0734 - Jagd auf 'Bigfoot'
Notizbuch. Sorgfältig schrieb er in seiner Kinderschrift alles mit, was die Frau nun berichtete.
»Ich heiße Kate Holloway. Ich… wir waren im Urlaub. Johnny und ich. Das ist… war mein Freund. Johnny Bridges.«
Das muss der Typ sein, der bei dem Unfall den Löffel abgegeben hat, dachte der Sheriff.
»Wir hatten uns eine Blockhütte in der Nähe von Horse Head gemietet«, fuhr die junge Frau mit einer fast teilnahmslosen Stimme fort. »Die Benutzung des Motorschlittens ist im Preis inbegriffen. Wir haben damit die Umgebung erkundet.«
Butterworth ächzte unwillkürlich, denn er ging nun einer für ihn ungewohnten Tätigkeit nach. Er überlegte angestrengt. Endlich ließ er Kate Holloway an seinen Reflexionen teilhaben.
»Hören Sie, Miss Holloway. Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber… Sie und Ihr Freund, Sie sind doch echte Stadtmenschen. Und für Leute wie euch sieht hier draußen in den Rockies alles gleich aus. Was ich sagen will: Haben Sie sich nicht tierisch verfranzt mit dem Motorschlitten?«
Die Frau in dem Krankenbett schüttelte langsam den Kopf.
»Überhaupt nicht, Sheriff. Ich war früher bei den Girl Scouts, auch wenn man es mir nicht ansieht. Und Johnny war ein paar Jahre in der Army. Das hat ihm aber nichts genützt, als… als…«
»Was genau ist passiert, Lady? Ich muss es wissen!«
Butterworth war so stumpf, dass er nicht bemerkte, wie bleich Kate Holloway geworden war. Die junge Frau presste ihre Fäuste gegen die Schläfen.
»Da war etwas… Der Motorschlitten… Ich kann nicht…«
Der Sternträger beugte sich vor. Er hakte die Daumen in seinen Gürtel.
»Wenn Sie nicht mit dem Gesetz Zusammenarbeiten wollen, dann wird das Gesetz Ihnen aber gewaltigen Ärger machen, Sie…«
»Schluss damit!«
Die beiden Worte kamen wie ein Peitschenschlag.
Butterworth fuhr herum. Er hatte nicht bemerkt, dass sich die Zimmertür hinter ihm lautlos geöffnet hatte. Die Indianerin in der Krankenhauskluft stand nun in der offenen Tür. Im Gegensatz zu vorhin wirkte sie allerdings nicht furchtsam. Sondern sehr zornig. Zornig auf Butterworth.
»Lassen Sie die Frau in Ruhe! Merken Sie nicht, dass sie dieses Verhör quält?«
Ich lasse mir von einer dreckigen Squaw doch nicht sagen, was ich zu tun habe!
Diesen Satz formulierte Butterworth in seinem Bewusstsein. Doch bevor er ihn aussprechen konnte, hatten unsichtbare Fäuste seine Kehle gepackt!
Der Sheriff keuchte. Was geschah mit ihm? Eine unsichtbare Macht hob ihn ein Stückchen vom Fußboden hoch. Die indianische Krankenschwester konnte es nicht sein. Sie stand immer noch neben der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. Und diese Kate Holloway lag weiterhin im Bett und bekam vor Staunen den Mund nicht zu.
Auch Butterworth hatte seine Futterluke weit geöffnet. Allerdings nicht vor Verblüffung, sondern wegen Sauerstoffmangels. Die würgenden Fäuste waren so stark, dass er von ihnen geschüttelt wurde wie eine Puppe. Doch das Unheimlichste war, dass er sie nicht sehen konnte!
Was ging hier vor?
Kate Holloway musste mitansehen, wie der zappelnde Gesetzeshüter ohne erkennbaren Grund einige Inches weit über dem Fußboden in der Luft hing. Die Indianerin schritt gelassen an ihm vorbei auf die Patientin zu.
»Was geschieht hier?«, fragte Kate.
»Ich kann die Geister meiner Vorfahren rufen, wenn ich Hilfe brauche. Und das hier ist so ein Fall. Haben Sie keine Angst. Es wird Ihnen nichts geschehen.« Dann wandte sich die Indianerin über die Schulter hinweg an Butterworth, dessen Gesicht inzwischen die Farbe einer reifen Tomate angenommen hatte. »Wenn Sie erfahren, was die Frau in den Bergen gesehen hat - werden Sie sie dann in Ruhe lassen?«
»Jaaaaaa…«, röchelte Butterworth. Er hatte es inzwischen sogar geschafft, seinen Colt zu ziehen. Aber sollte er vielleicht auf die unsichtbaren Eisenfäuste schießen, die sich immer noch in seine Gurgel krallten?
»Dann hören Sie jetzt genau zu!«
Die Indianerin schaute wieder Kate Holloway an. Die Krankenschwester stieß einige Worte in einer unbekannten Sprache aus und machte einige seltsame Handbewegungen.
Daraufhin fiel Kate in Trance.
»Was ist passiert, dort draußen in den Bergen?«
Als Kate auf die Frage antwortete, war ihre Stimme leicht verwaschen und träumerisch. Trotzdem konnte man ihre Worte genau verstehen.
»Wir sind über einen Bergrücken gefahren, Johnny und ich. Mit dem Motorschlitten. Plötzlich tauchte dieser Mann vor uns auf.«
»Was für ein Mann?«,
Weitere Kostenlose Bücher