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0731 - Seelen-Tränen

0731 - Seelen-Tränen

Titel: 0731 - Seelen-Tränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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werden konnte. Und natürlich konnte man auch Gespräche mit normalen externen Geräten führen.
    Der Anschluss, den Nicole anwählte, gehörte zu einer Kneipe, die »Zum Teufel« genannt wurde.
    ***
    In besagter Kneipe »Zum Teufel« war ebensolcher los. Die nach ihrer eigenen Meinung wichtigsten Bewohner des Dorfes hatte sich zum mittäglichen Umtrunk versammelt. Zamorra saß mit einigen Bekannten am für ihn und seine Freunde reservierten Stammtisch, dem sogenannten Montagne-Tisch.
    Er war gerade von Cola auf Wein umgestiegen und nahm sich vor, Butler William zu benachrichtigen, dass dieser ihn später abholen sollte.
    Oder besser noch Nicole. Das war für ihn die schönere Variante.
    Aber das hatte noch Zeit. Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Mitzecher.
    Mostache, der Wirt, war stinksauer.
    »Das machst du sofort wieder weg!«, raunzte er Charles an. »Du spinnst doch gewaltig!«
    Charles, der Dorfschmied, grinste nur über Mostaches Zorn. »Ich weiß gar nicht, was du hast«, sagte er unschuldig. »Das Dings steht ihm doch…«
    »Du stehst auch gleich, aber in der horizontalen!«
    »Häh? Wie is'n das möglich?« Gérard Fronton, ehemaliger Fremdenlegionär mit dem Spitznamen ›Malteser-Joe‹, war verblüfft. »Entweder er steht oder er liegt.«
    »Das ist mir doch scheiß…«, fuhr Mostache auf.
    »Mein Sohn, du sollst nicht fluchen!«, unterbrach ihn Pater Ralph, der Dorfgeistliche, der wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Hauptdarsteller der Fernsehreihe ›Dornenvögel‹ von den Leuten im Dorf des öfteren ›Ralph de Bricassart‹ genannt wurde.
    »…egal«, vollendete der Wirt seinen Satz. Er blickte den Pater böse an, als trüge der die Schuld an seinem Zorn.
    »Also ich finde, dass der Teufel jetzt wirklich gut aussieht«, verteidigte Charles sein Kunstwerk. »Viel besser als vorher.«
    »Aber ich nicht!«, brüllte Mostache aufgebracht. »Ich verstehe einen Scherz, aber das geht mir zu weit.«
    Zamorra hielt sich mit Kommentaren zurück. Stattdessen beobachtete er die Reaktionen der Versammelten und amüsierte sich darüber.
    »Mein Sohn…«, begann Pater Ralph ein zweites Mal, »das ist doch wirklich nichts, worüber man sich aufregen müsste.«
    Mostache zog die Augenbrauen hoch und sah den Geistlichen wütend an.
    »Ich rege mich aber darüber auf, weil ich mich aufregen will! Verdammt noch mal!« Er schlug mit der Hand auf den Tisch, das die Gläser in die Höhe sprangen.
    »Du hast schon wieder geflucht«, hielt ihm Pater Ralph vor. Einige der Versammelten beeilten sich zu nicken - nur um Mostache zu ärgern.
    »Na und!«, lautete Mostaches Antwort. »Wenn man noch nicht einmal in einem Etablissement«, und dieses Wort sprach er sehr langsam und betont aus, »das den schönen Namen ›Zum Teufel‹ trägt, fluchen darf - wo dann?«
    Der Geistliche war geschockt über die Reaktion des Wirtes.
    Zamorra schüttelte den Kopf. Langsam wurde es Zeit einzugreifen, bevor sich Mostache, Charles und Ralph heillos zerstritten.
    »Wenn ich euren Streit richtig verstanden habe, geht es um die Nasenbekleidung des Schoßtierchens unserer Lieblingsgaststätte«, mischte er sich in das Gespräch ein.
    »Nasenbekleidung sagst du? Einen Skandal nenne ich das!«, ereiferte sich Mostache. Er zeigte auf den Corpus delicti.
    Charles hatte dem holzgeschnitzten Teufelskopf über der Eingangstür einen rotbemalten Nasenkneifer aus Blech verpasst. Mostache war ihm deswegen böse und verlangte, das der Schmied sein Schandwerk entfernen sollte, aber dieser wehrte sich dagegen mit der Begründung, das »der Kerl jetzt doch viel sympathischer aussieht«. Und Pater Ralph versuchte, in seiner manchmal linkischen Art, beide zu versöhnen. Was Mostache aber nur noch zorniger machte.
    »Nasenbekleidung! Schoßtierchen! Du steckst doch mit den beiden hinter einer Decke«, fauchte er.
    »Unter einer Decke«, verbesserte ihn Zamorra.
    »Meinetwegen auch das.«
    »Und«, wollte Zamorra wissen, »was nun?«
    »Wegmachen«, befahl der Wirt. »Ich weiß schließlich, weshalb er das gemacht hat…«
    »Ach, und weshalb?« Man konnte nicht behaupten, dass der Pater neugierig war - höchstens interessiert.
    »Ich habe doch gehört, wie er auf Malteser-Joe eingeredet hat, bevor die beiden hereingekommen sind. Schließlich sind die Fenster geöffnet…«
    »Und was war das?« Diese Frage stellte Jean-Claude, der Posthalter.
    »Was das war?« Mostache schnaubte tief durch. »Der will, dass er bei Regen sauber

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