschereis.
    Aus dem Mund floß der Strom. Er hatte keinen Halt mehr, er klatschte in das Gesicht des Mannes, rann über seine Nase hinweg, verteilte sich an den Wangen und auf den Lippen, so daß er den Mann dazu zwang, ihn wieder auszuspucken.
    »Bald bist auch du tot!« Doro drückte wieder zu, als wollte sie den Mann in die Matratze hineinpressen.
    In diesem Augenblick schlug das Telefon an!
    ***
    Es war wie ein schriller, ein irrer Schrei, der die relative Stille unterbrach und beide überraschte.
    Nein, noch eine dritte. Die Frau im Nebenbett, die bisher ruhig geschlafen hatte, wachte auf. Betty McGrath kannte dieses Geräusch noch von früher her. Wie oft hatte in der Nacht das verdammte Telefon geklingelt. Es waren immer böse Nachrichten gewesen, und sie war bei jeden ersten Schrillen schon hochgezuckt.
    Dieser Automatismus war auch nach der Pensionierung ihres Mannes nicht verschwunden, so daß Betty nicht nur aufwachte, sondern sich auch aufsetzte.
    Sie schaute nach rechts.
    Sie begriff nichts. Sie sah zwei Gestalten und hörte das abermalige Klingeln des Apparats.
    McGrath war ein alter Fuchs. Er hatte noch nichts verlernt, und auch damals hatte er zu den Männern mit einer hervorragenden Reaktionsfähigkeit gehört.
    Wie auch jetzt.
    Er sah die Chance, er wußte nicht, wer
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