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0739 - Varneys Rache

0739 - Varneys Rache

Titel: 0739 - Varneys Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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sich das Glühen aus und erfasste bald das ganze Skelett. Aus dem Nichts erschienen Fleisch- und Muskelfetzen, die sich rasch vergrößerten. Adern, Sehnen und Nervenbahnen bildeten sich neu. Diese unheimliche Metamorphose vollzog sich erst langsam, dann schneller und schneller, während der Körper in immer heftigere Zuckungen verfiel, als winde er sich unter unsäglichen Schmerzen.
    Doch das, was da wieder ins Leben zurückkehrte, konnte seine Pein nicht herausschreien, denn es hatte keine Lunge, keine Luftröhre und keinen Mund. Zumindest anfangs nicht, denn nach und nach bildeten auch sie sich neu.
    Ein Röcheln entwich dem fratzenhaft verzerrten Mund des Wesens, das nur entfernt an einen Menschen erinnerte. Es sah so eingefallen und vertrocknet aus, als befinde sich kein einziger Tropfen Blut in ihm.
    Heftig zog das Wesen an den Ketten, bis es seine vertrockneten Hände und Füße aus den viel zu großen Schellen befreit hatte. Von nichts mehr gehalten fiel der wiedererweckte Tote krachend zu Boden.
    Unendlich langsam richtete er sich wieder auf.
    Ein langer, gequälter Schrei entwich seiner neuen Kehle. Nur eins war schlimmer als der Schmerz.
    Der Hunger…
    ***
    Der Aschenbecher quoll über. Christine Mertens saß in ihrem ungemütlichen Schlafraum im notdürftig fertig gestellten Westflügel der Burg und hackte ihren Bericht in den Laptop. Noch bevor sie die örtliche Polizei über ihren makabren Fund informiert hatten, hatte Christine mit ihrem Chef in München telefoniert. Den schriftlichen Bericht würde sie per E-Mail hinterherschicken.
    Da die Burg noch keinen Telefonanschluss hatte, würde sie die Mail per Handy auf den Weg bringen müssen.
    Noch ein Grund mehr, dieses Land zu hassen, dachte Christine. Wenigstens war der Empfang in diesem gottverlassenen Teil der Erde besser als erwartet.
    Es war schon fast elf Uhr. Aber das machte Christine nichts. Sie konnte sich nachts besser konzentrieren als tagsüber, wenn alle naselang jemand etwas von ihr wollte. In München nahm sie sich oft Arbeit mitnach Hause.
    Auch eine Möglichkeit, sich davon abzulenken, dass man einsam ist, ge-, stand Christine sich ein. Sie war schon seit Jahren Single, und ihr Freundeskreis war auch nicht gerade üppig.
    Dabei sah sie gut aus und war auch nicht gerade auf den Kopf gefallen.
    Vielleicht habe ich mich wirklich in eine blöde Zicke verwandelt, die nur noch für ihre Karriere lebt, dachte sie.
    Ihr letzter Freund hatte das behauptet. Daraufhin hatte sie ihm den Laufpass gegeben. Jemand, der nicht hundertprozentig hinter ihr stand, kam für sie als Partner nicht in Frage.
    Christine fischte eine weitere Zigarette aus der Schachtel und verdrängte die düsteren Gedanken. Das Labor mit den Skeletten konnte sich zu einem ernsthaften Problem entwickeln.
    Die örtlichen Polizeitrottel wollten ihre Kollegen aus Hermannstadt hinzuziehen. Und die würden sich erst einmal mächtig aufspielen und vielleicht sogar die Arbeiten in der Burg für eine Weile komplett still legen.
    Genau das, was ihr gefehlt hatte! Noch ein paar Tage mehr in diesem Land, in dem die Duschen nie richtig funktionierten und Service ein Fremdwort war.
    Die Wut ließ Christines Finger noch schneller über die Tastatur fliegen. Doch plötzlich hielt die Architektin inne. Sie hatte etwas gehört.
    Eine Art Schrei!
    Christine lauschte. Was mochte das gewesen sein? Wölfe? Die sollten ja in ganz Europa wieder auf dem Vormarsch sein. Selbst in Deutschland waren schon wieder ein paar Rudel heimisch geworden.
    Oder ein Mensch?
    Das konnte nicht sein. Wer sollte in diesem verschlafenen Nest schon mitten in der Nacht rumschreien? Und wo kam das Geräusch überhaupt her? Es hatte so nahe geklungen. Fast so, als käme es aus dem Keller! Mit Schaudern dachte Christine an die Skelette.
    Christine, du spinnst!, wies sie sich selbst zurecht. Du hast zu viel Stephen King gelesen.
    Das, was da unten rumlag, hatte schon längst seinen letzten Atemzug ausgehaucht. Und schreien würde es ganz bestimmt nicht mehr. Christine lauschte noch eine Weile, aber das Geräusch wiederholte sich nicht.
    Sie hatte gerade ihren Bericht beendet und die Kippe der letzten Zigarette im Aschenbecher ausgedrückt, als ein weiteres Geräusch an ihre Ohren drang. Ein Kratzen und Schaben. Und diesmal war es nah. Sehr nah.
    Vor ihrem Zimmer!
    Alarmiert stand die Bauleiterin auf. Wahrscheinlich waren es nur wieder Ratten, beruhigte sie sich.
    Christine zwang sich, ihre Angst zu ignorieren, und ging zur

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