0736 - Mosaik des Todes
ihrem Kennenlernen. »Wir jonglieren mit uralten Begriffen, die wir nicht mehr nachvollziehen können.«
»Mir fällt auf, dass es bei euch keine Parafallen gibt«, sagte Zamorra zu Kroan. »Bei eurem Einsatz in der Vergangenheit schwirrten ständig diese Dinger um uns herum.«
»Das sind keine Dinger!«, widersprach Seanzaara energisch. »Es sind Lebewesen von höchstem Niveau!«
Teri wurde nachdenklich. »Das haben Horan und An'dean auch behauptet«, sagte sie. »Horan war völlig entsetzt, als wir eine davon zerstört hatten, und hat gehofft, dass noch etwas darin leben würde. Kroan hat uns gegenüber von einem telepathischen Todesschrei gesprochen, den die Parafalle ausgestoßen hätte…«
»Genau das stimmt auch«, behauptete Keanor.
Mit einem Seitenblick vergewisserte sie sich bei Seanzaara, ob sie den Fremden weiter erzählen durfte. Sie wollte die Gelegenheit ergreifen, ihre Position zu verbessern. Die Hexe machte eine zustimmende Geste.
»Parafallen sind das Verbindungsstück zwischen D'Halas Seelen-Tränen und Mosaiksteinen«, erklärte Keanor. »Nur in diesem Zwischenstadium können äie zu Parafallen werden. Sie beinhalten immer noch einen Teil der Seele sowie die Magie des gestorbenen Zauberers. Sie werden nur in absoluten Ausnahmefällen als Schutztruppe gegen magische Beeinflussung eingesetzt, wie dem Einsatz auf einem fremden Planeten.«
Nun war Teri und Zamorra klar, weshalb die Caltaren so aggressiv auf die Vernichtung der Parafallen reagiert hatten.
Der Professor griff sich an die Brust, genau dort, wo Merlins Stern an der Kette hing. Das Amulett reagierte nicht. Es hätte sich bei einer schwarzmagischen Gefahr zumindest erwärmen müssen.
»Willst du es ausprobieren?«, fragte die Silbermond-Druidin.
Zamorra nickte. »Vielleicht bringt uns das einen Schritt weiter.«
Er wandte sich an Seanzaara. »Schreitet die Zerstörung schneller fort, seit ihr die Mauer der Schmerzen gebaut habt, oder konnte sie verlangsamt werden?«
Die Hexe dachte kurz nach. »In der letzten Zeit schreitet die Zerstörung schneller voran. Ich will versuchen, einen großen Teil der Mosaiksteine zu zünden, damit die frei werdende Energie der Zerstörung Einhalt gebietet.«
»Wie schätzt du die Chancen ein, dass dir das gelingt?«, fragte Zamorra.
Seanzaara schürzte die Lippen. Sie hielt ihm beide Handflächen entgegen, was auf caltarisch eine Geste der Ratlosigkeit war.
»Ich hoffe, das alles so klappt, wie ich es mir wünsche«, sagte sie tonlos.
»Hast du wenigstens schon ausprobiert, ob dein Experiment gelingen kann?«, hakte der Meister des Übersinnlichen nach.
Die Hexe zuckte zusammen. Ein wildes Feuer glomm in ihren Augen.
»Na hör mal!«, bellte sie ihn an. »Für wie dumm hältst du mich? Glaubst du im Ernst, ich würde mein halbes Leben an dieser bescheuerten Mauer bauen, wenn ich mir nicht sicher wäre, dass meine Idee funktioniert?«
Zamorra hob abwehrend die Hände.
»Es war nicht böse gemeint«, verteidigte er sich. »Aber diese Mauer ist ein Akt der Verzweiflung. Wer Verzweifelt ist, der probiert alles aus, was Aussicht auf Erfolg verspricht…«
»Schon gut.« Seanzaara winkte in menschlicher Weise ab.
»Ich besitze ein magisches Hilfsmittel«, erklärte Zamorra. »Und ich würde gerne dieses riesige Loch…«
»Wir nennen es den Schlund, denn er droht, uns durch seine Gefräßigkeit alle zu verschlingen«, verbesserte ihn die Hexe.
»…diesen Schlund untersuchen«, beendete Zamorra den angefangenen Satz.
»Bitte, tu dir keinen Zwang an«, sagte Keanor anstelle ihrer Chefin. »Aber wage dich nicht zu nahe an den Schlund heran. Da waren schon andere vor dir, die dachten, sie könnten dem Schlund Paroli bieten…«
Trotz Keanors arroganten Tonfalls kam es Zamorra vor, als würde sie sich Sorgen um ihn machen.
Dabei hätte ich schwören können, dass sie nur an sich denkt!
Bevor er ging, griff er noch einmal in seine Jacke. Dort hatte er Horans Armband mit der magischen Stickerei deponiert. Er trat zu Kroan, drehte sich so, dass weder Seanzaara noch Keanor sahen, was er tat, nahm die Hand aus der Jackentasche und übergab dem Caltaren das Erinnerungsstück an seinen toten Bruder.
Dann nickte er Kroan zu, der das Armband blitzschnell unter seinen Poncho schob, und bewegte sich den schmalen Pfad von ihrem Aussichtsplatz zum Schlund hinab. Etwa zehn Meter, bevor er den Schlund erreichte, blieb er stehen.
Merlins Stern erwärmte sich und übertrug an Zamorra ein Gefühl der
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