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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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rief etwas auf baskisch. Der vielstimmige Chor antwortete in tiefem Baß.
    Wieder wurde der zugespitzte Baumstamm gegen die äußere Tür gerammt. Das Holz ächzte.
    „Beim nächsten Mal schaffen sie den Durchbruch", prophezeite Dorian.
    „Aber dann ist Feierabend", erwiderte Miguel. „Die innere Tür hält.
    Aus dem rückwärtigen Teil des Hauses ertönte das Klirren berstenden Glases, dann war ein scharrendes Geräusch zu hören, wie wenn man mit Metall über Stein kratzt. Dorian wußte, was das zu bedeuten hatte. Die Sektierer schlugen die Fenster mit Steinen ein und versuchten dann mit Brecheisen die Gitter aus der Verankerung zu heben.
    Unter den anfeuernden Rufen ihres Sektenführers rannten die Basken neuerlich gegen die äußere Tür. Diesmal folgte dem dumpfen Krachen das Geräusch splitternden Holzes. Die äußere Tür war durchbrochen. Die Sektierer stimmten ein Freudengeheul an.
    Dorian blickte zur Decke. Durch die Spalten zwischen den Brettern kräuselte sich feiner Rauch. Das Feuer hatte vom Balkon aus um sich gegriffen und war in die Räume des oberen Geschosses vorgedrungen. Die Deckenbalken ächzten.
    Vor dem Haus ertönte ein markerschütternder Schrei, dem der dumpfe Aufprall eines Körpers folgte.
    „Was bedeutet das?" fragte Miguel.
    Dorian gab keine Antwort. Er starrte zu den ächzenden Deckenbalken hinauf. Ihm war, als würden sie sich ausdehnen. Ein Balken vibrierte so stark, daß seine Konturen nicht mehr zu erkennen waren. Ein anderer zuckte plötzlich schlangenartig und erstarrte sofort wieder; aber er war jetzt S-förmig verbogen.
    Diese Erscheinungen waren nicht auf die Hitzeeinwirkung des Feuers zurückzuführen.
    „Was hat das zu bedeuten?" fragte Miguel wieder. „Haben Sie denn keine Erklärung dafür, Dorian?" „Doch", antwortete der Dämonenkiller. „Die Krise, in der sich Tirso befindet, hat ihren Höhepunkt erreicht."
    Miguel starrte ihn an. Als er in seinem Rücken einen explosionsartigen Knall vernahm, wirbelte er herum. In der einen Wand hatte sich ein Riß gebildet. Aus diesem quoll eine dampfende, lavaartige Masse.
    „Die Steine zerfließen wie Wachs!" rief Miguel entsetzt. „Ist Tirso daran schuld? Macht er das?" Er warf sich auf Dorian und packte ihn am Kragen. „Haben Sie nicht behauptet, daß mit Tirso alles zum besten steht? Was bedeutet dann das? Warum tut er das, wenn er geläutert ist?"
    Die eine Außenwand beulte sich krachend nach innen aus, als hätte eine Riesenfaust dagegengeschlagen.
    „Tirso ist dafür nicht verantwortlich zu machen", erklärte Dorian und befreite sich aus Miguels Griff. „Er hat seine magischen Fähigkeiten nicht unter Kontrolle. Er kann sie nicht steuern, weil er Dulas Einfluß ausgesetzt ist. Hekates Alraunengeschöpf hat ihn auf irgendeine Weise in Abhängigkeit zu sich und dem hermetischen Kreisel gebracht. Sie kann Tirso manipulieren, so daß er magische Phänomene auslöst - wie früher, wenn er Alpträume hatte. Aber das verstehen Sie wohl kaum." Vor dem Haus ertönte wieder ein Schrei. Durch die Ritzen der Fensterläden war ein zuckender Blitz zu sehen.
    „Ich verstehe nur, daß Tirso diese unheimlichen Vorgänge verursacht", erwiderte Miguel. „Er ist der auslösende Faktor. Wer ihn dazu bringt, dies zu tun, ist für mich nicht maßgebend."
    Er unterbrach sich, als der Boden unter seinen Füßen erbebte. Ein Grollen, das von tief unter der Erde zu kommen schien, erschütterte das Haus in seinen Grundfesten. Die Wände bekamen weitere Sprünge, der Steinboden warf Blasen. Bläulicher Rauch stieg auf, als sie platzten; verkrustete Mulden mit ausgezackten Rändern blieben zurück. Im Nu glich der ehemals glatte Steinfußboden einer Kraterlandschaft.
    Die Wände begannen sich zu neigen, als seien sie aus Pappe und könnten den stürmischen Elementen nicht trotzen. Aus der Decke zuckte ein Blitz, und für einige Sekunden stand eine grelle, bläuliche Flammensäule mitten im Raum. Als sie erlosch, zuckten in den Winkeln und Ecken kleine Flammenzungen auf, die sich rasch ausbreiteten - zuerst waagrecht und entlang der Bodenleisten, dann wuchs das flüssige Feuer in die Höhe und überschwemmte die Wände. Es war ein blaues, kaltes Feuer, das eigenartige Muster in die Steinwände wob. Seltsame Flammengestalten bildeten sich und fielen wieder in sich zusammen. Gebilde wie Buchstaben einer fremden Schrift entstanden, zerflossen, formten sich zu neuen Mustern.
    Die Schreie rund um das Haus vermehrten sich, vermischten sich mit

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