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074 - Der Sohn des Zyklopen

074 - Der Sohn des Zyklopen

Titel: 074 - Der Sohn des Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hatten beim magischen Zeugungsakt etwas nicht bedacht, das stärker war, als alle Einflüsse des Bösen: Das war die Liebe zwischen Ihnen und Inez. Torto gab Tirso sein Aussehen, aber Sie beide gaben ihm die Persönlichkeit.“
    „Ha!“ machte Miguel abfällig. „Ihnen kommt das alles so glatt über die Lippen, als hätten Sie mit Tirso zusammengelebt. Dabei wissen Sie nicht, wovon Sie sprechen. Sie haben die unheimlichen Vorgänge in diesem Haus nicht erlebt, zu denen es kam, wenn Tirso träumte. Soll er die Fähigkeit, in seinen Träumen andere Menschen zu beeinflussen und tote Gegenstände zu bewegen, etwa auch von mir haben?"
    „Ich rede nicht von seinen übernatürlichen Gaben, sondern von seinem Charakter", stellte Dorian klar. „Tirso mußte seit seiner Geburt in seinem Inneren ständig einen Kampf gegen das Böse führen. Dadurch wurden unkontrollierbare Kräfte frei, die zu den von Ihnen erwähnten Phänomenen führten. Der heutige Tag brachte für ihn die Entscheidung. Das Gute in ihm hat über die ihn bedrängenden Mächte des Bösen triumphiert. Das sollte selbst Ihnen klargeworden sein. Tirso verdient Ihren Haß nicht, denn indem er Torto vernichtete, hat er sich für Sie als Vater entschieden. Das sollten Sie anerkennen."
    Miguel atmete schwer. Er überlegte lange, bevor er sagte: „Es mag alles stimmen, was Sie sagen, Dorian. Tirso mag nicht der Dämon sein, für den ich ihn gehalten habe. Ich will es glauben. Ich bin soweit, ihn als den Inbegriff des Guten, als Märtyrer und himmlischen Boten, als die engelhafte Inkarnation schlechthin zu akzeptieren - aber, Dorian, nicht als meinen Sohn. Nein, dazu könnte ich mich nie durchringen. Er bleibt für mich ein Bastard, was ich jedoch nicht als Schimpfwort verstanden haben will."
    Dorian nickte. Er mußte die Einstellung des Basken akzeptieren. Die meisten Menschen, die mit den Gesetzen der Schwarzen Magie und den Mächten der Finsternis nicht vertraut waren, hätten sich ebenso verhalten."
    „Schon gut, Miguel", sagte Dorian. „Niemand kann Sie deshalb verurteilen."
    Dorian wirbelte herum, als er aus den Augenwinkeln eine Bewegung sah. Aber es war nur Inez Aranaz, die in die Wohnstube trat. Sie war blaß und machte einen erschöpften Eindruck. Die Lippen hatte sie fest aufeinandergepreßt, die Hände vor der Brust wie zum Gebet gefaltet.
    „Was soll nun geschehen?" fragte sie.
    Ihr Mann senkte den Kopf und wandte sich ab.
    „Wie geht es Tirso?" fragte Dorian statt einer Antwort.
    „Er - schläft. Aber ich bin in Sorge um ihn. Er wirkt so beängstigend apathisch - und doch habe ich den Eindruck, daß es in ihm arbeitet. Ich weiß nicht, was in ihm vorgeht, aber ich ahne nichts Gutes. Können wir ihm nicht helfen, Senor Hunter?"
    „Wir sind hier eingeschlossen. Und Eiztari Beltza hat wahrscheinlich die Bewohner des ganzen Tales gegen uns aufgewiegelt. Von ihnen können wir keine Hilfe erwarten. Wir müssen hier ausharren."
    „Ich weiß.“ Inez richtete ihre Blicke flehend auf Dorian. „Aber können Sie nichts für Tirso tun? Sie müssen doch erkannt haben, daß er nicht schlecht ist."
    „Aber gewiß doch!" warf Miguel in sarkastischem Tonfall ein. „Der ehrenwerte, allwissende Dorian Hunter hat längst seine Meinung über Tirso revidiert. Er hat erkannt, daß er in Wirklichkeit ein göttlicher Erzengel ist, der mit seinem Flammenschwert alles Böse dieser Welt austilgen wird."
    Dorian achtete nicht auf ihn. Er ging zu Inez und führte sie zur Kellertreppe. „Bleiben Sie bei Tirso! Er braucht Sie jetzt. Ich vermute, daß er sich in einer Krise befindet, die er ohne Beistand nicht wird überstehen können. Kümmern Sie sich um Tirso! So helfen Sie ihm am besten."
    Inez nickte und schickte sich gerade an, die Treppe in den Keller hinunterzusteigen, als von draußen die donnernde Stimme des Schwarzen .Jägers ertönte.
    „Dorian Hunter!" rief er. „Hören Sie mein Ultimatum! Wenn Sie sich innerhalb der nächsten fünf Minuten nicht ergeben, dann stürmen wir das Haus. Überlassen Sie uns Torto und den Kinddämon, dann werten wir das bei der Verhandlung vor unserem Tribunal als mildernden Umstand. Dasselbe gilt für Inez und Miguel Aranaz. Es ist die letzte Chance, Ihre Seelen vor der Verdammnis zu retten. Inez Aranaz gab einen erstickten Laut von sich und preßte die zitternden Hände vor den Mund. Ihre grünen Augen waren bange auf Dorian gerichtet.
    „Gehen Sie nur zu Tirso!" sagte der Dämonenkiller zu ihr. „Ich werde ihn diesen

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