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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für das Blut, das in der folgenden Nacht vergossen werden sollte.
    Sehr hoch ragte die Fassade aus der neoklassizistischen Zeit vor mir auf. Das Haus stand da wie ein Berg. Die ersten Scheinwerfer waren eingeschaltet worden, viel zu früh, denn es war noch hell.
    Ich umschritt die Eisfläche. Schaute dabei auf die Oberfläche, die gar nicht so glatt schien, wie sie eigentlich hätte sein müssen. Ich riskierte es und betrat sie.
    Vorsichtig setzte ich meinen Fuß darauf. Er fand sogar Halt. Ich zog den zweiten nach, und wenig später schritt ich über die Fläche hinweg, ohne auszurutschen. Sie war aufgerauht worden, und man konnte beinahe normal auf ihr gehen.
    Es war kalt geworden. Pontresina liegt fast 1800 Meter über dem Meeresspiegel. Sobald die Sonne hinter den Graten der Berge versunken war, kehrte die Kälte zurück.
    Allerdings wehte so gut wie kein Wind, und deshalb ließen sich die Temperaturen ertragen.
    Ich ging quer über den Pool. Kufen von Schlittschuhen hatten ihre Spuren hinterlassen, denn oft genug wurde hier auf der Fläche gelaufen. Das Hotel beschäftigte sogar eine eigene Trainerin.
    Ich wußte selbst nicht, was ich hier suchte. Spuren konnte ich kaum finden. Vielleicht hatte ich mich auch unbewußt in die Rolle eines Märtyrers hineingedrängt oder eines Lockvogels, der wollte, daß die andere Seite auf ihn aufmerksam wurde.
    Wie dem auch sei, ich fühlte mich auch in den folgenden Minuten nicht besser.
    Immer wieder kreisten meine Gedanken um den Fall. Ich versuchte, gewisse Dinge noch besser in Einklang zu bringen und dachte auch an die Organisation, zu der Franca Simonis gehörte. Sie unterstand direkt dem Vatikan.
    Es war kein Geheimnis, daß auch der Vatikan einen Geheimdienst unterhielt. Oft genug war über gewisse Aktivitäten des Staates im Staat geschrieben worden, aber das hatte mit der Weißen Macht meiner Ansicht nach wenig zu tun.
    Sie saß in Turin, operierte von dort aus und wurde vom Vatikan sicherlich finanziell unterstützt.
    Ich hätte gern gewußt, wer die Weiße Macht anführte, aber für Fragen dieser Art war keine Zeit gewesen. Außerdem hatten sie keine Priorität. Möglicherweise erfuhr ich das alles noch von meiner neuen Verbündeten.
    Da ich die Eisfläche genau unter die Lupe genommen und noch nichts entdeckt hatte, konnte ich mich eigentlich auf den Rückweg machen. Einen letzten Blick warf ich gegen die westliche Kulisse der Berge, die im Licht der untergehenden Sonne ein grandioses Bild boten. Es war eine wunderschöne Landschaft, so rein und klar. Für mich schwer vorstellbar, daß fremde, düstere Mächte bald die Gewalt über all diese Schönheiten bekommen sollten.
    Wie konnte ich sie stoppen?
    Diese Frage beschäftigte mich. Daß ich darauf keine Antwort fand, machte mich nicht gerade froher. So stellte ich mir zwangsläufig die Frage, ob ich mir nicht zuviel vorgenommen hatte. Dabei hatte ich nur Urlaub machen wollen.
    Immer mehr geriet ich darüber in Zweifel. Wirklich nur Urlaub. Oder waren die Weichen längst von anderen Kräften gestellt worden. Hatten andere hinter meinem Rücken bereits das Netz gewoben?
    Ich hörte ein Geräusch.
    Als ich mich umdrehte - noch immer stand ich auf der Eisfläche - sah ich an der Schmalseite die Gestalt eines Mannes. Er hielt sich dort auf, wo auch die Liegestühle untergestellt waren. Die Gestalt stand zwar im Schatten, dennoch wußte ich, daß ich den Mann mit der Glatze noch nie zuvor gesehen hatte.
    Gehörte er zu den Gästen?
    Er trug einen Anzug, keinen Mantel darüber und schien auch nicht zu frieren. Wie ein Angestellter jedenfalls sah er nicht aus. Wie lange er dort schon gestanden und mich beobachtet hatte, wußte ich nicht. Ihm schien es lange genug gewesen zu sein, denn er gab sich einen Ruck und setzte sich dann in Bewegung.
    Auf das Eis ging er nicht. Dafür schritt er an der Längsseite der Fläche entlang, und seine gedrungene Gestalt warf dabei einen Schatten, der doppelt so groß war.
    Mir war längst klargeworden, daß dieser Mann etwas von mir wollte. Er war auch nicht aus reiner Freundschaft zu mir gekommen, das konnte ich sehr deutlich sehen.
    Ich erwartete ihn.
    Da das Eis etwas tiefer lag als das normale Bodenniveau, wirkte er auf mich größer.
    Sein Gesicht zeigte im letzten Licht der Sonne einen bläulichen Schein. Es konnte durchaus an den Schatten liegen, die jetzt langgestreckt in das Tal hineinfielen.
    Er wollte etwas von mir.
    Als er stehenblieb, verzog er seine dicken, blassen Lippen

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