0735 - Die Teleporter
dachte an den Tod. Dann aber war ich hier und habe zuerst nichts gemerkt. Später schon…« Er hob den rechten Arm, und seine Fingerkuppen fuhren über die beiden Zahnreihen hinweg, die aus seiner Stirn wuchsen. Qualen zeichnete dabei sein Gesicht. »Ich kann es mir nicht erklären, John. Wieso?«
Auch ich hob die Schultern. »Es ist schwer zu sagen, Mark. Ich glaube auch nicht, daß es der richtige Zeitpunkt ist, darüber zu sprechen. Ich kann zudem nicht bei dir bleiben. Aber ich werde zurückkommen, ich werde versuchen, diese Person dazu zu zwingen, daß sie dich und auch die anderen hier wieder in eine normale Form bringt. Halte noch aus, ich bitte dich, Mark!«
Der Mann streckte mir durch das Gitter seine Hände entgegen.
Ich konnte nicht anders, mußte sie einfach umfassen. Dabei hörte ich ihn weinen.
Auch mir war zum Heulen zumute. Gleichzeitig aber war der Zorn in mir hochgebrandet wie eine Flamme. Bis jetzt hatte der Mann mit dem kalten Gesicht nur mit mir gespielt, aber das würde sich ändern. Ich war davon überzeugt, daß ich ihn hier in diesem Bau finden würde. Wahrscheinlich wartete er nur darauf, daß wir uns bald gegenüberstanden. Dann würde es sich zeigen, wer die besseren Trümpfe hatte.
»Tu was, John… versuch es…«
»Versprochen!«
Olson ließ meine Hände los und zog sich wieder zurück. Er wischte über seine Augen. Dann lehnte er sich gegen die Wand und drehte seinen Kopf zur Seite, damit ich ihn nicht anschauen mußte. Er tat so, als würde er sich schämen.
Warum nur die anderen, warum nicht ich?
Es war einfach nicht zu fassen, daß ich immun gegen die Kraft sein sollte. Oder spielte doch Magie eine Rolle? Lag es daran, daß ich mein Kreuz bei mir trug?
Ich brauchte nicht mehr weit zu gehen, um das Ende des Ganges zu erreichen. Auch hier sah ich eine Tür. Sie war zwar nicht außergewöhnlich breit, sah aber sehr wuchtig aus und erinnerte mich an den Eingang zu einem Riesensafe. Wie schon bei der in meiner Zelle, gab es auch hier keine Klinke.
Ich hoffte, daß sie nach dem gleichen Prinzip funktionierte und lehnte mich gegen sie.
Pech gehabt.
Die Tür bewegte sich nicht um einen Millimeter. Sie ließ sich nicht nach außen drücken.
Olson hatte mich beobachtet. Er stand vor dem Gitter und schaute im schrägen Winkel nach rechts.
Mit zischender Stimme meldete er sich. »Jetzt sitzt die auch fest, nicht?«
»Sieht so aus.«
»Und nun?«
Ich hob die Schultern. »Es bleibt mir nichts anderes übrig, als abzuwarten, was die andere Seite vorhat.«
Der Schwede schwieg. Er verließ seinen Platz am Gitter. Ich hörte, wie er in den Hintergrund seiner Zelle schlurfte und dort anfing zu stöhnen.
Der Mann mit dem blauen Gesicht war eiskalt. Er wußte genau, wie man es schaffte, mit Menschen zu spielen. Er beherrschte zielsicher die Klaviatur der Gefühle. Zunächst hatte er mir Hoffnung eingegeben, dann hatte ich die Schocks bekommen und war eigentlich darauf eingestellt gewesen, den Gang zu verlassen.
Nichts!
Ich versuchte es trotzdem. Mit Drücken und Stoßen, aber die sehr schwere Panzertür rührte sich nicht. Da hätte ich auch versuchen können, einen Elefanten zur Seite zu schieben. Dabei wäre dann auch nichts herausgekommen.
Stellte sich die Frage, weshalb der Mann im Hintergrund so handelte? Wie sahen seine Pläne aus?
Was hatte er vor? Oder würde er mich aus diesem Gefängnis herausteleportieren, um mich woanders wieder entstehen zu lassen. Zuzutrauen war ihm dies, denn er gehörte zu den Personen, die ihre Ziele rücksichtslos durchsetzten und vor der menschlichen Existenz keinen Respekt kannten.
»Dann mußt du wohl bleiben«, nuschelte Olson.
»Es sieht so aus.«
Ein Irrtum, denn ich hörte noch im selben Augenblick ein ungewöhnliches Summen. Es klang dort auf, wo sich die Tür befand. Ich hatte den Eindruck, als wäre ein Motor in Gang gesetzt worden.
Tat sich etwas?
Sicherheitshalber trat ich einen Schritt zurück, behielt die Tür jedoch im Auge.
Sie erbebte nicht, aber sie glitt plötzlich nach außen. Der Motor mußte eine Sperre gelöst haben, und er gab ihr so die Möglichkeit, aufzuschwingen.
Ich hielt den Atem an, beobachtete die Tür. Es sah für mich so aus, als würde ein Teil der Wand verschwinden, denn plötzlich klaffte dort die Lücke.
Freie Bahn…?
»John, du kannst gehen!« Olson freute sich für mich mit. Obwohl er mit dem Sprechen Schwierigkeiten hatte, redete er weiter. »Bitte, John, bitte. Sieh zu, daß du ihn holst. Du
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