0734 - Operation Gehirnwäsche
schüttelte den Kopf.
„Ich halte nicht viel davon, Ranjit", gestand sie. „Mir fehlt die Voraussetzung für eine Wildehe mit dir: Ich finde dich nicht attraktiv."- Ranjit Singh machte ein unglückliches Gesicht.
„So deutlich brauchtest du es nun auch wieder nicht zu sagen", maulte er.
Sylvia glitt von dem Kanister herunter.
„Du hast etwas Passendes gefunden?" fragte sie, jetzt völlig ernst.
Ranjit nickte.
„Ein junges Paar, vor kurzem erst zugezogen, in physischer Hingabe zueinander so verstrickt, daß man sie kaum zu sehen bekommt. Niemand weiß so recht, wie sie aussehen."
„Mein Gott... du hast herumgehorcht?"
„Nur ein paar alte Leute im Stockwerk darunter. Die Typen, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als sich nutzlose Gedanken zu machen und auf den Stummhausbescheid zu warten."
„Wie gehen wir vor?"
„Einfach. Wir besuchen sie ..."
Den Besuch machten sich noch am selben Abend. Ranjit bezog einen Späherposten und wartete, bis es im Haus still geworden war. Dann rief er Sylvia. Sie fuhren zum einund-zwanzigsten Stockwerk hinauf. Auf den Gang im westlichen Flügel des Wohnblocks mündeten die Türen von insgesamt fünfzehn Appartements. Vor einer davon blieb Ranjit stehen und betätigte den Melder.
Eine halbe Minute später drang eine mürrische Stimme aus dem Sprechgerät neben der Tür: „Was wollt ihr?"
„Wir haben ein Geschenk abzugeben", behauptete Ranjit frech.
„Ein Geschenk...?!"
Die Stimme war voller Unglauben. Geschenke gab es in den Tagen der Aphilie nicht mehr. Wer Geschenke machte, war entweder ein Emotio-Narr, oder er hatte sie nicht alle beisammen.
Das Stichwort war jedoch genau das richtige, die Wißbegierde des Mannes mit der mürrischen Stimme zu wecken. Er kam, um die Tür zu öffnen. Er war nur halb bekleidet und musterte Ranjit mit einem kurzen und abfälligen, Sylvia dagegen mit einem aufmerksamen, anerkennenden Blick.
Die Wildehe ist im Begriff, in die Brüche zu gehen, dachte Sylvia.
In diesem Augenblick handelte Ranjit. Während der Mürrische Sylvia seine Aufmerksamkeit schenkte, zog er den Schocker hervor und jagte dem Mann eine Salve mittlerer Dosis in den Leib. Sylvia sprang sofort hinzu. Gemeinsam bekamen sie den Stürzenden zu fassen und ließen ihn langsam zu Boden gleiten, so daß fast kein Geräusch entstand. Sie zerrten ihn in die Wohnung hinein und ließen die Tür sich schließen.
Aus dem Hintergrund des Appartements erklang eine weibliche Stimme: „Was ist es, Koblar ...?"
Wortlos nahm Ranjit Singh Kurs auf den Raum, aus dem die Stimme kam. Sylvia blieb zurück, um nötigenfalls den Rückzug zu decken. Ranjit verschwand durch eine offene Tür. Sylvia hörte einen halb erstickten Schrei und im selben Augenblick das kurze, bösartige Summen des Schockers. Ranjit kam wieder zum Vorschein. Er machte eine spöttische Verbeugung und sagte: „Willkommen, Sanja Fundal, in deiner neuen Wohnung. Ich, Koblar Strekh, dein Wildehepartner, begrüße dich."
Heylin Kratt war der Ansicht, daß die Dinge sich nicht so entwickelten, wie sie sich hätten entwickeln sollen. Der Spion war seinen Leuten durch die Lappen gegangen. Er hatte einen Brand inszeniert und den ganzen Wohnblock rebellisch gemacht.
Das sofort entstehende Durcheinander hatte er zur Flucht benutzt. Selbst der in der Erdgeschoßhalle aufgestellte Posten hatte ihn nicht aufhalten können.
Nicht ahnend, daß der Gesuchte längst die Flucht ergriffen hatte, waren Kratts Leute mit ihren Robotern schließlich in die Wohnung des Spions eingedrungen. Dort hatten sie den kleinen Raum gefunden, der mit technischem Gerät vollgepfropft war.
Just in dem Augenblick, als sie ihren Fund näher untersuchen wollten, war der ganze Kram explodiert. Als der Rauch sich verzog, hatten zwei Mann schwer verwundet am Boden gelegen, und ein Roboter war zerstört worden.
Von dem Spion fehlte seitdem jede Spur. Anhand der Aufzeichnung seines PIK hatte man nachträglich ermitteln können, daß er zunächst einen Rohrbahnzug in Richtung Stadtmitte genommen hatte. Noch während der Fahrt hörte sein PIK jedoch auf zu senden, und seitdem wußte niemand mehr, wohin Leven Strout sich gewandt hatte.
Deswegen meinte Heylin Kratt, die Dinge liefen nicht so, wie sie hätten laufen sollen.
Trevor Casalle dagegen blieb von derartigen Entwicklungen völlig unbeeindruckt. An der Sicherheit, mit der sein Vorgesetzter die einmal gefaßten Pläne weiterverfolgte, richtete auch Heylin Kratt sich schließlich wieder
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