0741 - Im Haus der Ghouls
verschimmelt.
Er hob den Arm, visierte das Rohr noch einmal an…
Da hörte er das Geräusch!
Hinter sich, sehr nahe sogar. Sein Mund trocknete aus, gleichzeitig intensivierte sich wieder der widerliche Gestank nach Verwesung, was auch nicht normal war.
Glaser drehte sich.
Noch in der Bewegung geschah es.
Etwas klatschte gegen die hochkant gestellte Lampe. Sie fiel um und verlosch. Das alles geschah so schnell, daß Glaser nicht mehr reagieren konnte.
Die Dunkelheit fiel über ihm zusammen, als wäre ein Sack über ihn gestülpt worden.
Und dann hörte er ein widerliches Kichern…
***
Glaser blieb beinahe das Herz stehen. Er gehörte wirklich nicht zu den ängstlichen Menschen, aber dieses Kichern in der Finsternis war so schlimm, daß er eine Gänsehaut bekam.
Da war jemand.
Er wußte nicht, welch ein Wesen dort lauerte. Ob es männlich oder weiblich war, ob es sich überhaupt um einen Menschen handelte oder um ein Tier. Er konnte nichts sehen.
Wo war die Lampe?
Glaser bückte sich zur rechten Seite hin. Er streckte dabei seinen Arm aus, und seine Finger kratzten über das Leder der Tasche. Er wollte dorthin gelangen, wo auch die Lampe gestanden hatte.
Sie war nicht mehr da!
Jemand hatte sie verschwinden lassen. Wer steckte dahinter? Wer hatte sich in diesen Keller geschlichen und ihn erwartet? Der Stinker? Eine andere Lösung fiel ihm nicht ein. Da Glaser durch das Verschwinden der Lampe noch immer geschockt war, dachte er auch nicht daran, in die offene Tasche zu fassen und nach dem anderen Werkzeug zu suchen.
Er hörte noch das Schleifen, das entstand, als die Tasche über den Boden gezogen wurde. Seine Hand griff ins Leere. Er verlor durch die nach vorn gebeugte Haltung das Gleichgewicht und mußte sich mit der rechten Hand abstützen, um nicht zu fallen.
Glaser stemmte sich auf den Griff der Axt.
Es dauerte eine Sekunde, bis er begriff, welche Möglichkeit ihm dadurch buchstäblich in die Hand gegeben worden war. Seine Hand wurde zur Kralle, als sie den Griff umklammerte und er die Axt anhob.
Er lachte.
Bitterböse wischte es aus seinem Mund. Es klang, als wäre Metall auf Metall geschlagen.
Glaser richtete sich auf.
Er stand jetzt unter einer irrsinnigen Spannung. Sein Körper glich einer gespannten Feder, die jeden Augenblick losschnellen konnte. Obwohl er in der Dunkelheit nichts, aber auch gar nichts sehen konnte, hatte er die Augen weit aufgerissen.
Er hörte das Schleifen.
Es war dicht vor ihm erklungen, war von einem leisen Schmatzen begleitet und einem Glucksen.
Was war das?
Gleichzeitig verstärkte sich der Gestank.
Glaser schlug zu.
Es war ihm egal, wen oder was er traf. Er wollte nur dieses widerliche Ding vernichten.
Die Axt erwischte ein Ziel.
Jedenfalls hörte er ein Klatschen und gleichzeitig einen dumpfen Laut, als hätte er in Teig geschlagen. Etwas spritzte ihm ins Gesicht. Die Tropfen blieben an seiner Haut kleben, sie ätzten, als wäre er von einem Säureregen erwischt worden.
Was hatte er da getroffen?
Glaser zog die Axt wieder zurück. Er holte noch einmal aus. Der Arm befand sich schon auf dem Weg nach unten, als es ihn abermals erwischte. Diesmal am Bein.
Etwas drehte sich um seine linke Hand. Es war nicht so hart wie eine Klammer, eher weich und nachgiebig, doch wiederum nicht so nachgiebig, als daß es ihm gelungen wäre, den Griff zu sprengen. Eine Wurst umklammerte ihn, zerrte, zog, das rechte Bein wurde ebenfalls umklammert, und jetzt war die Zange da.
Er fiel nach hinten.
Zum erstenmal schrie der Entmieter auf. Es war ein Schrei der Panik, der tiefen Angst, der gurgelnd aus seinem offenen Mund strömte und von einem Strom aus Speichel begleitet wurde.
Dann prallte er auf den Rücken. Der Kopf zuckte noch in einem Reflex nach hinten und erwischte die Wand.
Für einen Moment sah Glaser Sterne. Ein stechender Schmerz durchraste seinen Schädel, und Glaser hatte zum erstenmal die Orientierung verloren. Er wollte aufstehen, seine Reflexe funktionierten noch, aber er kam nicht mehr hoch.
Etwas klatschte zuerst in sein Gesicht, dann raubte es ihm die Luft, als es sich auf seine Lippen legte. Es war so widerlich, so unbeschreiblich ekelhaft, daß Glaser keinen Ausdruck fand, um dieses Phänomen zu beschreiben. Der verdammte Geruch trieb ihm den Magen in die Höhe. Er schien sich jeden Augenblick übergeben zu müssen.
Ich komme nicht mehr hoch!
Diese Feststellung jagte wie ein Schrei durch seinen Kopf. Sie trieb die Panik noch weiter an. Er
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