0731 - Seelen-Tränen
Angst.«
»Du hast Recht, wenn du Angst bekommst«, meinte Kroan. Sein Gesicht wirkte im Leuchten des Schutzfeldes wie aus Stein gemeißelt.
Er umfasste sein Lederband mit der anderen Hand. Dann schloß er die Augen.
Teri spürte, was Kroan vorhatte. Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. Falls es notwendig werden sollte, würde sie eine geistige Verbindung mit ihm eingehen.
Zamorra blieb nichts anderes übrig, als zu warten.
Nach wenigen Minuten fragte er leise: »Wo bleibt An'dean?«
Kroan öffnete wieder die Augen. Er war verwirrt. Der Gesichtslose hätte schon längst wieder hier sein müssen.
Teri blickte Zamorra böse an. Der Professor hatte Kroans Konzentration gestört. Wer wusste, wann er wieder so weit war, wie eben?
Sie versuchte, telepathisch Verbindung zu der zurückgelassenen Caltarengruppe aufzunehmen. Sie vernahm starke Hassimpulse.
Was kann dort geschehen sein?, dachte sie erschrocken.
»Ich springe mal zu den anderen«, sagte sie.
»Das halte ich für keine gute Idee«, widersprach Zamorra.
»Und weshalb nicht? Schließlich müssten die beiden längst wieder hier sein«, gab Teri zu bedenken.
Kroan war wieder in Trance versunken. Er versuchte, die Parafallen in seinem Sinn zu beeinflussen.
Da erschien An'dean mit Horan wie aus dem Nichts.
***
In der Gegenwart, auf Caermardhin, der unsichtbaren Burg von Merlin
Der Zauberer und sein dunkler Bruder hatten eine Sichtverbindung geschaffen, mittels der sie immer nur für wenige Augenblicke sehen konnten, was Teri Rheken und Zamorra passierte.
»Das sieht schlecht aus«, kommentierte Asmodis die letzten Ereignisse. »Ich nehme an, du hast dir das anders vorgestellt.«
Merlin, der »König der Druiden«, strich sich über den langen weißen Bart. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf.
»Nein, so hatte ich es wirklich nicht geplant«, antwortete er.
»Wir müssen ihnen helfen«, verlangte Asmodis. »Alleine schaffen sie es nicht, die magische Ausstrahlung zu neutralisieren.«
Merlin nickte schwer. »Das ist die einzige Hilfe, die wir ihnen zuteil werden lassen… dürfen.«
Asmodis lächelte wieder auf die zweideutige Weise, die alle an ihm hassten und fürchteten.
»Wenn ich nur wüsste, welchen Narren du an diesen Seelen-Tränen gefressen hast, dann könnte ich meine Anstrenungen verstärken.«
»Lasse dich doch überraschen. So, wie viele andere Leute auch überrascht sein werden… Bald schon…«
Und ein wissendes Lächeln spielte um die Lippen des Alten.
»Manchmal kommt es mir vor, als wäre nicht ich der dunkle Bruder, sondern du«, beschwerte sich Asmodis.
»Wer weiß…«
***
Der Gesichtslose blutete aus mehreren notdürftig verbundenen Wunden. Horan sah nicht viel besser aus. Er blickte Kroan wütend an und begann mit einer Hasstirade gegen seinen Bruder.
Kroan unterbrach den Monolog mit einer Handbewegung.
»Bruder, ich brauche dich.«
»Das kann nicht dein Ernst sein!«
»Mir war noch nie etwas so Ernst!«, behauptete Kroan.
Horan atmete hörbar tief ein und aus. Der Befehl seines Bruders schien etwas unvorstellbares für ihn zu sein.
»Du brauchst mich, damit du mich Seanzaara ausliefern kannst«, brüllte er. »Aber da mache ich nicht mit!«
Kroan sah seinem Zwilling tief in die Augen.
»Doch, du wirst mitmachen. Weil du musst.«
»Wer sagt das?«
»Ich!«
Horan überlegte kurz. Dann ruckte sein Kopf hoch und er funkelte Kroan an.
»Ich mache mit - aber nur unter einer Bedingung…«
»Du hast keine Bedingungen zu stellen, Bruder!«, versuchte Kroan ihm klarzumachen.
»Eine Bedingung«, beharrte Horan auf seiner Forderung.
Kroan atmete tief ein. Zwischen den Zwillingen schienen Blitze hin und her zu fliegen.
»Welche Bedingung?«, fragte Kroan, obwohl er die Antwort schon wusste.
»Ihr nehmt mich nicht mit nach K'oandar«, forderte Horan.
Die Augen wollten Kroan schier aus den Höhlen treten.
»Das wagst du, von mir zu fordern?«, brüllte er, außer sich vor Zorn.
»Das wage ich zu fordern«, bestätigte der verletzte Gefangene kühl.
»Wir werden sehen«, versuchte Kroan auf Zeit zu spielen.
»Nein! Du nimmst mich nicht mit.«
»Also gut.« Scheinbar stimmte Kroan zu. In seinem Gesicht war jedoch deutlich abzulesen, dass er sich nicht an die Vereinbarung halten wollte.
Teri hatte sich mittlerweile um An’dean gekümmert. Seine Wunden waren nicht tief, bedurften aber trotzdem der Pflege.
»Wie konnte das geschehen?«, wollte sie von dem Gesichtslosen wissen.
»Die
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