0739 - Operation Doppelgänger
Von hier aus konnte er die larischen Gleiter sehen, die ihn verfolgt hatten. Sie waren etwa zwei Kilometer von ihm entfernt. Die Laren feuerten wütend in den Dschungel hinein und erzeugten ein flammendes Inferno.
Ras lächelte gequält. Sie hatten ihn verloren und schossen blindlings dorthin, wo sie ihn vermuteten.
Er war vollkommen erschöpft. Mühsam atmend preßte er seine Hand gegen die Brust. Er fühlte, daß sein Herz wild schlug.
Die Muskeln seiner Oberschenkel zuckten unkontrolliert, und der Zellaktivator gab seine Impulse in immer schnellerer Folge ab.
Sie hätten ihn beleben und heilen müssen, aber sie taten es nicht.
„Es geht zu Ende", sagte er leise, und er wunderte sich, wie gleichgültig er dieser Entwicklung nun bereits gegenüberstand.
Er wurde sich dessen bewußt, daß er seinen bevorstehenden Tod akzeptiert hatte. Alles, was ihn nun noch in dieser Hinsicht beschäftigte, war die Frage, weshalb der Aktivator versagt hatte.
Er wußte, daß er die Antwort auf diese Frage nicht mehr erhalten würde, und er erhob sich. Die Gleiter der Laren kehrten zurück.
Sie flogen jedoch in etwa fünfhundert Meter Entfernung an ihm vorbei, so daß er eine Entdeckung nicht zu befürchten brauchte.
Er blickte ihnen nach. Ihre Umrisse verschwammen vor seinen Augen. Er konnte sie nicht mehr deutlich genug erkennen.
Leise fluchend schlug er seinen Schutzhelm zurück und atmete tief durch. Die Luft war heiß und feucht, so daß ihm der Schweiß sofort aus allen Poren brach. Dennoch schloß er den Raumhelm nicht wieder, weil er sich in ihm zum erstenmal in seinem Leben beengt fühlte. Am liebsten hätte er auch noch den ganzen Raumanzug abgelegt, aber dann hätte er auf viele Instrumente und Hilfsgeräte verzichten müssen, die er unbedingt benötigte, um seine körperliche Schwäche ausgleichen zu können. Er nahm eine Schmerzkapsel und etwas Konzentratnahrung zu sich.
Ungeduldig wartete er die Wirkung ab. Seine Blicke klärten sich, und auch sein Gehör wurde besser. Er vernahm jetzt ein dumpfes Grollen, das aus der Ferne kam.
Er drehte sich um.
Hatte er nicht darauf geachtet, oder war dieses Geräusch neu?
Die Wolkenbänke rissen auf. Ein riesiges Kugelraumschiff wurde sichtbar. Es jagte mit ungeheurer Geschwindigkeit heran.
Die Glut aus den Abstrahldüsen umwaberte die Kugel wie eine Korona. Unwillkürlich duckte Ras sich. Das Raumschiff verzögerte stark. Offensichtlich setzte man die Antigravtriebwerke ein. Der Feuerkranz erlosch zum Teil, und eine riesige Aufschrift in flammendem Rot wurde sichtbar: MARCO POLO!
Unwillkürlich sprach Ras Tschubai diesen Schiffsnamen vor sich hin.
Es war wirklich die MARCO POLO.
Er hatte das Gefühl, daß der Boden unter seinen Füßen schwankte. Dann stimmte also, was als Gerücht durch den Kosmos geisterte. Die MARCO POLO war zurückgekehrt.
Er runzelte die Stirn.
Wie war das möglich? Die MARCO POLO befand sich zweifelsfrei im Mahlstrom. Er erinnerte sich daran, zu welcher Überlegung er und Senco Anrat gekommen waren. Dies mußte die SZ-1 sein, die den Namen MARCO POLO nur zur Tarnung trug.
Ras nestelte an seinem Funkgerät herum, doch seine Finger waren wie gelähmt. Sie gehorchten seinen Befehlen nicht. Ihm wurde übel, und er mußte sich setzen. Wieder trübten sich seine Sinne, und er glaubte, die nächsten Ereignisse wie aus unendlicher Ferne zu verfolgen.
Die mächtigen Energiekanonen der MARCO POLO blitzten auf.
Armdicke Energiestrahlen zuckten röhrend auf den Siedlungsbereich der Laren hinunter.
Aus kleineren Geschützen eröffnete die Mannschaft der MARCO POLO das Feuer auf die Kampfgleiter der Laren und fegte sie hinweg wie lästige Insekten.
Die Wohn- und Fabrikationsgebäude, die Forschungs- und Vergnügungsstätten der Laren gingen in Flammen auf. Vulkane schienen ihren Schlund zu öffnen und glühende Massen bis in die Wolken hinaufzuschleudern, während gleichzeitig eine Druckwelle über die Stadt der Enjocker und das Gebiet der Laren hinwegrollte.
Ein SVE-Raumer stieg aus dem Inferno auf.
Er kam nicht weit. Ras Tschubai, der mit weit geöffneten Augen zu erkennen versuchte, was überhaupt geschah, sah nur, daß die Energiehülle des SVE-Raumers zerbrach. Danach folgte eine Explosion, die ihn blendete.
Stöhnend legte er seinen Kopf auf die Knie. Er horchte auf den Donner der einschlagenden Energiestrahlbündel, auf die nahezu ununterbrochenen Detonationen im Larengebiet und auf das rasende Pochen seines Zellaktivators. Ihm schien,
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