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0734 - Operation Gehirnwäsche

Titel: 0734 - Operation Gehirnwäsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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angeflogen wurden. Hier ging es nicht um eine Attrappe. Hier entstand etwas Großes, Funktionsfähiges.
    Das war die Basis des ersten Berichts, den Sylvia und Ranjit an Por-ta Pato sandten. Sie bedienten sich dabei des kleinen Senders, den sie sich aus Bestandteilen, die sie an Bord des Gleiters fanden, zusammengebaut hatten. Der Bericht wurde in verschlüsselter, zerhackter und geraffter Form zunächst an ein automatisches Relais in den Bergen des Tien Shan abgestrahlt.
    Das Relais leitete ihn weiter in den unterseeischen Stützpunkt.
    Danach machten die beiden Späher sich daran, in der Stadt Unterkunft zu finden. Als Zielgebiet wählten sie den Nordostsektor von Parkutta, wo im Laufe der vergangenen Jahre eines der wenigen modernen Stadtviertel aus dem Boden gewachsen war. Erstens waren sie dort dem Projekt-Komplex am oberen Talende am nächsten, und zweitens war damit zu rechnen, daß in den modernen Wohnblocks hauptsächlich solche Menschen lebten, die aus Großstadtverhältnissen kamen und die typische Neigung der Großstädter teilten, sich um seine Nachbarn so wenig wie möglich zu kümmern.
    Solange sie ihren endgültigen Unterschlupf noch nicht gefunden hatten, ließen Sylvia und Ranjit ihre Personal-Identifizierungs-Kodegeber desaktiviert. Das war nicht risikolos: Der erste Kazwo, dem sie in die Hände liefen, würde sie festnehmen und zur Überprüfung abschleppen. Ranjit Singh gestand offen, daß er sich davor fürchtete.
     
    4.
     
    Ein wenig mühselig, Langstreckenverkehrsmittel peinlich meidend, gelangte Leven Streut im Verlauf von drei Tagen nach Chittagong am Golf von Bengalen. Die Stadt machte einen friedlichen Eindruck, soweit man unter der Herrschaft der Aphilie von Friedlichkeit überhaupt sprechen konnte. Strout stieg auf dem Dach eines Hochhauses aus der Fähre, die ihn von Dakka hereingebracht hatte. Er fuhr nach unten zur Straßenebene, sah sich um und nahm zur Kenntnis, daß es hier weniger Kazwos zu geben schien als sonstwo.
    Leven Strout bewegte sich zwei Stunden lang auf und ab durch den regen Fußgängerverkehr der Mittagszeit. Dann, als unter der drückenden Hitze des Nachmittags das Leben der Stadt eine Pause einzulegen begann, suchte er eines der öffentlichen Kommunikationszentren auf.
    Als er vor den RADA-Zellen auf und ab spazierte, fiel ihm zum erstenmal das verlotterte Individuum auf, das sich für ihn zu interessieren schien. Es handelte sich um einen Mann von etwa sechzig Jahren, europäischer Herkunft, in heruntergekommener Kleidung und offenbar seit längerer Zeit nicht mehr gewaschen.
    Solchen Gestalten begegnete man heutzutage oft. Sie waren der Abschaum der Aphilie. Als die Emotionalität sie verließ, übernahm nicht der Intellekt, sondern der Instinkt den freigewordenen Platz. Solche Menschen lebten zwischen Angst und Hunger, zwischen Nacktheit und Seuche und brachten nicht genug Verstand zusammen, um sich kraft einer zielbewußten Arbeit über Wasser zu halten. In den großen Städten lebten sie in den Elendsvierteln der Stadtkerne, einer Art neuem Ghetto, in dem Gesetz und Ordnung wenig galten.
    Leven Strout wählte eine Zelle und zog ein paar Münzmarken hervor, um den Sender damit in Betrieb zu setzen. Durch die von innen her durchsichtige Glassit-Wand sah er den Zerlumpten ein paar unschlüssige Schritte hin und her gehen, ein paar neugierige Blicke auf seine Zelle werfen und sich schließlich davonschleichen. Der kleine Platz, den die RADA-Zellen in der Form eines Hufeisens umgaben, lag leer im Glast der Sonne.
    Leven Strout entschied sich für bildlose Übertragung und wählte den Rufkode eines Kontaktmannes, der sein Versteck in Kalkutta hatte. Das Rufzeichen leuchtete auf. Nach fünfzehn Sekunden begann es zu flackern, und nach einer halben Minute erlosch es wieder. Die Verbindung war nicht zustande gekommen. In seinem Gedächtnis versuchte Leven Strout nach dem Rufkode eines anderen Kontaktmannes und erinnerte sich schließlich eines Spezialisten, der in Karatschi sein gefährliches Handwerk trieb.
    Als er sich zu wählen anschickte, fiel ein Schatten in seine Zelle. Er blickte auf und erstarrte vor Schreck. Unmittelbar vor ihm, nur durch die Glassit-Wand von ihm getrennt, stand die gelbbraun uniformierte Gestalt eines Kazwo. Ohne durch die von außen undurchsichtige Wand blicken zu können, wußte der Roboter, daß sich jemand in der Zelle befand. In durchaus menschlicher Manier hob er die rechte Hand und krümmte winkend den Zeigefinger.
    Leven Strout

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