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0731 - Seelen-Tränen

0731 - Seelen-Tränen

Titel: 0731 - Seelen-Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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mindestens fünf Caltaren. Es war später Nachmittag, und die Caltaren trieben sie vor sich her wie Jäger ein Stück Wild. Sie führten einige caltarische Lasttiere mit sich, die in Größe und Aussehen entfernt an Esel erinnerten. Auf diesen Lasttieren nahm seltsamerweise niemand von ihnen Platz.
    Zamorra war in derselben Sekunde aus der Bewusstlosigkeit erwacht, in der An'toarn Teris Gedanken anzapfen wollte. Die Silbermond-Druidin hatte sich nach Kräften gegen diese geistige Vergewaltigung gewehrt. Das machte Eindruck. Keiner der Caltaren versuchte so etwas ein zweites Mal. Sie hatten gewartet bis es Zamorra wieder etwas besser ging, dann zwangen sie ihre beiden Gefangenen, mitzukommen.
    Außer einer Beule hatte Zamorra keine Blessuren davongetragen. Zu seiner Überraschung konnte er sich ohne Schwierigkeiten mit den Caltaren verständigen. Sie teilten ihm mit, dass er und Teri ihre Gefangenen seien und sie begleiten sollten.
    Wohin sie wollten, sagten sie nicht. Zwar fiel öfters der Begriff D'Halas Seelen-Tränen, aber darunter konnten sich weder Zamorra noch Teri etwas vorstellen. Wer der oder diese D'Hala sein sollte und was überhaupt Seelen-Tränen waren, konnten sie nur erraten. Die Caltaren erklärten nichts zu diesen exotischen Begriffen.
    Sie schienen sich sehr sicher zu fühlen. Sie hatten ihren Gefangenen noch nicht einmal Handfesseln angelegt. Auf eine entsprechende Frage von Zamorra hatte Horan auf sein breites Lederarmband gezeigt. Darauf waren Figuren aufgestickt, die im Sonnenlicht tanzten. Als Horan mit der anderen Hand Schatten spendete, blieben die gestickten Figuren stehen. Im gleichen Augenblick verspürte Zamorra einen Stich in der Lunge. Er zuckte zusammen und schnappte nach Atem. Horan ließ wieder Sonne auf das Armband und die gestickten Figuren tanzten weiter. Auf ein Fingerschnippen von Horan hin wurde das Gesicht einer der Figuren größer gezoomt.
    Zamorra erschrak.
    Er sah sein eigenes Gesicht!
    Anders wie bei einem Voodoo-Zauber und doch ähnlich?, durchfuhr es ihn.
    »Beeindruckend, mein Freund«, keuchte er.
    »Nicht wahr?«, sagte Horan. Der Caltar fragte sich verblüfft, wie es sein konnte, dass ihn der Mensch verstand. Zamorra selbst wusste, das er sich in den meisten irdischen Sprachen verständlich machen konnte. Das dies auch im caltarischen Idiom klappte, wunderte ihn.
    »Und das geht nur bei mir?«, stellte Zamorra eine Frage.
    Horan grinste breit als Antwort. Mit dem rechten Zeigefinger zog er einen Kreis, der die kleine Gruppe umfasste. Dann deutete er auf seinen Kopf.
    Das soll wohl bedeuten, dass er alle hier auf diese hinterhältige Art und Weise beeinflussen kann? Na prima!
    »Was hat es überhaupt mit D'Halas Tränen auf sich?« Zamorra stellte die Frage nur, um Horan aus der Reserve zu locken.
    Der Caltar, fast so groß wie Zamorra selbst, hielt inne. Er schlug Zamorra gegen die Brust und fauchte: »Wir haben sie versteckt, Mensch! D'Halas Seelen-Tränen sind unbezahlbar. Sie sind der größte Schatz von K'oandar…«
    K'oandar hieß die Heimatwelt der Caltaren, das wusste Zamorra durch Merlin. Alles andere war ihm so unklar wie ein Buch mit sieben Siegeln.
    »Moment«, versuchte er Horan zu beruhigen, »ich habe diesen Begriff einige Male von euch gehört und kann damit nichts anfangen.«
    »Das brauchst du auch nicht«, antwortete Horan und winkte ab. »Zumindest nicht, bis wir die Transportblumen erreicht haben.«
    Transportblumen? Sollte Horan eine Abart der Regenbogenblumen meinen?
    »Und wo habt ihr euren Schatz versteckt?« Zamorra fragte geradeheraus. »In einer Höhle, die von dunkelgrauer, dunkelbrauner und schwarzer Farbe erfüllt ist?«
    Es war ein Schuss ins Blaue gewesen, Zamorra hatte seine Frage noch nicht einmal ernst gemeint. Horans Reaktion darauf erschreckte ihn.
    Der Caltar fletschte die Zähne. Seine Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen. Er ballte die Hände zu Fäusten.
    »Woher weißt du das?«, brüllte er und schlug auf Zamorra ein. Dieser trat zwei Schritte zurück und hob abwehrend die Hände.
    »Ich habe es nur geraten«, sagte er, doch Horan glaubte ihm nicht.
    »Wenn du das nur einer Seele verrätst, dann bringe ich dich um!«, knurrte er.
    Er beeinflusste sein breites Lederarmband ein zweites Mal. Die magischen Stickereien verhielten in der Bewegung und schienen zu sterben.
    Und Zamorra glaubte, ihm würde die Lunge auseinandergerissen.
    ***
    Zur gleichen Zeit auf einer weit entfernten Welt namens K'oandar:
    Die Augen

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