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0731 - Seelen-Tränen

0731 - Seelen-Tränen

Titel: 0731 - Seelen-Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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entfachen.
    Wassili knetete seine wettergegerbten Hände. Er wusste mit einem Mal nicht mehr, das er aufs Feld hinausgehen wollte.
    Er wusste auch nicht mehr, dass er sich dort mit seinem Sohn Alexej treffen wollte.
    Er wusste nur, dass er hinaus in den großen Wald musste. Von dort her würden Feinde kommen, die es abzuwehren galt. Feinde, die ihm den Lebensraum rauben wollten und seine Freiheit.
    Nein, er musste hinaus und gegen diesen Gegner vorgehen.
    Er fragte nicht, woher er von diesen Féinden wusste.
    Er war einer derjenigen, die von dem Mann mit den grünen Augen beeinflusst wurden. Luc hatte ihnen eingeflüstert, dass Angreifer auf ihr kleines Dörfchen zukamen, um alle dort lebenden Menschen zu vertreiben. Er hatte sein Vorhaben dermaßen geschickt eingefädelt, dass sich keiner der Bauern Gedanken darüber machte, woher dieses Wissen kam.
    Wassili sah Galina an, seine Ehefrau, die neben ihm lief und einen langen, knorrigen Knüppel in ihren zierlichen Händen trug. Sie redeten kein Wort miteinander, trotzdem wussten beide vom Ziel des anderen.
    Hinaus in den Wald, dem nächsten Berg entgegen.
    Dort befand sich der Feind.
    Dort galt es, ihn zu stellen.
    Sie besaßen sogar ein geistiges Abbild des Gegners. Luc hatte es während der Illusion in ihnen verankert. Er hatte ihnen auch klar gemacht, dass sie den Feind nur abwehren sollten.
    Sie sollten sich nur mit den Werkzeugen wehren.
    Kein Feind sollte getötet werden.
    Das wollte Luc nicht!
    Galina und Vassili gingen dem Gegner entgegen. Ihre Mitbewohner folgten einer nach dem anderen. Nur die Kinder blieben mit der Baba, der Großmutter, zusammen im Bauernhaus.
    Der Wind wurde noch stärker. Er wirbelte den Staub auf den holprigen Straßen hoch. Die Menschen wurden davon umhüllt. Es wurde so schlimm, dass man die Schlaglöcher fast nicht mehr sehen konnte.
    ***
    Auch hier, nur wenige Kilometer Luftlinie von Wassilis Hof entfernt, war das kommende Unwetter zu spüren.
    Teri Rheken hob den Kopf an und schnüffelte. Manchmal konnte sie bei einem Gewitter Regen riechen oder auch Schnee. Hier jedoch versagten ihre Geruchsnerven. Sie roch etwas völlig fremdes.
    Sie wusste nur, was sie roch, war gefährlich und unnatürlich!
    Zamorra ging zusammen mit dem Anführer Horan etwa zwanzig Meter vor ihr. Die beiden schienen eine Auseinandersetzung zu haben. Zamorra krümmte sich zusammen, als hätte er starke Schmerzen.
    Teri blickte die Caltaren rechts und links von sich an. Die beiden umfassten ihre Speere fester, die Spitzen ruckten auf die Silbermond-Druidin zu.
    Hoppla, werden die Brüder jetzt aggressiv?, dachte Teri. Die haben uns doch bis jetzt in Ruhe gelassen.
    Die Caltaren schlossen zu ihrem Anführer auf. Zamorra schien sich wieder erholt zu haben. Horan drehte sich zu Teri um.
    »Damit auch du Gehorsam lernst«, knurrte er und nahm eine Manipulation an seinem breiten Lederarmband vor.
    Ehe Teri wusste, wie ihr geschah, krümmte sie sich zusammen. Sie glaubte, ihre Lunge müsste zerplatzen.
    Sie lag am Boden und schnappte nach Atem, als sie wieder in die Wirklichkeit fand.
    Zamorra stand neben Horan und redete erregt auf ihn ein.
    Der Anführer der Caltaren grinste nur. Ob aus Arroganz oder Unsicherheit, konnte Teri nicht sagen. Sie wusste nur, dass sie den Willen hatte, diesem Kerl den Hals umzudrehen. Und in diesem Augenblick nahm sie sich das auch fest vor.
    Teri stand langsam auf. Sie fixierte ihre Umgebung. Am liebsten wäre sie mit einem zeitlosen Sprung verschwunden.
    Horan schien zu spüren, was seine Gefangene dachte.
    »An eurer Stelle würde ich weiterhin brav bleiben«, drohte er. »Ich habe einige Parafallen ausgesetzt, die in weitem Umkreis über uns wachen.«
    Er schaute Teri und Zamorra an. Seine Blicke waren wie ein unangenehmer Druck, dem man sich entziehen musste.
    »Ich weiß, dass ihr magische Kräfte habt«, fuhr der Caltar fort. »Das habe ich schon vom ersten Augenblick an gespürt. Außerdem hätte die Parafalle sonst nicht auf euch reagiert. Die zerstörte Parafalle…«
    Horan machte eine Pause. Sein Blick fiel auf diese Parafalle. Die Caltaren hatten sie extra mitgenommen, wahrscheinlich, um sie zu reparieren.
    »Das hättet ihr nicht machen sollen, wirklich nicht«, sprach der Anführer weiter. »Ihr wisst nicht, was ihr damit angestellt habt. Ich hoffe, das noch etwas von ihr lebt…«
    »Lebt?«, fragte Teri fassungslos. Als ob das ein lebendiges Wesen wäre…
    Aber hatte sie nicht selbst behauptet, dass die Parafalle

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