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0743 - Finsternis

0743 - Finsternis

Titel: 0743 - Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückerobern und dies eben durch Henoch und den Jungen in die Tat umsetzen.«
    »Ja«, gab ich aufstöhnend zu, »daran habe ich leider auch schon gedacht.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Es muß doch eine Chance geben, sie zu stoppen.«
    Franca lachte. »Willst du eine Maschinenpistole nehmen und in die Menge hineinschießen?«
    »Nein.«
    »Ich sehe keine.«
    »Ich habe das Kreuz!«
    »Das weiß ich, John. Wie schon erwähnt, wir sind über dich informiert. Du bist der Sohn des Lichts.« Sie schaute mitleidsvoll. »Aber vergiß es. Das Kreuz wird dir nichts nutzen. Diese Erlösung fand erst viel später statt.«
    »Das ist wahr, aber ich setze trotzdem darauf.«
    »Was macht dich so mutig.«
    »Das hier.« Ich holte das Kreuz hervor und ließ es mit der Oberseite auf meiner flachen Handfläche liegen. Dann tippte ich mit der Spitze des Zeigefingers gegen die verschiedenen Enden und fragte Franca, ob sie die dort eingravierten Buchstaben erkannte.
    »Ja, natürlich. Was bedeuten sie?«
    Ich war froh, daß sie die Frage stellte, denn alles über mich wußte sie auch nicht. »Schau dir die Buchstaben an, Franca, dann wirst du vielleicht begreifen.«
    Sie sprach sie flüsternd aus. »Ein M, ein R, ein G und ein U. Ja, das sind sie.«
    »Korrekt. Es sind die Anfangsbuchstaben der vier mächtigen Erzengel Michael, Raphael, Gabriel und Uriel. Unter anderem ihnen hat es der Erschaffer des Kreuzes, der Prophet Hesekiel, geweiht. Er hat praktisch ihren Segen bekommen.«
    Franca Simonis trat einen kleinen Schritt zurück. Dabei atmete sie so heftig ein, daß ihre Nasenflügel vibrierten. »Das ist… das ist unglaublich. Ich muß dir Abbitte leisten. Du bist mächtiger, als ich gedacht habe.«
    »So schlimm ist es auch nicht«, erwiderte ich. »Ich fühle mich auch nicht als Machtfaktor. Ich versuche nur, eine Aufgabe zu erledigen, die nicht immer einfach ist.«
    Sie legte mir eine Hand auf die Schulter. »Bist du nicht oft deprimiert?«
    Ich schaute in ihr feingeschnittenes Gesicht. »Ja, das bin ich, Franca, aber darüber möchte ich jetzt nicht reden. Wir müssen uns auf die Zukunft konzentrieren. Dir traut man nicht. Man hat dir einen Killer geschickt. Sie werden ihn vermissen, und ich frage dich, wo du dich verstecken willst in diesem Hotel?«
    »Verstecken?«
    »Ja.«
    »Um Himmels willen. Daran habe ich nie gedacht. Nein, ich werde mich nicht verstecken. Ich werde in die Offensive gehen und mich auch öffentlich zeigen.«
    »Du bist mutig.«
    »Nur so kann man sich dieser Brut entgegenstellen. Ich bleibe hier, ziehe mich um und werde nach unten in die Bar gehen oder mich zumindest in deren Nähe aufhalten.«
    »Das ist vielleicht ganz gut.«
    »Was machst du?«
    »Mal sehen.«
    Sie lächelte etwas schief. »Denk daran, daß in deinem Zimmer noch jemand auf dich wartet, dem du eine Erklärung schuldest.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Bring es in die Reihe, John, bitte.«
    »Okay, ich werde es versuchen.«
    Nach dieser Antwort verließ ich das Zimmer. Im Flur hörte ich, wie Franca Simonis die Tür abschloß. Den Schlüssel drehte sie zweimal herum, um sicherzugehen.
    Ich ging langsam über den breiten Teppich. Niemand kam mir entgegen. Wenn mich jemand gefragt hätte, wie ich mich fühlte, hätte er die entsprechende Antwort bekommen.
    Wie jemand, dem man den Boden unter den Füßen weggezogen hat…
    ***
    Ich war nicht in mein Zimmer und zu Jessica gegangen, sondern hatte das Hotel auf der Rückseite verlassen. Es lag auch nicht daran, daß ich Angst vor einer Aussprache gehabt hätte, nein, diese Tat hatte einen anderen Grund.
    Ich wollte mir das Gelände noch bei Tageslicht ansehen, wo nach Einbruch der Dunkelheit das große, schreckliche Ereignis stattfinden sollte.
    Franca Simonis hatte von einer Eisbahn gesprochen. Es war eine Natureisbahn, denn im Sommer tummelten sich hier die Gäste im Swimmingpool. Die Liegen standen nicht mehr am schmalen Rand, sondern waren bereits unter ein schützendes Dach geräumt worden. Niemand hielt sich außer mir an der Eisbahn auf.
    Ich kam mir einerseits sehr einsam vor, dann wiederum nicht, weil ich den Eindruck hatte, von zahlreichen Augenpaaren unter Kontrolle gehalten zu werden.
    Augen, die den Menschen gehörten, die möglicherweise hinter den Fenstern ihrer Zimmer standen und auf die Rückseite des Hotels hinabblickten. Ich schaute an der Fassade hoch, die durch die untergehende Sonne einen leicht rötlichen Anstrich bekommen hatte, als wäre diese Farbe schon ein Zeichen

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