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0739 - Varneys Rache

0739 - Varneys Rache

Titel: 0739 - Varneys Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Balzer
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hätten sie große Angst vor dem, was sie dahinter gefunden hatten.
    Abergläubisches Pack!, dachte Christine. Aber ihr sollte es recht sein. So konnten sie wenigstens nichts kaputt machen Beherzt betrat sie den seit Jahren versiegelten Raum. Was hier drin war, konnte schon lange niemandem mehr etwas zu Leide tun.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt. Weißt du, was uns das an Zeit kostet, wenn das hier eine Untersuchung gibt?«, fragte Christine ihren engsten Mitarbeiter.
    »Du bist ja ein Gemütsmensch«, meinte Paul, der seine voluminöse Gestalt hinter ihr durch den Durchbruch zwängte. »Mein Gott, das hier sind Leichen!«
    »Das waren Leichen«, entgegnete Christine ungerührt. »Jetzt sind es nur noch ein paar klapprige Knochen.«
    Neugierig näherte sie sich den drei Skeletten an der hinteren Wand. Durch die Ketten an Händen und Füßen standen sie noch immer aufrecht. Das mittlere war von imposanter Größe. Die beiden anderen waren kleiner. Das linke musste den Beckenknochen nach einer Frau gehört haben.
    »Ob das hier einer von Ceauçescus Folterkellern war?«, fragte Paul.
    »Weiß ich nicht. Und es ist mir ehrlich gesagt auch egal.«
    Christine sah, wie Paul mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Neugier nach dem rechten Skelett griff.
    »Nicht!«, rief sie, doch es war zu spät.
    Paul fuhr erschreckt zurück, als die Knochen unter seinen Fingern zu Staub zerbröselten.
    »Scheiße«, murmelte er.
    »Na super, mach so weiter, dann gibt es hier bald nichts mehr, was noch irgendjemand untersuchen könnte«, fauchte Christine.
    Dann hörte sie ein Geräusch direkt hinter ihr und fuhr erschreckt zusammen. Sie knallte mit dem Ellenbogen gegen das linke Skelett, das ebenfalls in Sekundenschnelle zerfiel, und riss sich die Hand an der Mauer auf. Laut fiepend huschte eine Ratte davon. Vermutlich gab es winzige Spalten im Mauerwerk, durch die die grässlichen Nager ein- und ausspazieren konnten.
    »Verflucht«, schrie Christine. Ihre linke Hand brannte höllisch. Die Wunde war nicht tief, blutete aber stark.
    »Und du machst mir Vorwürfe?«, fragte Paul grinsend.
    Christine funkelte ihn grimmig an. Ihr war nicht zum Lachen zu Mute. Die Polizei würde ihnen die Köpfe abreißen. Und was waren das überhaupt für Skelette? Dass Knochen so schnell zerfallen konnten, hatte sie noch nie gehört.
    Vielleicht lag es an der Luft? Möglicherweise gab es hier aggressive Pilze, die die Knochen zerfraßen. Mit plötzlich aufkeimender Panik dachte Christine an die Schimmelpilze in den ägyptischen Pharaonengräbern, die Archäologen wie Lord Carnarvon das Leben gekostet und der Legende vom Fluch der Pharaonen neue Nahrung gegeben hatten.
    Es war ein Fehler gewesen, sich ohne Atemmaske hier rein zu wagen!
    Sei kein Weichei! Reiß dich zusammen., befahl sie sich selbst und bekam ihre Angst unter Kontrolle. Trotzdem hatte sie mehr als genug von diesem Horrorkabinett. Zumal ihre Hand dringend versorgt werden musste. Die drei Zentimeter große Wunde blutete unaufhörlich. Dicke Tropfen klatschten auf ihre Kleidung und den staubigen Boden. Und nicht nur dorthin. Christine bemerkte, dass auch das mittlere Skelett, das Einzige der angeketteten Gerippe, das noch existierte, mit Blut geradezu besprenkelt war.
    »Los, raus hier«, kommandierte sie.
    Paul hatte nichts dagegen…
    ***
    Das Labor lag verlassen da.
    Die beiden Polizisten, die für Kronsberg und die drei Nachbarorte zuständig waren, hatten den Raum notdürftig mit einem Absperrband gesichert und dann die Kollegen in Hermannstadt informiert. Die hatten versprochen, am nächsten Tag vorbeizuschauen. Christine Mertens' wütenden Protest gegen jede weitere Verzögerung hatten sie mit einem Achselzucken quittiert.
    Das hier war ein heißes Eisen, und die beiden Ordnungshüter wollten sich nicht daran verbrennen.
    Draußen tauchte der Vollmond die Welt in sein gespenstisches Licht. Doch in den Kellergewölben war es stockdunkel. Nicht der kleinste Lichtstrahl erhellte das, was von der Laboreinrichtung und den ermordeten Wissenschaftlern übrig geblieben war.
    Kein Laut war zu hören.
    Es war still…
    Doch dann klapperte etwas. Erst leicht, dann immer heftiger. Das angekettete Skelett wurde wie von Geisterhand geschüttelt. Wild zuckte es immer wieder vor und zurück, als hätten sich bei einem unsichtbaren Marionettenspieler die Fäden seiner Puppe verheddert.
    Die Stellen, an denen Christine Mertens' Blut auf das Gerippe gespritzt war, glühten in der Dunkelheit. Dann breitete

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