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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zusehends. Das Bild kannte ich von den letzten Tagen her, und doch war es ein anderes als sonst.
    Es war kein Mond zu sehen, es leuchtete auch kein Stern. Diese Dunkelheit schlich heran, als wäre sie dabei, den Beginn des Weltuntergangs anzukündigen…
    ***
    Als ich durch die Etagen des Hotels nach unten schritt, umgab mich eine nahezu gespenstische Stille. Alle sonstigen Geräusche schienen eingeschlafen zu sein, denn ich hörte nur das Schleifen meiner Sohlen auf dem Teppich in der Treppenmitte.
    Ich war mit Jessica im Zimmer gewesen, hatte mich kurz frisch gemacht, die Kleidung gewechselt und auch auf die Wunde an der Wange ein Pflaster geklebt. Dann hatte ich mir die Beretta und den Dolch eingesteckt und anschließend noch einmal mit Franca Simonis telefoniert. Zuvor war Jessica von mir über Franca und deren Arbeit informiert worden. Jessica hatte sich etwas verlegen gezeigt und gemurmelt: »Das habe ich ja nicht wissen können.« Dann war für uns beide das leidige Thema erledigt gewesen.
    Ich hatte Franca Simonis gesagt, wo ich hingehen wollte. Sie wollte auch an die Bar kommen, und ich würde dort auf sie warten.
    In der ersten Etage entdeckte ich zum erstenmal einen Gast. In der von mir am weitesten entfernten Ecke des Flurs verließ er sein Zimmer, schaute nach rechts und mußte einfach erkennen, daß ich an der Treppe stand, direkt vor einem großen Blumenkübel.
    Der Mann schaute mich an.
    Er tat nichts.
    Ich allerdings fragte mich, ob er auch zu den Dienern Henochs gehörte, die auf ihre große Stunde warteten. Er mußte erkannt haben, daß ich nicht zu ihnen zählte, denn er drehte sich um und verschwand wieder in seinem Hotelzimmer.
    Typisch für sie, daß sie sich zurückhielten. Nur nicht auffallen, nur kein Aufsehen erregen, denn ihre große Zeit würde erst bei tiefer Dunkelheit kommen.
    Ich dachte auch über den Jungen nach. Er hieß Elohim, und seinen Blick hatte ich nicht vergessen können. Er war mir unter die Haut gedrungen, aber auch ich hatte in ihm etwas Besonderes erkannt.
    Für mich war er der Tod gewesen, vielleicht übertrieben, doch es war besser so zu denken als anders und ihn als einen zu harmlosen Menschen zu nehmen.
    Einen Dr. Sträter hatte ich ebenfalls noch nicht gesehen. Wahrscheinlich würden sie erst kurz vor Beginn der großen Stunde zusammenfinden, und wiederum dachte ich darüber nach, was wohl mit den anderen, den normalen Gästen geschehen war.
    Die Lösung bekam ich präsentiert, als ich durch die Schiebetür die Rezeption betrat.
    Dahinter stand eine junge Frau, die mit irgendeiner anderen Person telefonierte. Ich hörte, daß sie von einer Schlittenfahrt sprach, die erst spät in der Nacht enden würde. In diese Fahrt eingeschlossen war auch ein Essen. Dabei konnte man sehr gut manipulieren.
    Sie waren also unter sich.
    Die Frau legte den Hörer auf und schaute mir lächelnd entgegen. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Nein, nein, schon gut.«
    Ich ging wieder zurück.
    Vor mir lag die Halle. Leere Stühle und Sofas. Auch vom Personal sah ich keinen. Das Hotel schien zum Schweigen verurteilt zu sein. Ich schritt auf die Halbkugel zu, die sich wie ein gläsernes Geschwür von der Außenwand des Hotels her zur Rückseite hin drückte.
    Vor der Scheibe blieb ich stehen.
    Es war eine wunderschöne Aussicht. Man sah die fernen Berge, die als düsteres Gemälde wie auf einer gewaltigen Leinwand zu sehen waren.
    Das Eis und der Schnee der Berge schimmerten in einem intensiven Blau. Zahlreiche Farben, eben in diesen Tönen gehalten, bildete ein klares Muster, das noch das letzte Licht der Sonne eingefangen zu haben schien, um es für die Nacht zu konservieren.
    Natürlich brannten die Lichter im Ort. Auch an den Hängen der Berge blitzten sie an manchen Stellen auf wie funkelnde Diamanten, doch der Himmel war ohne Sterne. Nach wie vor sah er aus wie ein gewaltiges, dunkles Tuch, das auch dem Mond keine Chance gab, sich zu zeigen.
    Leise Musik drang an meine Ohren. Eine weiche Musical-Melodie von Cole Porter, die typische Barmusik, und genau aus dieser Richtung hörte ich auch den Klang.
    Ich drehte mich um.
    Es gab den Durchgang zur Bar, und der war offen. Vorhin hatte ich nicht hineingeschaut, jetzt tat ich es, konnte sie sehr gut überblicken und sah an der Theke eine einsame Frau sitzen.
    Es war nicht Franca, mit der ich mich dort verabredet hatte, sondern eine andere Person.
    Die Frau, die ich zusammen mit Elohim im Bereich des Eingangs gesehen hatte. Eine Person mit

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