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0736 - Mosaik des Todes

0736 - Mosaik des Todes

Titel: 0736 - Mosaik des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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Angst.
    Der Meister des Übersinnlichen stutzte. Das hatte er in dieser Form noch nie an seinem Amulett erlebt. Er hakte es aus dem Schnellverschluss und hielt es mit beiden Händen gegen den Schlund.
    Der Drang zurückzugehen wurde immer stärker in ihm. Zamorra wusste, dass dieser Drang von Merlins Stern kam. Der Stern von Myrrian-ey-Llyrana sah eine große Gefahr in seinem weiteren Vorgehen und wollte ihn warnen.
    Der zerstörte Boden war ständig in Bewegung. Er wirkte wie ein Lavameer, das ohne Glut und Funken war. Und heiß war es hier unten. Zamorra hätte am liebsten die Lederjacke ausgezogen.
    Trotzdem näherte er sich dem Schlund bis auf wenige Meter. Ihm schien, als würde er ein lautes, telepathisches »Nein!«, hören.
    Im nächsten Augenblick hielt er das Amulett nicht mehr zwischen seinen Händen.
    Merlins Stern war verschwunden!
    ***
    In Schottland herrschte tiefe Nacht, als Luc Avenge aus dem Weltentor trat. Das Licht des Vollmonds ließ alles etwas unwirklich erscheinen. Erstaunt nahm Avenge zur Kenntnis, dass an der Stelle, an der er die Seelen-Tränen fand, Felsen fehlten.
    Nicht nur einige Stücke, sondern mindestens so viel wie ein Mehrfamilienhaus.
    Dieser Fund faszinierte den Reeder dermaßen, dass er den kalten Wind vom Atlantik nicht mehr spürte.
    »Wie kann das möglich sein?«, überlegte er laut.
    Trotz aller Erfahrung und der Informationen, die er unfreiwillig von den Caltaren erhalten hatte, wollte er bis jetzt nicht glauben, dass die Seelen-Tränen, das Heiligtum von K'oandar, in diesem Zustand Verderben und Vernichtung über die Erde brachten.
    Luc Avenge war ein Mensch, der seinen Vorteil suchte und sich das größte Stück des Kuchens zudachte. Er trat seinen Feinden kräftig auf die Zehen, und es machte ihm überhaupt nichts aus, wenn es seinen Gegnern schlecht erging.
    Mit Schwund muss man rechnen, lautete der altbekannte Spruch von Asmodis alias Sid Amos.
    Auch Avenge dachte so. Er war keine absolut böse Seele. Im Gegenteil, oft versuchte er Menschen, an denen ihm lag, zu erfreuen. Als er sah, dass die Informationen, die er im Jahr 1582 erhalten hatte, stimmten, erfüllte ihn Scham. Er liebte die Erde und die Natur, und dass so etwas Schönes wie diese Küste durch seine Mitschuld zerstört wurde, wollte er nicht.
    Und so etwas wollte ich auf die Erde bringen!, dachte er voll Entsetzen.
    »Nein!«, sagte er laut.
    Mit solchen Kräften wollte ich spielen? Sie wollte ich in meiner grenzenlosen Naivität bändigen?
    »Nein!«, bestätigte er noch einmal. »Das will und werde ich nicht.«
    Aber was war dieser Schmerz gewesen, den er auf K'oandar spürte?
    Ihm kam ein schrecklicher Gedanke. Sollte der Schmerz mit D'Halas Seelen-Tränen in Zusammenhang stehen? Ohne lange zu überlegen, vollführte er einen zeitlosen Sprung.
    Als er nach dem Versteck der beiden Seelen-Tränen sah, bemerkte er, dass eine fehlte.
    Eine geschwungene Schreibschrift erschien vor seinen Augen, wie ein Hologramm, das in der Luft schwebt.
    So ist es, wenn man sich in meine Angelegenheiten mischt!, stand da.
    Alle Energie schien ihn zu verlassen. Er betrachtete seine zitternden Hände. Die Beine schienen ihn nicht mehr tragen zu wollen.
    Luc Avenge musste sich auf diesen Schreck erst einmal setzen.
    »Wer kann das sein?«, fragte er sich, obwohl er die Antwort zu kennen glaubte. Er weigerte sich, an den Namen zu denken, aus Angst vor den Konsequenzen seines Handelns.
    Die Schrift verblasste, bis sie nicht mehr zu lesen war. Sekunden später erschien eine andere Schrift, ebenso geschwungen wie die erste.
    Ich habe dir noch eine Träne gelassen, damit du nicht hilflos bist. Verschwende sie nicht gedankenlos!
    Minutenlang saß er da und hielt die Hände gegen die Schläfen. Dann stand er auf, stemmte die Hände in die Seiten und schüttelte den Kopf.
    »Die Caltaren!«, stieß er hervor. »Ich muss noch einmal nach K'oandar!«
    ***
    Zamorra war dermaßen überrascht über das Verschwinden von Merlins Stern, dass er fast in den Schlund gestürzt wäre.
    »Das gibts doch nicht«, flüsterte er und stand da, wie in der Bewegung eingefroren.
    Er blickte hoch zu Teri und den Caltaren. Die Silbermond-Druidin redete kurz mit Seanzaara, dann sprang sie zu ihm herunter.
    »Was hast du angestellt?«, fragte Teri. »Wo ist dein Amulett?«
    »Eben wars noch hier«, brummte Zamorra und zeigte die leeren Handflächen. Er versuchte, das Amulett zu rufen. Normalerweise müsste er es eine Sekunde später in seiner Hand

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